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Reise in die arabische Haut

Reise in die arabische Haut

Titel: Reise in die arabische Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea M Ben Habibi
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mehr richtig, denn meine Ehre wird explizit nicht entehrt, wenn Jamila berührt in die Ehe einmarschiert.
    Als sich mein zweites Auge schließt, träume ich von Steinigungen, von Ehrenmorden und von einer Zwangsheirat. Ich sehe Ali Baba vor mir, der auf einem Souk seine Tochter gegen Kamele eintauscht.
    Als Höhepunkt träume ich einen ultimativen Alb. Harte Seife, die alle Poren meiner Haut verstopft, lässt mich nicht mehr atmen. Durch die Seife getötet, werde ich nicht vor das göttliche Gericht geladen, sondern mit einem Paternoster direkt in die Hölle befördert. Dort muss ich Luzifer beim Aufschichten des Fegefeuers assistieren, wobei lichterloh brennende Hölzer meinen Körper verkokeln. Verbranntes Menschenfleisch riecht sogar im Albtraum widerlich.
    Als der Muadhin mich von den Nachtqualen erlöst, stimme ich sofort ein Dankesgebet an.
    In den frühen Morgenstunden ist es angenehm windig warm. Angeschlagen durch die Horrorvorstellungen der letzten Nacht setze ich mich auf die Stufe vor meinem Zimmer und denke darüber nach, wann die Hochzeit stattfinden wird. Hoffentlich reicht die Zeit noch, um meine Hosenbeine zu kürzen.
    Als ich die Tür meiner Schwiegereltern klappern höre, verschwinde ich mit flatterndem Herzen in meine Kaschemme und verkrieche mich unter meiner Decke.

Gefangenschaft
     
    Nach meinem Albtraum vermisse ich ein frisches knackiges Brötchen mit Margarine und einer ordentlichen Portion Himbeermarmelade. Dazu ein Glas Latte macchiato wäre der Renner.
    Wie immer gibt es zum Frühstück arabischen Kaffee, auf den ich freiwillig verzichte. Das Baguette mit Harissa kann mir auch gestohlen bleiben. Folglich esse ich, wie fast jeden Morgen, einen Keks und trinke ein Gläschen Frischmilch. Und täglich grüßt das Murmeltier respektive der gleiche Tag. Eintönig, aber ich genieße immer noch das Dolce far niente.
    Walda drängt zum Aufbruch. Die Prada-Schneiderin ruft. Meine Hosenbeine werden vorbildlich gekürzt. Die filigrane Stickerei bleibt erhalten, da die Näherin aus der Hosenbeinmitte ein zwanzig Zentimeter großes Stück heraustrennt. Sie fügt die Hose kurz über der Stickerei wieder zusammen, pradaverdächtig geschult.
    Den Rest des Tages bin ich allein, weil Jadda heute im Krankenhaus durchgecheckt wird. Eine gute Gelegenheit, um im Wohnzimmer Westfernsehen zu schauen. Von ARD bis MTV absorbiere ich alle Programme. Als ich auf RTL II eine spannende Biographie über einen Rotlichtkönig von Düsseldorf glotze, klopft Walda ans Fenster. Ohne zu zögern schalte ich den Kasten aus und bewundere schicklich die frischen Frühlingszwiebeln und dicken Kartoffeln, die sie im Acker ausgegraben hat.
     
    Spätnachmittags humpelt eine absolut erschöpfe Jadda in die Küche. Sie weint, knetet ihre linke Schulter und sinkt leidvoll auf einen Küchenhocker.
    »Die Untersuchung wird ein schlimmes Ergebnis zutage gebracht haben«, glaube ich und bemitleide meine Schwiegeroma. Nachdem Jamila den Arztbrief gelesen hat, gibt sie Entwarnung. Jadda hat lediglich, dem Alter entsprechend, kleine Muskelverspannungen, ansonsten ist Madam top in form.
    Nach dem Abendessen bekniet mich die totkranke Jadda, ihren Rücken mit deutschem Rheumagel einzureiben. Sie hebt und senkt die Schultern und stöhnt: »Ah, Ah.«
    Da ich meine Jadda über alles schätze, bekommt sie eine intensive Massagebehandlung. Ich knete just ihre Schulterblätter, als ich an der Außentür einen Schlüssel höre, der sich umdreht. Jadda lässt öfters ihren Türschlüssel an der Außenseite der Tür stecken. Für Mehdi ein gefundenes Fressen. Dieser presst sein Gesicht wie ein Unschuldslamm an die Fensterscheibe und zieht Grimassen. Ich puste ihm einen Luftkuss auf die Wange, um ihn gnädig zu stimmen. Pustekuchen. Küsse hasst er wie die Pest. Küsse von mir. Er greift mit den Fingern in sein Gesicht und schmettert den Luftkuss achtlos weg.
    Ich fordere ihn mit Händen und Füßen auf, den Schlüssel wieder ins Türschloss zu stecken und einmal herumzudrehen. Nutzlos. Ich habe noch einen Trumpf im Ärmel. Das Fenster. Bevor ich in der Lage bin, die Fensterscheibe zu öffnen, wirft sich Jadda dazwischen und zeigt kreischend nach oben. Durchs Fenster windet sich die Verkabelung via Wohnzimmerfernseher zur Satellitenschüssel. Jaddas Prinzip heißt, lieber eingeschlossen bleiben, als die Sender zu kappen.
    Ich bitte Mehdi inständig, den Schlüssel seinem Vater auszuhändigen. Mehdi lacht hämisch und haut kurvendrehend ab. Mit dem

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