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Reise in die Niemandswelt

Titel: Reise in die Niemandswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Sauerstoff atmen, erinnerte Rhodan sich.
    Der Maahk ragte jetzt bis zur Hüfte aus dem See, stützte seinen beiden langen Arme auf das umgebende Wasser und stemmte sich weiter hoch. »Sir!«, rief er. »Sir, Sie müssen sich beeilen!«
    Beeilen? Wozu sollte er sich beeilen?
    »Sir«, rief sein Butler. »Vertrauen Sie mir. Ich bin Ihre einzige Rettung!«
    Rhodan sah Maroana ratlos an.
    »Geh nur«, sagte sie. »Geh zu ihm.«
    Sie erhob sich und hielt ihm die Hand hin. Er griff zu, sie zog ihn hoch.
    »Ich kann doch nicht über Wasser laufen«, protestierte er.
    »Es ist Zeit«, sagte sie. »Du musst gehen.«
    Er wollte sie küssen, aber sie wandte ihr Gesicht ab und ließ seine Hand los.
    Zögernd trat er auf das Wasser zu. Die vernebelten Gestalten waren bereits nah, aber sie kamen offenbar nur mühsam voran, hatten die letzte Terrasse, die Ebene beim See, noch nicht erreicht.
    Misstrauisch setzte er erst den einen, dann den anderen Fuß auf den Wasserspiegel. Das Wasser trug ihn erstaunlich gut. Ein wenig ging er wie über Eis. Er sah hinab. Das Wasser war dunkel, sehr dunkel sogar. Nur aus einer schier unglaublichen Ferne schimmerten unendlich schwache Lichter.
    Er ging weiter. Sein Butler winkte ihm, sich zu beeilen. Er tat es, musste sich aber konzentrieren, um nicht auszugleiten. Hinter sich hörte er Schreie voller Zorn und unbändiger Wut.
    »Nicht umsehen!«, rief der Maahk.
    Dann hatte Rhodan den Mittelpunkt des Sees erreicht. Sein Butler umfasste ihn und zog ihn an sich.
    Rhodan spürte, dass kein Boden da war. Schon begannen sie zu stürzen.

    *

    Sie stürzten. Sonderbarerweise empfand Rhodan keine Furcht. Er legte den Kopf für einen Augenblick in den Nacken. Die Öffnung in der Oberfläche des Sees hatte sich längst geschlossen. Nur ein fahler, bleicher Schatten, der sich rasch verdunkelte und bald von der übrigen Dunkelheit nicht mehr zu unterscheiden war.
    Er starrte hinab. Leere. Was hatten die Wissenschaftler der Irene-LieplichStation an diesem Ort gebaut? Hatten sie Jupiters Kern ausgehöhlt? Wozu?
    Er wollte sich an seinen Butler wenden; er erschrak. Er war allein. Der Maahk hatte ihn freigegeben.
    Freigegeben? Fallen gelassen? Was hatte das zu bedeuten?
    Nun war also keinerlei Halt mehr, nicht einmal aneinander.
    Ihm kamen Zweifel, ob er sich tatsächlich noch auf oder im Planeten befand. Der Sturz und viel mehr noch das Gefühl, das dieses endlose Fallen in ihm auslöste, erinnerte ihn an etwas.
    Etwas weit Entferntes, verloren Geglaubtes.
    Er überprüfte sein Gefühl. Wann hatte er zuletzt diese besondere Empfindung gehabt, diese Ahnung von Abgrund und Gehaltensein zugleich, von Grenzenlosigkeit und doch Geleitetsein?
    Allmählich schälten sich matte Lichter aus der Dunkelheit. Strahlten auf. Entfalteten sich. Er glaubte, seine Augen gingen über. Als wäre ein innerer Vorhang zerrissen, enthüllte sich ein ganzes Universum. Er sah Sternenstaub, der sich zu Protogalaxien verdichtete, sah Staub und Gas sich zu Protosternen ballen, sich entzünden. Er sah Sterne, ganze Sterneninseln, die sich spiralig drehten, tief und tiefer in den Kosmos sanken und doch, wie ihm schien, zum Greifen nah blieben. Supernovae glänzten auf, verschwendeten sich.
    Und er sah dies alles nicht zum ersten Mal und nicht zum ersten Mal auf diese Weise. Es war wie eine Erleuchtung: die Brücke in die Unendlichkeit. So habe ich sie erlebt. Ebenso wie ...
    Allerdings war von Brücke keine Spur. Kein Bohlensteg trug ihn. Nichts war wie damals, auf diesem sentimentalübermütigen Bauwerk und Transportmedium der Algorrian, das sich zwischen den Pilzdomen spannte. Und selbst wenn es eine Brücke gewesen wäre, eine Zweigstelle der uralten Konstruktion: Welches Passantum hätte er besessen, das ihm den Zugang gewährte?
    Völlig abwegig also.
    Unterlag er einer optischen Täuschung? War dies alles nicht Realität, sondern ein phantastisches Modell, von den Wissenschaftlern der Irene-Lieplich-Station errichtet in einer Kaverne des Jupiters?
    Konnten Menschen das? War es denkbar, dass Terraner wenigstens die Terraner dieses Universums technisch zum Bau eines solchen kosmischen Modells fähig waren?
    Dann griff er den nicht zuende gedachten Gedanken wieder auf. Hatte er nicht auch als Benutzer eines Transferkamins während der Passage von Polyport-Hof zu Polyport-Hof eine solche Vision des Universums erlebt? Wenn die Tunnelwände transparent wurden und den Blick freigaben?
    Wie hatte er das vergessen können?
    Das ließ die

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