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Reise in die Niemandswelt

Titel: Reise in die Niemandswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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das eine Antwort war oder die Verweigerung einer Antwort. Was war konserviert? Sein Körper? Sein Ich?
    »Dein Tod muss nicht das unumkehrbare Schweigen und die letztgültige Nichtigkeit sein, als die du ihn dir vorstellst«, sagte Pral. »Ich kann dich anleiten, mit den anderen Toten zu sprechen.
    Schließlich«, eine Art Belustigung schien in seiner Stimme aufzuleuchten, »bin ich selbst in gewisser Weise tot. Ich kann dich begleiten, wenn du die Zonen der Niemandswelt erkunden willst. Für eine solche Reise sind die Bedingungen gerade im metarealen Kontext der Galaxis Hathorjan ideal.«
    »Was heißt das?«, wollte Rhodan wissen.
    »Hathorjan ist unser metareales Stammland. Das mentale Transterritorium der Schatten. Seit einiger Zeit aber wandern wir nicht mehr allein durch die metarealen Zonen. Die Vatrox sind hier. Ihre Frequenzfolger. Sie sammeln sich, kehren um zur Wiedergeburt. Etliche von uns hatten bereits Kontakt mit ihnen.«
    Rhodan hatte das Gefühl, allmählich zu verstehen. »Dieses Netz, das ich gesehen habe ...« Er unterbrach sich. Sehr leise, wie aus einer unsäglichen Ferne, klangen wieder die Schritte, pochte es wieder in ihm. Das, was ihn seit seiner Ankunft in dieser Niemandswelt verfolgt hatte, meldete sich erneut, war nicht abzuschütteln.
    Er lauschte. Sollte er Pral nach diesem Phänomen fragen?
    »Dieses Netz«, sagte Pral, »ist kein natürliches Gebilde. Die Frequenz-Monarchie hat es angelegt. Es nutzt dazu solche Areale und Sektoren des gegebenen Psionischen Netzes, die unter normalen Bedingungen verschlossen sind. Das Netz der Frequenz-Monarchie ist ein Verkehrssystem für das Vamu der Vatrox.«
    »Eine Art Tunnelsystem für Seelen«, übersetzte Rhodan und hob die Brauen.
    Es fiel ihm schwer, diesen Aussagen zu trauen. Die Vatrox sollten in der Lage sein, das Psionische Netz zu ihren Gunsten zu manipulieren? Sollten über eine Technologie verfügen, die sie zu Jenseitsbaumeistern machte?
    Das alles schien ihm zu fantastisch. Gab es nicht näherliegende Erklärungen? War es Pral und seinen Schattenmaahks vielleicht gelungen, ihn unter Drogen zu setzen, deren Wirkung weder vom Zellaktivator annulliert noch von seiner Mentalstabilisierung in die Schranken gewiesen werden konnten? Stand er unter dem Einfluss solcher bewusstseinsverändernder Mittel; versuchte man, ihn mit solchen Mittel auszuhorchen?
    War eine psychotrope Hochleistungspharmakologie nicht wahrscheinlicher als die Eroberung metaphysischer oder, wie nannte der Maahk sie: metarealer Regionen durch die Frequenz-Monarchie?
    Wo war er wirklich?
    Er sah sich um. Der schwarze Saal schien grenzenlos. Oder konnte er die Wände nur nicht sehen, weil sie dunkel ins Dunkle ragten? Er bückte sich und hob eine der Scherben auf. Sie war leicht und kalt wie Eis. Die eine Seite schwarz. Die andere zeigte einen Ausschnitt seines Gesichtes. Er erkannte sein Auge, die Narbe auf dem Nasenflügel, den Mundwinkel präzise, aber seitenverkehrt wie ein Spiegelbild, unbeweglich eingefroren.
    »Dieser Spiegelsaal das ist das reflektorische Feld?«
    »Wenn es dir als Spiegelsaal erscheint ja. Ich sehe es anders, aber du hast dich naturgemäß mit Bausteinen deiner Erinnerung umgeben.«
    Natürlich, dachte Rhodan. Ich sehe ja nicht wirklich, ich habe hier ja keine Augen, ich stelle mir mein Gesicht nur vor. Nichts als Bilder.
    »Wie erscheint dir dieser Ort?«, fragte er Pral.
    »Zunächst einmal: nicht als Ort. Ich würde ihn die Linse nennen. Den Späher. Oder die Lupe.«
    »Was heißt das?«
    »Komm mit«, sagte Pral. Er ging voran, Rhodan folgte. Nach wenigen Schritten verdichtete sich die Dunkelheit zu einer Wand. Pral streckte seinen Arm aus und berührte etwas in der Wand. Eine Tür glitt auf. Er trat zur Seite.
    Rhodan blickte in den Raum nebenan, der unerklärlicherweise tief unter ihnen zu liegen schien, am Grunde eines Schachtes, sodass er von weit oben auf die Szene hinabschaute.
    Was er aber sah, war scharf gezeichnet und von einer fast übernatürlichen
    Klarheit. Wie durch ein Teleskop betrachtet.
    Er sah seinen Leib auf einer Pritsche oder einer Bahre liegen, umgeben von Schattenmaahks. Über seiner Bahre spannte sich ein Tuch, gewebt aus Licht und Energie. Der Raum glich einer Lagerhalle. Haufen von aufgestapeltem, unwirklich anmutendem technischen Gerät überall. Auch die Pritsche und damit sein Körper war von den irreal wirkenden Maschinen umgeben.
    Er hörte, wie einer der Maahks zum anderen sagte: »Der Leib ist bereits wesenlos

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