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Reise in die Unterwelt

Reise in die Unterwelt

Titel: Reise in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Shea
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immer noch tief gebückt rückwärts durch die Tür. Der Zauberer löschte einen Augenblick später die Lichter aus.
    Die letzte Bemerkung des Magiers trug nicht gerade dazu bei, Cugels Stimmung zu heben. Seine bereits hochgeschraubten Hoffnungen, was Simbilis betraf, erstarben wieder. Außerdem wurde ihm noch klar, daß er unmöglich allein den Weg zur Herberge zurückfinden konnte. Und ihren Namen wußte er auch nicht, daß er sich danach erkundigen könnte. Also blieb ihm nichts übrig, als die Nacht frierend und in äußerst unbequemer Lage auf dem Dach zu verbringen.
    Als er sich noch lange vor Morgengrauen zum hundertstenmal herumwälzte, marschierte ein Trupp Männer schweigend die Straße aufwärts. Ihre Köpfe waren nicht viel mehr als einen Meter unter ihm. Sie waren alle am Hals und um die Mitte aneinandergekettet und wurden von ungewöhnlich großen Kreaturen geführt, deren Schädel unter dem dichten wirren Haar nicht zu erkennen waren. Ihr Gang war zombiehaft, und ihrer Kleidung nach schienen sie weiblichen Geschlechts zu sein. Sie strömten einen übelkeiterregenden Gestank aus, der noch lange, nachdem sie außer Sichtweite waren, in der Luft hing.
    Endlich verließ Polderbag das Haus. Cugel folgte ihm steif und unausgeschlafen und huschte durch die Hintertür in die Herberge, während der Exorzist sie durch den Haupteingang betrat. Er rannte die Gesindetreppe hoch und die Gästetreppe wieder hinunter in den Speiseraum, wo der Than bereits sein Frühstück einnahm und Polderbag sich gerade zu ihm setzte.
    »Mein Kollege Warpl«, sagte er, »ist mein alter Mentor. Er besteht auf einer fast unterwürfigen Höflichkeit, die ich ihm seines greisen Alters wegen nicht abschlagen möchte. Ich erwähne es nur, damit ihr euch nicht wundert.«
    Sull und Cugel nickten. Polderbag fuhr fort: »Obgleich Warpl mir in Thaumatologie natürlich nicht das Wasser reichen kann, ist er doch in alten Legenden sehr kundig. In einem Fall wie dem euren, in dem es um geschichtliche Fragen geht, verweise ich gern auf ihn, eben weil er hier sehr bewandert ist. Natürlich erhalte ich dafür eine Vermittlungsprovision.«
    Sull erwiderte diese Erklärung mit verärgertem Schweigen.
    »Ihr dürft nicht denken, daß ich unsere freundschaftlichen Beziehungen durch kommerzielle Methoden entwürdigen möchte. Ich richte mich lediglich nach dem Gesetz der Gleichwertigkeit, das einzuhalten ich geschworen habe. Ich verlange von Euch lediglich die Hälfte des Honorars der Ehrenwerten Standhaften, denn ich weiß, ihr seid nicht sehr betucht und werdet die andere Hälfte brauchen, um Warpls Rat zu bezahlen.«
    Mumber Sull nickte steif und händigte Polderbag seinen Beutel aus. Ein paar Minuten später machten die drei sich auf den Weg.
    Warpl begrüßte sie ohne Förmlichkeit und bot ihnen Stühle an. »Polderbag erzählte mir, daß ihr Simbilis sucht. Kann das stimmen?«
    »Eure Skepsis deucht mir fehl am Platz«, erwiderte Mumber Sull gekränkt. »Wir sind Simbilis' Vasallen und bringen ihm eine Botschaft, die von großer Wichtigkeit für ihn ist.«
    Der greise Magier lächelte ein wenig spöttisch. »Wenn Simbilis noch lebt, liegen seine Interessen zweifellos jenseits eurer Vorstellungskraft. Doch wie dem auch sei, ihr seid hier, um Auskunft zu bekommen. Ich muß euch von vornherein sagen, daß ich euch nur mit Mutmaßungen dienen kann. Das einzige, das mit Sicherheit feststeht, ist sein Verlassen von Millions Gather, und das werdet ihr gewiß bereits, von Polderbag erfahren haben.«
    »Wenn Ihr uns nur mit Mutmaßungen helfen könnt, dann müssen wir uns eben damit zufriedengeben. Polderbag hat uns von der Errichtung der Stadt und der Straße zur Unterwelt erzählt.«
    »Hat er euch auch auf mein Honorar aufmerksam gemacht?«
    Hier fiel Cugel schnell ein. »Ja, Euer Kollege erwähnte es.« Er betonte das Wort Kollege. Der Magier warf Polderbag einen Blick zu, unter dem er sichtlich kleiner wurde. Nun wandte Cugel sich an den Dicken und ignorierte dessen abwehrendes Blinzeln. »Mein Herr und ich, geschätzter Polderbag, sind Euch sehr dankbar, daß Ihr uns des hochverehrten Warpls Rat ermöglichtet. Seid versichert, daß wir Eure Provision dafür ohne Bedauern entrichteten.«
    Er drehte sich um und zählte das Honorar für den Magier aus seinem eigenen Beutel auf den Tisch, da der des Thans ja bereits leer war, während Polderbag sich am liebsten unter den Blicken Warpls verkrochen hätte.
    »Es gibt auch jetzt noch viele Gerüchte über

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