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Reise in die Unterwelt

Reise in die Unterwelt

Titel: Reise in die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Shea
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Simbilis' Ziel, als er Millions Gather verließ«, erklärte der Magier. »Drei Theorien erfreuen sich besonderer Hartnäckigkeit. Die populärste ist, daß der Erzzauberer sich in die Unterwelt zurückzog, um dort für seine alten Tage ein Eden zu schaffen. Ein altes Epos spricht von den wundervollen Gärten in Simbilis' Paradies. Aber diese Zeile schreibt man nun einer Auslegung eines Dichters des letzten Jahrhunderts zu.
    Um ein geringes weniger weit verbreitet ist die Theorie, daß Simbilis zwar die Unterwelt betrat, doch um dort einen Aufstand zu unterdrücken. Da Simbilis als unbesiegbar gilt, er aber nicht zurückkehrte, nimmt man an, daß der Kampf in der Unterwelt weitertobt und der Erzzauberer in einem ewigen Patt mit den Dämonen verstrickt ist.
    Nach der dritten Theorie hat Simbilis diese dem Tod geweihte Welt verlassen, um eine neue zu suchen. Und wenn er sie gefunden hat, wird er die ganze Stadt Millions Gather mit ihren Bürgern dorthin versetzen, daß sie in immerwährendem Glück unter einer neuen Sonne blühe und gedeihe.«
    Mumber Sull überlegte. »Die dritte dünkt mir am unwahrscheinlichsten. Doch welche auch immer die richtige, unser nächstes Ziel dürfte in jedem Fall die Unterwelt sein. Könnt Ihr uns gute Ratschläge für unsere Reise dorthin geben?«
    Warpl starrte den Than düster an, ehe er antwortete: »Ihr scheint mir sehr hartnäckig zu sein. Doch hütet Euch vor überstürzten Entscheidungen. Neuigkeiten aus der Unterwelt sind rar und unzuverlässig. Die Verbindungsstraße ist längst nicht mehr das gemeinsame Eigentum der beiden Regionen. Unsere Stadt steckt tief in Schulden gegenüber den Unterweltkaufleuten, die sich als gerissene Händler erwiesen. Die Straße gehört nun ihnen, und wenige Menschen benutzten sie in den letzten Jahren, mit Ausnahme der Schuldner, die als Gefangene in die Tiefe geschleppt werden. Und diese kehren natürlich nicht zurück, um berichten zu können, wie es in der Unterwelt aussieht. Die Dämonenlords geben allerdings eine beschränkte Zahl von Genehmigungen zur Gewürzernte aus, doch ist die Gebühr dafür so hoch, daß selbst dieses normalerweise so ertragreiche Geschäft kaum noch profitabel ist.«
    »Um welche Summe handelt es sich?«
    Warpl zuckte die Schultern. »Die verlangte Entschädigung ist manchmal sehr bizarr. Es geht selten um normale Zahlungsmittel. Die Händler, die ihre Gesichter unter Kapuzen verbergen, legen vor allem großen Wert auf Talismane und Amulette, vermutlich weil diese oftmals in der Lage sind, Kräfte aus ihrem eigenen Reich zu rufen und zu befehligen.«
    »Wie bedauerlich, daß wir uns unserer Schutzschilde entledigten«, murmelte der Than. »Sie hätten uns gewiß den Eingang erkauft.«
    Warpl blickte sie groß an. »Wollt ihr damit andeuten, daß ihr über keinerlei Talismane verfügt?«
    »Weshalb sollten wir?« fragte Sull entrüstet. »Sind wir vielleicht Zauberlehrlinge, daß wir uns damit behängen müssen?«
    »Und doch spüre ich, daß ihr ein Amulett von großer Wirksamkeit in eurem Besitz habt«, sinnierte der Magier. Cugel rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl. Der Zauberer streckte einen Finger aus, und das Amulett sprang aus Cugels Beutel und blieb in der Luft hängen.
    »Ah, ein Tag der Wunder!« seufzte Warpl. Er winkte und das Amulett schwebte in seine Hand. Er studierte die Zeichen darauf und musterte Cugel, dem auch der Than einen durchdringenden Blick zuwarf. »Wie seid Ihr in seinen Besitz gekommen?«
    »Es ist eine langweilige Geschichte«, brummte Cugel. »Ich hatte bereits völlig vergessen, daß ich es noch an mir trug.«
    »Es ist ein sehr ungewöhnliches Stück«, erklärte der Magier. »Eine Arbeit des genialen Korloos. Er wollte damit beweisen, daß die anthrodegenerierten Rassen die psychischen Schatten der Menschheit sind. Er schuf das Amulett, um diese Theorie zu demonstrieren, die besagt, daß für jeden Menschen ein Erb, Grue, Honn oder Vampir existiert, die die gleiche Geburts- und Todesstunde haben, und deren Seele mit seiner absolut übereinstimmen. Zweifellos wird ein so seltenes Amulett wie dieses euch eine Erntegenehmigung einbringen.«
    »Dann wollen wir keine Zeit verlieren.« Der Than sprang auf. Cugel wand sich innerlich, schwieg jedoch. Warpl flickte die gerissene Kette durch einen Zauber und händigte sie Mumber Sull aus. Dann beauftragte er Polderbag, den Than und seinen Lehnsmann zum Zollhaus bei Steeps Jaw zu begleiten und ihnen dort bei der Unterhandlung behilflich zu

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