Reise mit Hindernissen nach England und Schottland
Edmonds Sarkasmen, dessen Scherze über das alte Kaledonien und die
Hamburg
unerschöpflich waren, und es ist bekannt, wozu die Phantasie eines Bordelaisers fähig ist. Jacques verteidigte sich jedoch so wacker, daß am ursprünglichen Plan festgehalten wurde; er konnte sich allerdings nicht weigern, seine Freunde auf einen Ausflug zur Brücke von Cubzac zu begleiten, der am Donnerstag bei herrlichem Wetter stattfand. Doch um ein Haar hätte er eine schlimme Wendung genommen, denn die Ausflügler wären beinahe im Schlamm der Dordogne steckengeblieben; im Gegensatz zu Empedokles erreichten sie das Ufer, nachdem sie ihre Sandalen geopfert hatten, glücklicher, aber weniger berühmt als der Philosoph aus Agrigente!
Der Freitag brach an, und die Verladung war noch immer nicht abgeschlossen; ohne Aufschub legte der Kapitän die Abreise für Sonntagmorgen fest. Der Musiker glaubte, verrückt zu werden, Jacques biß wütend die Zähne zusammen, Edmond vollführte eine närrische Pantomime! Während der nächsten zwei Tage konnte Jacques nicht mehr stillsitzen, und am Samstagabend verlangte er von seinem Reisegefährten, daß sie an Bord schliefen, obwohl das Schiff erst um zehn Uhr morgens den Anker lichten sollte. Auf seinen Befehl hin wurden die Koffer vom Hoteldiener an Deck geschafft, und Edmond versprach, in aller Frühe zu kommen, um seinen Freunden ein letztes Mal die Hände zu drücken.
Elftes Kapitel
Endlich auf dem Weg nach Schottland
Der große Salon der
Hamburg,
im Stil englischer Behaglichkeit eingerichtet, bot alle erdenklichen Vorzüge; ringsum waren ausladende Diwane aufgestellt, und elegante Vorhänge schmückten die Türen. In einer Konsole, die an der hinteren Holztäfelung angelehnt war, standen Bücher bereit, und die zwei Zifferblätter von Uhr und Barometer zeigten im gleichen Augenblick die gegenwärtige Stunde und das zukünftige Wetter an.
Auf jeder Seite des Bücherschranks befanden sich zwei Türen, die zu den Kabinen führten; jede Kabine bestand aus vier Schlafkojen, von denen jeweils zwei, der Schiffsachse folgend, übereinander angebracht waren; die gegenüberliegende Wand hatte kleine Fenster und erlaubte dem Blick, über das Meer zu schweifen. Darunter streckte sich ein breites Kanapee aus, und in der linken Ecke spendete eine Waschtoilette mittels zweier Hähne, auf denen die Wörter
up
und
shut
zu lesen waren, Wasser im Überfluß.
Die neuen Passagiere erkoren die beiden unteren Kojen zu ihrer Bettstatt, die nach englischer Art mit Matratzen, zu kurzen Baumwollaken und zu schmalen Kopfkissen ausgerüstet war. Lachend schlüpften sie hinein, und Jacques sank über dem dritten Band der
Memoiren
von Saint-Simon in den Schlaf.
Am nächsten Morgen bullerten die Öfen, und die
Hamburg
legte, unter dem Befehl eines unfreundlichen und griesgrämigen Lotsen, ihre erste kleine Fahrt im Hafen von Bordeaux zurück. Dieser Mann sprach kein Wort Englisch, was seine Beziehungen zu Kapitän Speedy mühselig machte.
Das Schiff fuhr die Garonne hinunter, doch es war noch kein endgültiger Aufbruch; es hielt in Bacalan an, wo seine Fracht ergänzt werden sollte. Die Luken des bis oben hin mit Getreide angefüllten Laderaums waren geschlossen und mit wasserdichten Persenningen zugedeckt; jetzt mußte auf dem Deck noch eine beachtliche Menge an Strebe-und Stützmaterial für Bergwerke verstaut werden, herbeigeschafft von zwei Lastkähnen, die an die Schiffsflanke geschwommen kamen.
Im selben Augenblick stieß auch Edmond zu seinen Freunden. Der Kapitän hoffte, die abendliche Flut nutzen zu können, wenn er das Trimmen seiner Ladung beschleunigte; doch es war eine langwierige Arbeit, denn dieser Holzhaufen mußte platzsparend gestapelt und mit Ketten gegen Erschütterungen durch starken Seegang gesichert werden.
Als Edmond sah, daß noch ein paar freie Stunden vor ihnen lagen, regte er an, zum Mittagessen nach Lormont zu fahren, das eine Meile unterhalb von Bacalan lag; er lud sogar den Kapitän ein, doch dieser zog es vor, an Bord zu bleiben, um die letzten Arbeiten voranzutreiben. Die Schaluppe der
Hamburg
brachte die Tischgesellschaft ans rechte Flußufer, nachdem sie ausdrücklich versprochen hatte, vor der Flut wieder zurück zu sein.
Jacques hütete sich wohl davor, wortbrüchig zu werden; deshalb war er auch recht unwirsch während der Mahlzeit, die in einer blühenden Laube am Ufer der Garonne eingenommen wurde; um zwei Uhr sprangen die drei Freunde in ein Boot und segelten flußaufwärts.
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