Reise mit Hindernissen nach England und Schottland
Nach einer entsetzlichen Diskussion zwischen Jacques und Edmond über die Frage, ob ihr Segel backbord und steuerbord beigeholt werden mußte – eine Diskussion, die den armen Jonathan beinahe seekrank werden ließ –, legten sie längsseits der
Hamburg
an: Doch leider Gottes waren die Feuer gelöscht! Die Verladung konnte vor dem Abend nicht zu Ende geführt werden, und so mußte man die Abfahrt wieder auf den nächsten Morgen verschieben.
Das alles lief dem gesunden Menschenverstand wirklich zuwider, und wäre Jonathans Seekoffer nicht bereits an Bord gewesen, so hätte er dem unberechenbaren Schiff den Rükken gekehrt. Jacques schwor, er wolle das Deck der
Hamburg
nicht mehr verlassen! Edmond gelang es dennoch, alle beide zum Abendessen recht weit wegzulocken und hielt sie bis um neun Uhr fest. Dann wurde in ergreifender Weise Abschied genommen, und man schüttelte einander lange die Hand! Edmond drückte lachend die Hoffnung aus, seine Freunde vor dieser unmöglichen Reise noch einmal zu sehen, und darauf trennten sie sich.
Die Nacht war sehr dunkel: Jacques und Jonathan gingen bis zum Quai vor den Quinconces hinunter, doch anstatt bis nach Bacalan weiterzulaufen – denn sie befürchteten, daß sie dort keine Möglichkeit finden würden, um an Bord zu gelangen –, nahmen sie bereits hier ein Boot. Es kostete sie einige Überredungskunst, bis der Fährmann einwilligte, sie zu begleiten, denn er mußte gegen die ansteigende Flut fahren; doch zuletzt entschloß er sich, durch den stolzen Preis von drei Franc fünfzig geködert und von seinem Sohn, einem zwölfjährigen Kind, unterstützt, das Abenteuer zu wagen. Er nahm seine Ruder in die Hand und steuerte geradewegs auf die Bastide zu, um den Sog zu nutzen und auf diese Weise leichter flußabwärts zu kommen. Es wurde eine beschwerliche Fahrt, denn die Strömung war so stark, daß der Kahn sich kaum von der Stelle rührte; nach einer Stunde hatte er nicht einmal die Hälfte der Strecke zurückgelegt, also zog Jacques seinen Rock aus, griff nach dem Ruder des Kindes und pullte aus Leibeskräften.
Zur Ermüdung gesellte sich bald schon eine weitere Schwierigkeit: Die
Hamburg
mußte erst einmal gefunden werden. Woran sollte man sie in dieser pechschwarzen Nacht unter all den Schiffen erkennen? Jacques hatte sich ihren Standort eingeprägt, doch er hatte seine Rechnung ohne die Dunkelheit gemacht. Eine Stunde lang irrte das Boot auf gut Glück umher, und der todmüde Fährmann sprach davon, trotz allem wieder umkehren zu wollen!
»Das hat uns gerade noch gefehlt!« sagte Jonathan zutiefst entmutigt. »Ihr werdet sehen, wir finden die
Hamburg
nicht wieder, sie wird ohne uns auslaufen!«
Jacques war außer sich.
»Und für diese tolle Eskapade haben wir siebzehn Tage in Bordeaux zugebracht!«
Jacques gab keine Antwort, er riß die Augen weit auf und knirschte mit den Zähnen. In diesem Augenblick fuhr das Boot zwischen dem Land und einem Schoner hindurch, der ein paar Klafter weiter vertäut war. Jonathan, der sich von seiner Bank erhoben hatte, wurde plötzlich von dem zwischen Schiff und Land gespannten Seil erfaßt und fiel einen Schrei ausstoßend auf den Rücken.
»Geschieht dir ganz recht«, sagte Jacques, der unbarmherzig wurde.
Doch gerade da vermeinte er, einen schwachen Lichtschimmer zu erkennen, der am Bug eines Schiffes von einer vergoldeten Galionsfigur erzeugt wurde; die düstere Masse, die vor seinen Augen lag, erinnerte ihn an die schlanken Formen der
Hamburg.
Er ließ darauf zusteuern und war sich bald sicher, keiner Täuschung zu unterliegen! Endlich, nach zwei Stunden angestrengter Suche, kletterte er, von seinem treuen Gefährten begleitet, an Bord und legte sich schlafen, mit jener alten Spur von Hoffnung, die ihn nie verlassen hatte.
Am nächsten Tag schoß die
Hamburg
bei zurückweichender Flut auf die Garonne-Mündung zu.
Jacques blickte stolz über die Flußufer, herablassend grüßte er Le Bec d’Ambès, Pauillac und Blaye! Selbst Jonathan lächelte, während er die belebende Morgenluft einatmete.
»Auf geht’s nach Schottland«, rief der eine.
»Auf geht’s«, antwortete der andere.
An Bord ereignete sich nichts Außergewöhnliches. Aber der Komponist mußte als Dolmetscher zwischen dem Kapitän und dem Lotsen einspringen, um die
Manöver
der
Hamburg
im Hafen von Bordeaux zu regeln; er zog sich nur mit großer Mühe aus der Affäre und schwitzte dicke Tropfen, um dieses ungewohnte Englisch auszuhusten.
An der
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