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Reise mit Hindernissen nach England und Schottland

Reise mit Hindernissen nach England und Schottland

Titel: Reise mit Hindernissen nach England und Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Flußmündung kam eine Schaluppe herangeschwommen, der griesgrämige Lotse hatte seinen Dienst auf dem Fluß beendet und überließ seinen Platz einem Zunftgenossen, der das Schiff aufs Meer hinausbringen sollte; er verschwand im Beiboot der Schaluppe, während diese am Heck festgemacht und von der
Hamburg
ins Schlepptau genommen wurde. Es gab noch eine kurze Unterbrechung, um bei einem staatlichen Aviso, das als Wachschiff benutzt wurde, die letzten Formalitäten zu erledigen, dann zog die
Hamburg
am Turm von Cordouan vorüber und durchfurchte mit ihrem Vordersteven die Wogen des Ozeans.
Zwölftes Kapitel
Eine Nacht auf hoher See
    Kapitän Speedy war immer noch nicht Herr an Bord. Wie sein Vorgänger sprach auch der zweite Lotse kein Wort Englisch; das mag unglaublich und lachhaft erscheinen, denn der Hafen in Bordeaux wird von einer stattlichen Anzahl englischer Schiffe angelaufen, doch es ist so.
    Kaum hatte dieser Mensch übrigens seinen Fuß auf das Deck der
Hamburg
gesetzt, dachte er nur daran, sie so schnell wie möglich wieder zu verlassen; die Nacht rückte näher, und ihm stand der Sinn nicht danach, in der Dunkelheit an Land zurückzukehren. Das Schiff sauste geschwind zwischen den roten Bojen dahin, mit denen die Einfahrt in die Gironde gekennzeichnet ist; sobald sie an der letzten vorbeigefahren waren, sollte der Lotse wieder dem Kapitän die Führung des Schiffes übertragen und sich auf seine Schaluppe zurückbegeben. Deshalb versuchte er schon bald, mit dem Fernrohr am Auge, diesem begreiflich zu machen, daß die letzte Boje in Sicht war. Der Kapitän richtete das Instrument auf die bezeichnete Stelle.
    »No!«
meinte er.
    »Was soll das heißen: nein!« antwortet der Lotse und zeigte auf einen unsichtbaren Punkt am Horizont. »Was soll das heißen: nein! Verstehen Sie mich denn nicht?«
    Der Kapitän ging mit großen Schritten an Deck auf und ab, ohne ihm noch länger zuzuhören.
    »Monsieur«, sagte der Lotse zu Jonathan, »wären Sie doch so gütig, ihm zu erklären, daß ich hier nichts mehr verloren habe; da hinten ist die letzte Boje deutlich zu erkennen, ein paar Taulängen leewärts!«
    »Ich kann sie aber nicht ausmachen!« erwiderte Jonathan.
    »Und ich genausowenig«, meinte Jacques, der sich die ersten Webeleinen der Fockwant hinaufgeschwungen hatte. »Ich sehe absolut nichts.«
    »Das ist aber seltsam«, sagte der Lotse.
    Tatsächlich konnte man nicht die allerkleinste Boje erspähen, nur der Lotse zeigte mit südfranzösischer Selbstsicherheit auf sie; er bestürmte den Kapitän noch mehrere Male, aber dieser war nicht bereit, sich einer so anfechtbaren Gewißheit zu beugen. Er fluchte in seinen Bart, schimpfte ihn einen Hund, einen John Bull und einen schottischen Maulwurf, erreichte jedoch nichts. Nachdem sie eine Stunde lang verhandelt hatten, tauchte die famose Boje endlich auf; der Lotse ließ sich vom Kapitän entlohnen, sprang in seine Schaluppe, deren Schlepptau gekappt wurde, und das Schiff blieb unter dem ausschließlichen Befehl Kapitän Speedys zurück, der Kurs auf die offene See nahm, um die bretonische Küste zu umschiffen.
    Das Meer war herrlich; die
Hamburg
fuhr schnell, ohne zu schlingern und fast ohne zu stampfen; ihre Fock, ihr Besan, ihr Marssegel und ihre Stagsegel, die sich im Ostwind aufblähten, drückten sie auf die Wogen. Jonathan fühlte sich ausgesprochen wohl, und Jacques war so glücklich, wie man es in dieser Welt nur sein kann. Gegen zehn Uhr gingen die beiden zu ihrer Kabine zurück und schliefen in ihren Kommodenschubladen ein, doch nachts stand Jacques zweimal auf, er kroch aus seinem Bett, um das wundervolle Schauspiel einer Nacht auf hoher See zu betrachten; er war süchtig nach solchen Erregungszuständen und kostete sie aus. Der Kapitän und sein Erster Offizier, ein kräftiger Bursche aus Liverpool, hielten abwechselnd Wache, und das Deck hallte unter ihren eiligen Schritten wider; von Zeit zu Zeit gingen sie zum Rudergast, schauten auf den Kompaß, den eine Lampe von innen her beleuchtete, und prüften, ob das Schiff den Kurs genau einhielt. Dann nahmen sie, die Hände in den Taschen vergraben und die Pfeife im Mund, ihren Rundgang wieder auf, ohne sich um das Sausen des Windes oder die Gischtfetzen zu kümmern, die ihnen ins Gesicht peitschten. Auf Vor-und Achterschiff standen Matrosen in der Dunkelheit beieinander, bewegungslos auf die Reling gestützt, andere lagen auf zusammengerollten Tauen, und man spürte, daß hier, zwischen dem Ächzen

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