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Reise mit Hindernissen nach England und Schottland

Reise mit Hindernissen nach England und Schottland

Titel: Reise mit Hindernissen nach England und Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Qualität gingen ausgiebig herum, zusammen mit dem Wasser aus Seltz, serviert in kleinen Flaschen, Saugfläschchen nicht unähnlich, die sich vor dem Teller jedes Tischgenossen aufreihten. Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, daß der Kern dieses Mahls aus einem Berg Rindfleisch umgeben von seinen Hügeln aus in Wasser gekochtem Gemüse bestand.
    Im Verlauf dieses homerischen Gelages, das Jacques an Waverleys Abendessen bei Fergus erinnerte, weihte Mister S. seine Gäste in die Sitten jenes Landstriches ein, durch den sie gereist waren, und jenes anderen, den sie erst noch besuchen würden.
    »Sie werden sich mitten in Walter Scott wiederfinden, meine Herren; Sie werden sehen, mit welcher Genauigkeit er diese historischen Orte gezeichnet hat, und Sie werden selbst beurteilen können, wie wahr das Gefühl ist, das seine Werke ausstrahlen: Das Genie des Romanciers war unermeßlich und das Land seiner würdig.«
    »Aber werden wir denn noch jenen denkwürdigen Highlandern begegnen« fragte Jonathan, »gibt es noch Spuren der so berühmten Clans?«
    »Ganz gewiß«, antwortete der Reverend, »auch wenn die Clans politisch gesehen nicht mehr existieren, so existieren sie noch in historischer Hinsicht. Manche Familien gebieten noch immer aus Tradition, es gibt Mac Gregors, Mac Douglas’, Sutherlands, Mac Donalds oder Campbells, deren feudale Herrschergewalt immer noch in Kraft ist; ihre Vasallen, die vor dem Gesetz ihren Herren gleichgestellt sind, bekennen sich als Untertanen und Abhängige, und jeder Clan zeichnet sich durch die Farbe seines Tartans aus.«
    »Leider Gottes«, antwortete Jacques, »werden wir diese Eigentümlichkeiten nicht gründlich erforschen können, es wird uns an Zeit fehlen; und wir werden uns darauf beschränken müssen, diese in den Seen und Bergen der Grafschaften Stirling und Argyle immer noch lebendige Geschichte aus der Vogelschau zu verfolgen.«
    »Mit einem Fremdenführer wie Walter Scott, Mister Jacques, können Sie ganz unbesorgt sein, Sie werden mehr als eine ernstzunehmende Studie machen, denn durch ihn haben Sie all diese Schönheiten des Mittelalters im voraus verstanden. Sie haben bereits das alte Canongate-Viertel seiner Romane wiedergefunden, mit seinem so getreu beschriebenen Charakter; in den Bergen und an den Gestaden der Seen wird er Sie nicht im Stich lassen.«
    Jacques fragte Reverend S. nach den religiösen Entwicklungen in Schottland und erfuhr, daß der Katholizismus wie in England Fortschritte machte, trotz aller Schranken, die die Gesetze seiner Ausbreitung in den Weg stellen. Die katholischen Priester mit ihrer stetigen Inbrunst, ihrer einschmeichelnden Höflichkeit, ihrer hieratischen Gnade werden zuletzt den Sieg davontragen über die Beherztheit und die Strenge der protestantischen Pfarrer. Diese Beobachtungen treffen auf Schottland noch stärker zu als auf England.
    Gegen Ende der Mahlzeit kam der Verwalter, um den Reverend zu benachrichtigen, daß ein Kranker nach ihm verlangte; dem Wetter und der Entfernung zum Trotz brach Mister S. unverzüglich auf, verabschiedete sich noch von seinen Gästen, die er nicht wiedersehen würde, vertraute sie der Obhut des Aufsehers an, der sie durch den Park führen sollte, und verschwand nach einem letzten Händedruck.
    »Entsagung und Hingabe, das ist ihre Devise«, sagte Jacques, während er vom Tisch aufstand.
Neunundzwanzigstes Kapitel
Im Zug nach Glasgow
    Der Aufseher von Ockley war mit seiner Kniehose aus gestreiftem Samt, seinen Ledergamaschen und seiner schottischen Mütze eine stolze Erscheinung; mit einem Plaid über den Schultern und einem Dirk am Gürtel wäre er vollkommen gewesen. Er mußte ein Nachfahre jener treuen Zinsbauern sein, die einst ihrem Lehnsherrn mit Leib und Seele ergeben waren; er stellte sich den beiden Freunden zur Verfügung, und Jonathan hatte einige Mühe, seine halb gälische, halb angelsächsische Sprache zu verstehen. Gleichwohl gelang es ihm, ausfindig zu machen, daß der Sohn dieses guten Mannes am Krimkrieg teilgenommen und an der Seite der Franzosen gekämpft hatte; er schien sehr stolz darauf zu sein. Zunächst zeigte er ihnen noch das Schloß und ließ keine Einzelheit aus; sie mußten alles sehen, die schlichte und ruhige Bibliothek, eine naturgeschichtliche Sammlung, in deren Mitte ein beeindruckender ausgestopfter Tiger stand. Jonathan, der vorangegangen war und nicht damit gerechnet hatte, diesem Tier in die Arme zu laufen, stieß einen entsetzten Schrei aus. Der Schotte nutzte

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