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Reise nach Ixtlan.

Reise nach Ixtlan.

Titel: Reise nach Ixtlan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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auf die Felswände über mir fixieren. Der Anblick war gewaltig. Die ungeheure Höhe des Lavastromes überstieg meine Vorstellungskraft. Ich fragte mich, welch ein ungeheurer Vulkanausbruch hier einst stattgefunden haben mochte. Mehrmals ließ ich den Blick die Wände des Canyons auf und ab gleiten. Ich war ganz vertieft in den Farbenreichtum der Felswände. Da waren Farbflecken aller denkbarer Tönungen. Auf jedem Felsen gab es Büschel hellgrauer Moose oder Flechten. Ich schaute senkrecht hinauf und stellte fest, daß das Sonnenlicht unglaublich schöne Spiegelungen hervorrief, wenn es auf die glänzenden Stellen der verfestigten Lava traf. Ich starrte auf eine Stelle im Gebirge, die das Sonnenlicht reflektierte. Die Sonne wanderte allmählich weiter, und die Intensität des reflektierten Lichts nahm ab und verblaßte schließlich ganz. Ich schaute zur anderen Seite des Canyons und sah abermals eine Stelle mit denselben unglaublich schönen Lichtbrechungen. Ich erzählte Don Juan davon, und dann erblickte ich eine weitere Lichtfläche und dann, an anderer Stelle, noch eine und noch eine - bis der ganze Canyon mit großen Lichtflecken übersäht war. Mir wurde schwindlig; selbst wenn ich die Augen schloß, konnte ich die strahlenden Lichter sehen. Ich hielt den Kopf zwischen den Händen und versuchte, unter die überhängende Klippe zu kriechen, aber Don Juan packte mich fest am Arm und befahl mir eindringlich, ich solle die Bergflanken ansehen und versuchen, tiefdunkle Stellen inmitten der Lichtfelder festzustellen. Ich wollte nicht hinschauen, weil der Glanz meine Augen schmerzte. Ich sagte, das, was hier geschah, sei ganz ähnlich, wie eine Zeitlang durch ein Fenster auf die sonnenbeschienene Straße zu blicken; dann sehe man hinterher den dunklen Umriß des Fensterrahmens überall. Don Juan wiegte den Kopf hin und her und begann zu kichern. Er ließ meinen Arm los, und wir setzten uns wieder unter die überhängende Klippe. Ich machte mir stichwortartige Notizen über die Eindrücke, die ich in dieser Umgebung empfangen hatte, als Don Juan nach langem Schweigen plötzlich mit erhobener Stimme sagte: »Ich habe dich hierher geführt, um dich eine Sache zu lehren«, und er fuhr nach kurzem Schweigen fort, »du sollst das Nicht-tun lernen. Laß uns ruhig gleich darüber sprechen, denn es ist dir offenbar nicht möglich, auf andere Weise etwas zu begreifen. Ich glaubte zunächst, du würdest das Nicht-tun vielleicht erfassen, ohne daß ich etwas sagen müßte. Doch ich habe mich geirrt.«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst, Don Juan.«
»Das macht nichts«, sagte er. »Ich werde dir von etwas sehr Einfachem erzählen, das aber sehr schwer auszuführen ist; ich will mit dir über das Nicht-tun sprechen, auch wenn ich genau weiß, daß darüber zu sprechen ein Ding der Unmöglichkeit ist, weil es der Körper ist, der es tut.«
    Er blickte mich mehrmals kurz an und sagte dann, ich müsse meine ganze Aufmerksamkeit auf das konzentrieren, was er jetzt sagen wolle. Ich klappte mein Notizbuch zu, aber zu meiner Verwunderung bestand er darauf, daß ich weiterschrieb.
    » Nicht-tun ist so schwierig und setzt so viel Kraft voraus, daß du besser nicht darüber sprichst«, fuhr er fort. »Nicht, bevor du die Welt angehalten hast. Erst dann darfst du frei darüber sprechen, wenn du es unbedingt willst.«
    Don Juan sah sich um und deutete auf einen großen Felsblock. »Dieser Stein hier wird durch Tun zum Stein«, sagte er. Wir blickten einander an, und er lächelte. Ich wartete auf eine Erklärung, aber er schwieg. Schließlich mußte ich ihm sagen, daß ich nicht verstanden hatte, was er meinte. »Das ist Tun!« rief er. »Wie bitte?«
»Auch das ist Tun.«
»Wovon sprichst du, Don Juan?«
    » Tun ist das, was den Stein zu einem Stein und den Busch zu einem Busch macht.  Tun ist das, was dich zu dir selbst und mich zu mir selbst macht.«
    Ich sagte ihm, daß seine Erklärung mir überhaupt nichts erklärte. Er lachte und  kratzte sich an den Schläfen. »Das ist die Schwierigkeit mit dem Sprechen«, sagte er. »Es führt dazu, daß man immer alles durcheinanderbringt. Wenn man anfängt, über das Tun zu sprechen, endet es immer damit, daß man über etwas anderes spricht. Es ist besser, einfach zu handeln.«
    »Nimm diesen Stein zum Beispiel. Ihn  anschauen ist Tun, aber ihn sehen ist Nicht-tun.«
    Ich mußte gestehen, daß seine Worte für mich keinen Sinn ergaben.
    »Oh doch, das tun sie!« rief er. »Du bist nur

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