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Reise ohne Ende

Reise ohne Ende

Titel: Reise ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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immer den alten Aberglauben für bare Münze nehmt, daß geborene Kinder besser als gebrütete sind?“
    „Für unsere Belange sind sie besser“, sagte Gilramie mit ihrer weichen Stimme. „Die Erfahrung der vollen Schwangerschaft mit ihrer engen Vertrautheit und der Monat biologischer Ernährung befähigt sie, besser zu lernen und tiefere zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen. Außerdem verleiht ihnen das einen stärkeren Überlebenswillen; gebrütete Kinder neigen dazu, im Raum schnell zu sterben, weil sie nicht sofort eine Bindung an eine Mutterfigur herstellen und das Überleben ihnen nicht so wichtig ist.“
    „Na gut, ich nehme an, Sie verstehen Ihre eigenen Bedürfnisse am besten“, sagte der kleine Mann. „Warum gehen Sie nicht einfach in unser Lager und schauen sich um, und ich bediene in der Zeit jemand anders? Die nächste Kundin wird nicht lange brauchen – ich kenne sie von früher –, und vielleicht finden Sie ja etwas, was Ihnen zusagt.“

    Er öffnete ihnen die Tür zu einem riesigen Raum, der sich scheinbar bis in die Unendlichkeit erstreckte und der mit Kästen aus Einwegspiegeln gefüllt war, der modernen Version der „Skinner-Box“, die das Kind bis zu zwanzig Stunden trocken, satt und zufrieden hielten, ohne daß ein Mensch oder sonst jemand sich darum zu kümmern brauchte. Hinter den Glaswänden gurgelten, strampelten, krochen, brüllten oder saugten die Kinder. Sie machten einen zufriedenen Eindruck, aber Gildoran fragte sich, ob sie wirklich so glücklich wie die Kinder auf der Samtfalter sein konnten, die ständig von den Puhbären bemuttert und versorgt wurden.
    „Nähere Angaben stehen vorne auf jeder Box“, sagte der Verkäufer. „In einer Minute bin ich wieder da – das hier geht schnell.“
    Er ging zu einer großen, blassen, aber irgendwie anziehenden Frau hinüber. Sie trug einen Reiseumhang, hatte aber wunderbares fließendes Haar und einen Gang, von dem Gildoran nicht den Blick losreißen konnte.
    „Ja bitte, verehrtes Wesen?“
    Die Stimme der Frau klang süß und ausgezeichnet ausgebildet aus der Entfernung zu ihnen hinüber.
    „Ich brauche sechs erstklassige Mädchen mit empathischem Potential, musikalischem Talent und hohem Sexualitätspotential. Sie sollen zu erstklassigen Freudenmädchen ausgebildet werden, also sehen Sie zu, daß sie gut aussehen.“
    Der Verkäufer lief geschäftig herum und füllte ein Bestellungsformular aus, während Gildoran gegen seinen ursprünglichen Ekel ankämpfte. Sklaverei! Und doch… Diese
    „erstklassigen Mädchen“ würden ihr ganzes Leben lang schön und zufrieden sein und verwöhnt werden…
    Der Verkäufer versuchte, noch etwas loszuwerden: „Wie wär’s mit einem sensationellen Sonderangebot? Ich habe hier ein paar Posten Ware, die weg muß – nicht abgeholte Brütungen, wunderbarer Zustand, aber sie sind schon sechs Monate alt und deshalb zu alt für die Konditionierung. Sie würden aber ausgezeichnete Handarbeiter oder Dienstpersonal abgeben –
    alle gesund und garantiert gutmütig, keinerlei genetische Defekte! Für runde zweitausend Stellare gehören sie Ihnen!“ Als der Verkäufer zurückkam, hatten Gildoran und Ramie sechs Kinder nach der Beschreibung auf den Kästen ausgesucht; sie hatten alle einen garantiert hohen IQ, mathematische und mechanische Begabung, zwei hatten beiderseits Chirurgen als Eltern, und zwei verfügten über einen Stammbaum mit musikalischem Talent.
    Der Phänotyp oder die Hautfarbe waren natürlich belanglos, weil sie nach zwei Jahren sowieso Späher waren. Dafür würden harte Strahlung und Überlichtgeschwindigkeit schon sorgen.
    Er sah zu, wie die Servos die Kinder, die für die Vergnügungswelt vorgesehen waren, in ein Gefährt verluden, das aussah, als bestehe es aus einer Anzahl von kleineren, aufeinandergestapelten Skinner-Boxen. Das war der übliche Babytransporter für den Weg durch den Transmitter. Er fragte abrupt: „Wie können Sie so herzlos sein, sie an etwas zu verkaufen, was auf ein Leben der Prostitution herausläuft?“ Der kleine Mann zuckte die Achseln. „Auf manchen Welten sind Roboter verboten, und das nur, damit sich Leute ihren Lebensunterhalt mit Handarbeit verdienen können. Was soll’s
    – manche Läden verkaufen ja auch an euch nichts, weil, wie wir alle wissen, ungefähr ein Drittel der Kinder sterben wird.
    Ich für mein Teil, ich verkaufe sie für alles außer zum Essen –
    das geht mir zu weit. Einige exklusive Betriebe liefern für

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