Reise til helvete
zu. „Wenn was ist, sag Bescheid.“
Dylan nickte und schlich weiter den Flur entlang.
„Wo willst du hin?“ Es war offensichtlich, welches Ziel Dylan vor Augen hatte, trotzdem konnte Tony sich die Frage nicht verkneifen. Er sorgte sich noch immer und traute seinem Schützling die volle Entscheidungskraft nicht zu.
„Ich will zu Thor“, antwortete Dylan, ohne sich umzudrehen.
„Lass ihn!“
Carol verhinderte, dass Tony folgte. Zusammen beobachteten sie, wie Dylan im letzten Zimmer des Flures verschwand und sich die Tür hinter ihm schloss.
„Das mit seinen Wunden wird in Ordnung kommen, oder?“
Tony löste sich aus seiner Starre und sah Carol wissbegierig an. Sie nickte.
„Um seine Verletzungen mache ich mir weniger Sorgen. Vielmehr um seine mentale Verfassung und wie er mit diesen ganzen Strapazen umgeht. Ich würde ihn lieber heut’ als morgen zurück in England wissen, wo er sich in eine spezielle Behandlung begeben könnte.“
Tony lächelte widerwillig. „Ohne Fahlstrøm wird er nicht mitgehen.“
„Das hätte ich mir denken können“, sagte sie ohne Umschweife.
„Na ja.“ Tony wägte plötzlich ab. „Nach all dem, was wir erlebt haben, werde ich auch erst fahren, wenn Erik wieder auf den Beinen ist.“
„Es muss wirklich schlimm gewesen sein.“ Carols Blick trübte sich aufs Neue. „Dylan hat mir einiges erzählt. Es ist ungeheuerlich, was ihr erleiden musstet und doch …“ Sie hielt einen Moment inne. Tony bemerkte ihr Zögern.
„Was? Was ist los mit ihm? Geht es wieder um Alkohol?“ Er reagierte entnervt. „Um Thor?“
„Nicht nur …“ Carol versuchte, die Lage zu erklären: „Wir haben immer daran festgehalten, dass er psychisch gesund ist. So sehr er unsere Nerven auch strapaziert hat, wir haben an ihn geglaubt, nicht wahr?“
Tony deutete ein Nicken an, obwohl erkennbar war, dass Carol ihm keine erfreulichen Dinge mitteilen wollte.
„Er hat eingesehen, dass es so nicht weitergehen kann. Die Sache mit seinem Arm hat ihm die Augen geöffnet. Er hat mich gebeten, ihm einen guten Psychiater zu suchen.“
Sie holte tief Luft. „Außerdem hat er mir Dinge erzählt … Dinge, die er früher erlebt hat …“ Sie blinzelte verstärkt und bewahrte die Fassung. „Er hat das verdrängt und ich habe es nicht gesehen …“
Sie strich sich mit den Fingerkuppen sachte über die Lider und fuhr dann unerschütterlich fort: „Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen: Mit Medikamenten ist ihm nicht geholfen. Die Kur war erfolgreich, aber lediglich ein Anfang. Seine Alkoholsucht hat er damit nicht besiegt. Er muss sich in ärztliche Obhut begeben. Es sind keine Launen, die er hat, keine Gemütsschwankungen. Seine Psyche ist krank und das ist ihm inzwischen bewusst.“
Tony seufzte kraftlos. „Dann haben wir den Kampf also verloren?“
„Moment mal!“ Angus sah seine Freunde erstaunt an. „Ihr meint, Dylan ist verrückt, ja? Ihr wollt ihn in eine Irrenanstalt stecken?“ Er hob die Hände. „Da mach’ ich nicht mit! Das lasse ich nicht zu.“
„Keine Anstalt“, erklärte Carol. „Er braucht eine permanente, seelische Betreuung. Wir hätten viel eher damit anfangen sollen.“
Tony zwang sich zur Ruhe, was ihm sichtlich nicht einfach fiel. Die Stimme versagte ihm fast. „Vielleicht war es okay, dass wir gewartet haben, mmh?“ Er sah an Carol vorbei und stierte in den langen Krankenhausflur. Ihre Hand strich ihm mitfühlend über die Schulter.
„Wir haben gehofft, dass es nicht so weit kommen würde. Dafür ist er uns dankbar.“
*
Dylan atmete erleichtert aus, als er Thor in einem der Betten liegen sah. Langsam kam er näher und setzte sich auf einen Stuhl, der neben Thors Krankenbett stand. Mehrere Minuten starrte er ihn an. Fahlstrøm hatte die Augen geschlossen und atmete ruhig. Obwohl sein spitzes Gesicht sonnengebräunt war, umgab seine Nase eine zarte Blässe. Ansonsten wirkte sein Antlitz makellos, als wären die letzten Tage gar nicht geschehen.
Vorsichtig ergriff Dylan seine Hand, die dagegen ungewöhnlich schmutzig war. Sogar die Tattoos auf den Fingern und Armen waren von einer dicken Staubschicht bedeckt. Als er über den Handrücken strich, wurde Thor wach. Zuerst blinzelte er, dann drehte er seinen Kopf herum und starrte Dylan an.
„Hvor i huleste er vi?“
„Im Krankenhaus von Rarotonga “, berichtete Dylan.
Thor richtete seinen Oberkörper auf.
„Krankenhaus …“, wiederholte er zischend, dazu schüttelte der den Kopf. Er
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