Reise til helvete
lehnte dann ab.
„Damit reiß ich mir die Haut auf.“ Er schüttelte den Kopf und gab ihn Carol zurück. „Ich warte lieber, bis wir wieder auf dem Schiff sind.“
Ungeniert zog er das Krankenhaushemd aus. Sich vor Carol nackt zu zeigen, berührte ihn nicht. Sie war eine Frau, sie reizte ihn nicht. Von ihren Blicken fühlte er sich nicht gestört. Zudem gab es wohl kein Körperteil an ihm, das sie nicht schon einmal untersucht hatte.
„Ihr wollt wirklich mit dem Schiff zurück?“
Ihre Frage kam nicht überraschend. Jeder hätte wohl Verständnis dafür gehabt, hätten sie so schnell wie möglich den Heimweg angestrebt.
„Wir haben die Reise begonnen und werden sie auch beenden. Ich denke, die anderen sehen das genauso.“
Er stieg unter die Dusche, wobei Carol genug Zeit hatte, seinen abgemagerten Körper zu betrachten. Sie reichte ihm Duschgel und Shampoo und je mehr sich Dylan vor ihren Augen reinigte, desto bedrückter wurde die Stimmung.
„Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie ihr gehungert habt …“
„Es ging!“ Er nickte ihr tröstend zu. „Der Durst war am Ende schlimmer.“
Ein letztes Mal spülte er sich ab, dann machte er die Dusche aus und strich das lange Haar nach hinten.
„Ich muss unbedingt zum Friseur“, zischte er missgestimmt.
Sie reichte ihm gleich zwei Handtücher, mit denen er sich gründlich abtrocknete.
Schließlich stand er vor ihr: nackt und erfrischt. Er war ein hübscher Mann. Interessant und gut gebaut. Vorsichtig trug sie die Fettcreme auf seine verbrannten Hautpartien auf.
Dabei entdeckte sie weitere Läsionen: Kratzer und blaue Flecken, defekte Stellen an Händen und Füßen.
„Meine Güte, du siehst fürchterlich aus.“ Sie konnte nur den Kopf schütteln, als sie seine Verletzungen versorgte.
„Ach, ich bin Schlimmeres gewohnt.“
Er zwinkerte ihr zu und lächelte unbeschwert. Das Leid, das er in den letzten Tagen ertragen musste, war tatsächlich fast vergessen. Ihre Rettung war beeindruckender gewesen.
Sie unterbrach ihr Handeln. „Du meinst deine Schlägereien und Thors Heldentaten an dir?“
Er winkte ab. „Das waren Peanuts.“
Sie ließ die Aussage eine Weile auf sich wirken, doch ihre Stirn verzog sich nachdenklich, als sie bemerkte, wie locker Dylan mit seinen Schäden umging.
Sie wickelte die nassen Verbände an Arm und Bein ab und legte neue an. Auch das kümmerte Dylan inzwischen nicht mehr. Einzig und allein sorgte er sich um sein Tattoo. Eine Tatsache, die einen langjährigen Verdacht bestärkte. Und diesmal fragte sie direkt: „Dylan, hat dein Vater dich damals … missbraucht?“
Das Lächeln in Dylans Gesicht blieb bestehen, obwohl sich sein Körper unwillkürlich verkrampfte. Er zögerte die Antwort hinaus und ergriff eines der Handtücher. Schweigend wickelte er es um seine Hüften, ganz langsam und nachdenklich, bevor er folgende Worte hervorbrachte: „Verprügelt hat er mich, ja, das konnte er gut … Hat sich über mich lustig gemacht. Zusammen mit seinen Kumpels hat er über mich gelacht, wenn sie besoffen vor dem Fernseher saßen und Fußball glotzten. Tunte und Schwuchtel waren noch die harmlosen Bezeichnungen, die sie für mich benutzten.“ Er nickte beherrscht. Das Lachen verschwand und seine Lippen pressten sich für einen kurzen Moment zusammen. „Ja, ab und zu hat mich auch einer von ihnen angefasst.“
Er wich Carols entsetztem Blick aus.
„Du hast nichts dagegen unternommen?“
„Ich war vierzehn, Carol!“ Dylan schüttelte den gesenkten Kopf. „Was hätte ich tun sollen?“
Seine zittrige Hand wanderte an seine Stirn, als hätte er Kopfschmerzen. „Später haben sie mich ja in ein Heim gesteckt.“ Er hob die Schultern an. „Vielleicht war das sogar mein Glück.“
„Das ist … schrecklich.“ Sie konnte ihn nicht mehr ansehen und drehte sich weg. Wie immer konnte sie ihre Emotionen nicht verbergen.
„Carol, bitte, ich bin okay, ich bin okay … wirklich.“
Er kam näher und umarmte sie von hinten. Sie drehte sich sofort um und umklammerte seinen schlanken Körper.
Die Tür am Ende des Ganges öffnete sich. Mit einem Bademantel bekleidet trat Dylan auf den Flur. Er war unsicher auf den Beinen und wurde von Carol gestützt. Mit jedem Schritt, den er tat, wurde er allerdings sicherer. Als sie bei Tony und Angus angelangt waren, blieb er stehen.
„Es geht jetzt, danke.“ Sein Lächeln war warmherzig. Er löste sich aus Carols Arm. „Den Rest schaffe ich.“
„Okay.“ Carol zwinkerte ihm
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