Reise til helvete
von einem Bein auf das andere. Er war barfuß und inzwischen fröstelte es ihm in dem dünnen Hemd. „Du … hättest wohl keine Lust … noch ein paar Tage … mit mir … ich meine, in London … so als Abschluss …“ Er schluckte aufgeregt.
Thor schüttelte den Kopf. „Nei!“
„Mmh, klar …“
Er wandte sich ab. Mit einem Mal wollte er Thors nackten Körper gar nicht mehr betrachten. Still rechnete er sich aus, wie viele Tage der vertrauten Zweisamkeit noch blieben. Zwei Tage im Krankenhaus, weitere vier Tage auf dem Schiff, ein Tag während des Rückfluges … Wahrscheinlich würden sie unterschiedliche Flüge nehmen. Ihr Weg würde sie dann trennen. – Für wie lange?
„Ich muss unbedingt was zwischen die Kiemen kriegen. Ich habe einen Bärenhunger.“
Thor trat aus der Dusche. Bemerkte er Dylans wehmütige Verfassung?
„Wo sind die Kippen?“
Dylan reichte ihm die Zigaretten und Fahlstrøm steckte sich eine an. Er ließ sie zwischen den Lippen, während er sich ohne abzutrocknen den Bademantel überzog.
„Und wann … werden wir uns wiedersehen?“
Dylan konnte seine Nervosität nicht mehr kaschieren. Mit zittrigen Fingern entzündete er ebenfalls eine Zigarette, obwohl er genau wusste, dass die ihm auf nahezu nüchternen Magen nicht bekommen würde und sie eigentlich im Krankenhaus gar nicht rauchen durften.
„Das wird sich schon irgendwie ergeben.“
„Irgendwie?“
Die Enttäuschung schlug sich in seinem Gesicht nieder. Doch Thor sagte nichts mehr, sodass Dylan deprimiert seufzte. „Ja, vielleicht. Irgendwie.“
*
Zwei Tage später steuerte die MS Westerdam Rarotonga an und die vier Männer konnten wieder an Bord. Dort wurden sie vom Kapitän empfangen. Mehrfach entschuldigte er sich für die Unannehmlichkeiten, die die „abhandengekommenen“ Passagiere erleben mussten. Er sagte ihnen die bestmögliche Betreuung auf dem Schiff zu, um den Rest der Reise erholsam genießen zu können. Sie bekamen neue Bordkarten und durften zurück zu den Kabinen.
Angus und Carol, die inzwischen per Flugzeug heimgereist waren, hatten ihnen einheitliche Kleidung besorgt. Sie trugen alle schwarze Shirts und Shorts, dazu dünne Stoffschuhe. Trotzdem waren sie erleichtert, als sie endlich wieder ihr gewohntes Umfeld um sich hatten.
„Ich glaube, ich lege mich hin.“ Erik war blass um die Nase. Ab und zu legte Tony einen Arm um ihn.
„Ich werde gleich den Zimmerservice nutzen“, verkündete Tony. „Wir sollten das Angebot des Kapitäns vollkommen ausschöpfen.“
„Na, dann erzähl ihm nicht, dass es eigentlich unsere Schuld war, dass das Schiff ohne uns weitergefahren ist. Hätten wir den Reiseleiter nicht bestochen, hätten wir uns nicht von der Gruppe entfernt …“ Dylan stoppte seine Gedankengänge. Er wollten gar nicht mehr darüber nachdenken, was ihnen alles hätte erspart bleiben können.
*
Zaghaft öffnete er die Tür ihrer Suite. Die Luft darin war stickig, obwohl ein Fenster geöffnet war. Die Klimaanlage war noch immer nicht in Betrieb. Vielleicht würde Dylan in nächster Zeit anders über ihre Nutzung denken. Von Hitze und Schweiß hatte er eigentlich genug.
Still traten sie ein. Ihr Bett war gemacht und die leichte Unordnung im Schlafzimmer beseitigt. Thors Handy lag jetzt auf dem Nachtschrank, aber ansonsten …
„Oh, fuck! Es kommt mir so vor, als ob wir das Zimmer eben erst verlassen haben.“
„Ja, es ist … merkwürdig.“ Auch Thor sah sich prüfend um. Er öffnete die Balkontür und nahm das Handy in die Hand. Es war die ganze Zeit ausgestellt gewesen. Als er es anstellte, zeigte das Display an, dass niemand versucht hatte, ihn zu erreichen.
Wortlos legte er es zurück.
„Du hast sicher nichts dagegen, wenn ich zuerst ins Bad gehe, oder?“ Dylan wartete gar keine Antwort ab, sondern öffnete den Schrank und nahm einige Kleidungsstücke heraus. „Du kannst es dir ja in der Zwischenzeit gemütlich machen!“ Seine Stimme zitterte aufgekratzt. „Ruf deinen Großvater an und grüß ihn von mir.“ Er drehte sich und eilte ins Badezimmer. „Es kann eine Weile dauern …“ Die Tür klappte hinter ihm zu und der Schlüssel drehte sich im Schloss.
Thor blickte ihm zuerst hinterher. Schließlich widmete er sich anderen Dingen. Er zog das T-Shirt aus und beförderte es in den Mülleimer. Stattdessen nahm er ein schwarzes, kurzärmliges Hemd und eine neue schwarze Lederhose aus dem Seesack. Auch frische Unterwäsche hatte er noch genügend. In gewisser Weise
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