Reise til helvete
zerbrach. Es klirrte. Scherben sprangen. Kleine und große Splitter streiften Dylans Haut.
Ein Akt der Verzweiflung, der ihn allerdings nicht beruhigte.
Zu verlockend glänzten die Scherben auf dem Boden und auf der Ablage. Dylan konnte sich nicht mehr zügeln. Sein Geist, der kaum zu bändigen war, diktierte ihm die folgenden Handlungen wie von selbst. Nur so hatte er das Gefühl, sich unter Kontrolle zu bringen. Gezielt griff er eine der Scherben, nahm sie fest in die Hand und bohrte sie in seine Haut. Nicht genug . Sein Körper schwankte, er atmete schwer. Dann fiel sein Blick auf das Tattoo, das verdammte Tattoo an seinem Unterarm, das ihn immer daran erinnerte, an wen er sein Herz verloren hatte.
Und nun war alles aus?
„Wenn du es so willst“, keuchte er angestrengt, „dann soll es so sein …“
Die Scherbe schnitt sich tiefer in sein Fleisch. Das Blut quoll ihm entgegen, doch das kümmerte ihn nicht. Wunden, Verletzungen. Was besagten die schon? Wie oft war er verletzt gewesen? In diesem Moment war es unbedeutend. Seine zitternde Hand führte die Scherbe weiter. Er wollte diesen Namen nicht mehr sehen. Er wollte ihn nicht mehr auf seiner Haut wissen. Der Schmerz unterbrach seine Handlung. Er lehnte gegen die Wand. Alles drehte sich. Blut lief an seinem nackten Körper herunter und tropfte auf den Boden, sog sich in das Handtuch, das noch immer locker um seine Hüften hing.
Dann öffnete sich die Tür. Thor erschien auf der Schwelle. Er bemerkte das Blut und die bizarre Lage, in der sich Dylan befand. Dylan selbst konnte sich nicht mehr äußern. Wie gerne hätte er das getan. Doch unaufhaltsame Schwäche zog seinen Körper zu Boden. Ohnmacht zerrte an ihm. Aber er wollte sich nicht fallen lassen. Er war doch noch nicht fertig, noch nicht fertig … Verzweifelt tastete er nach seinem Arm. Seine blutbefleckte Hand konnte die Scherbe kaum halten.
Nur schemenhaft registrierte er, wie Thor den Kopf schüttelte.
„Dir ist echt nicht mehr zu helfen, Perk.“
Die Tür schloss sich und Dylan gab nach. Er rutschte komplett zu Boden, wo er in der dunkelroten Lache liegen blieb.
„Du lässt mich also verbluten …“ Unfassbar. Er lachte verbittert. Noch einmal hob er die Hand mit der Scherbe, doch seine Kraft reichte für weitere Taten nicht mehr aus. Auf dem blutverschmierten Arm konnte er das Tattoo nicht mehr entziffern.
So stieß er die Scherbe wahllos in die Haut. Es schmerzte und raubte ihm das Bewusstsein …
Kurz darauf wurde die Tür abermals aufgedrückt. Fremde Personen scharten sich um ihn, beugten sich über seinen Körper und sprachen in gebrochenem Englisch auf ihn ein. Irgendwann fand er sich im Bett wieder ...
*
„Ich habe mich erkundigt: Es gibt kein freies Zimmer auf dem Schiff. Kein Einziges!“ Es war Tonys Stimme, die erklang. Es war nicht zu überhören, wie aufgebracht er war. Dylan öffnete die Augen. Erik saß am Bett und strich ihm sanft über die Wange.
„Es tut mir so leid“, flüsterte er betroffen.
„Schon gut“, entwich es Dylan. „Du kannst ja nichts dafür …“
„Und ob es nötig ist!“, ertönte Tonys Stimme im Hintergrund. „Dylan kann keinen Stress vertragen, er ist sensibel. Man weiß nie, wie er reagiert, das solltest du doch inzwischen wissen. – Wenn Derartiges passiert, seid ihr einfach nicht in der Lage, zusammen zu wohnen!“
„Das ist Schwachsinn!“ Thor drehte sich von Tony weg, hantierte an seiner Zigarettenschachtel und entfachte eine Zigarette.
„Ja, geh’ dem Ganzen ruhig aus dem Weg! Kennen wir ja schon!“ Er fixierte Thor prüfend. „Was ist eigentlich wieder vorgefallen?“
„Geht dich nichts an …“
„Mein Ratschlag war wohl nicht der beste.“ Erik neigte seinen Blick reumütig. Dylan schüttelte den Kopf.
„Dein Rat war richtig. Ich habe mich nur zu blöd angestellt.“
Er unterdrückte ein Stöhnen. In seinem Arm schmerzte es pulsierend. Ein fester Verband war um die Wunde gewickelt. Er hob den Unterarm an und fixierte ihn. Unbeabsichtigt entwich ihm ein ächzender Laut.
Tony wirbelte herum. „Ist er wach?“
Erik nickte. Er kam auf die Beine, doch beendete er nicht seine besorgte Betrachtung.
„Wie geht es dir?“ Jetzt nahm Tony neben Dylan Platz. „Soll ich Carol informieren? Wir können morgen von Bord gehen, kein Problem!“
Etwas in seiner Stimme signalisierte, dass es ihm sogar recht wäre.
Doch Dylan lehnte ab: „Nein …“ Seine Äußerung war kaum hörbar.
„Es gibt keine freien Zimmer
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