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Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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und wirkt noch fortwährend.
    Um halb ein Uhr hielt der Zug auf der Station Burhampur an, und Passepartout konnte sich um hohen Preis ein Paar mit falschen Perlen verzierte Pantoffeln kaufen, die er mit unverkennbarer Eitelkeit anzog.
    Die Reisenden nahmen rasch ihr Frühstück ein, und dann ging's weiter nach der Station Assurghur, nachdem sie eine Strecke längs dem Tapty gefahren, einem Flüßchen, das in der Nähe von Surate in den Golf von Cambaye fließt.
    Hier müssen wir Kenntniß nehmen, welche Gedanken damals Passepartout's Geist beschäftigten. Bis zu seiner Ankunft zu Bombay hatte er gemeint, und konnte auch meinen, es werde hierbei sein Bewenden haben. Jetzt aber, seitdem er mit voller Dampfkraft durch Indien fuhr, war ein Umschwung in seinem Geiste vorgegangen. Sein natürlicher Charakter stellte sich im Galop wieder ein. Es kamen ihm die phantastischen Ideen seiner Jugend wieder, er hielt jetzt die Projecte seines Herrn für ernstlich gemeint, er glaubte jetzt an das wirkliche Bestehen der Wette, folglich auch dieser Reise um die Erde, und an das höchste Zeitmaß, welches nicht überschritten werden durfte. Bereits ward er unruhig über mögliche Verzögerungen, unglückliche Zufälle, die unterwegs sich begeben konnten. Er theilte nun das Interesse an dieser Wette, und zitterte bei dem Gedanken, daß er am Abend zuvor durch seine unverzeihliche Tölpelei sie hätte gefährden können. So war er denn auch, [62] weil er nicht so phlegmatisch war, wie Herr Fogg, weit unruhiger als dieser. Er zählte und zählte abermals die verflossenen Tage, fluchte, wann der Zug Halt machte, warf dem Herrn Fogg Langsamkeit vor, und tadelte ihn
in petto
, daß er nicht dem Maschinisten eine Prämie versprochen habe. Der wackere Junge wußte nicht, daß, was auf einem Packetboot möglich war, auf einer Eisenbahn, deren Geschwindigkeit eine vorschriftsmäßige ist, nicht mehr angeht.
    Gegen Abend kam man in die Gebirgsengen von Sutpour, welche das Gebiet von Khandeisch von dem des Bundelkund trennen.
    Als am folgenden Morgen, den 22. October, Passepartout nach seiner Uhr sah, antwortete er auf eine Frage Sir Francis Cromarty's, es sei drei Uhr früh. Und in der That mußte die fortwährend nach dem Meridian von Greenwich gestellte Uhr nachgehen, da derselbe bei siebenundsechzig Grad weiter westlich sich befand; und sie ging wirklich um vier Stunden nach.
    Sir Francis berichtigte also die von Passepartout angegebene Zeit, und machte demselben die nämliche Bemerkung, welche ihm schon von Fix gemacht worden war. Er suchte ihm begreiflich zu machen, daß er sich nach jedem folgenden Meridian richten müsse, und daß, weil er stets nach Osten zu fuhr, d.h. der Sonne entgegen, die Tage ebenso vielmal um vier Minuten kürzer seien, als er Grade durchlaufen habe. Aber es fruchtete nicht. Mochte der eigensinnige Junge die Bemerkung des Brigadegenerals begriffen haben oder nicht, er weigerte sich hartnäckig, seine Uhr anders zu stellen, und ließ sie unverändert bei der londoner Stundenangabe. Eine Harmlosigkeit übrigens, die Niemand schaden konnte.
    Um acht Uhr früh, und fünfzehn Meilen vorwärts der Station Rothal, hielt der Zug mitten auf einer großen Lichtung an, die von einigen Wohnhäusern und Arbeiterhütten umgeben war. Der Conducteur ging an der Wagenreihe vorüber und sprach:
    »Die Reisenden haben hier auszusteigen.«
    Phileas Fogg sah Sir Francis an, dem ein Aufenthalt mitten in einem Wald von Tamarinden und Khajours unbegreiflich vorkam.
    Passepartout, der nicht weniger betroffen heraussprang und den Bahnweg ansah, kam alsbald wieder und rief:
    »Hier hört die Bahn auf, mein Herr!
    – Was meinen Sie? fragte Sir Francis Cromarty.
    [63] – Ich meine, der Zug geht nicht weiter!«
    Der Brigadegeneral stieg ebenfalls aus. Phileas Fogg folgte gemächlich nach. Beide wendeten sich an den Conducteur!
    »Wo befinden wir uns? fragte Sir Francis Cromarty.
    – Beim Weiler Kholby, erwiderte der Conducteur.
    – Halten wir hier an?
    – Allerdings. Die Bahn ist noch nicht vollendet ...
    – Wie! nicht vollendet?
    – Nein! es ist noch eine Strecke von fünfzig Meilen zwischen hier und Allahabad, wo die Bahn wieder anfängt, fertig zu machen.
    – Die Journale haben doch die vollständige Eröffnung der Bahn angezeigt!
    – Was meinen Sie, Herr Officier, es war ein Irrthum der Journale.
    – Und Sie ertheilen Billete von Bombay nach Calcutta? fuhr Sir Francis Cromarty fort, der seinen Gleichmuth verlor.
    – Allerdings,

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