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Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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fremd fand, als wenn er in's Hottentottenland wäre verschlagen worden.
    Passepartout war doch nicht ohne Zuflucht: er konnte sich den zu Yokohama aufgestellten französischen oder englischen Consular-Agenten empfehlen; aber es war ihm zuwider, seine Geschichte, die so enge mit der seines Herrn verflochten war, zu erzählen; und ehe er sich dazu entschloß, wollte er zuerst alle andern Aussichten erschöpfen.
    Also, nachdem er den europäischen Stadttheil durchlaufen hatte, ohne daß ihm der Zufall etwas darbot, ging er weiter in den japanischen, entschlossen, im Nothfall bis nach Yeddo zu dringen.
    Dieser von Eingeborenen bewohnte Stadttheil heißt Benten, nach einer Meergöttin, die auf den nahen Inseln verehrt wird. Da sah man wunderhübsche [147] Alleen von Tannen und Cedern, heilige Pforten einer seltsamen Architektur, Brücken inmitten von Bambus und Schilfrohr, Tempel unter dem ungeheuren melancholischen Obdach hundertjähriger Cedern, Bonzenhäuser, worin buddhistische Priester und Anhänger des Confucius ein dumpfes Leben führten, Straßen ohne Ende, worin man haufenweise Kinder mit rosenfarbener Haut und rothen Wangen sammeln konnte; kleine Püppchen, als seien sie in einer inländischen Bude geschnitzt worden, die in der Umgebung von kurzbeinigen Pudeln oder schwanzlosen, sehr trägen und schmeichlerischen Katzen spielten.
    Auf den Straßen nur Gewimmel, unablässiges Hin-und Herlaufen: Bonzen mit Processionen unter Begleitung monotoner Tamburinen; Yakuninen, Zoll-oder Polizeibeamte mit spitzen, lackirten Hüten und zwei Säbeln am Gürtel; Soldaten in blauer, weißgestreifter Kattunkleidung, mit Percussionsgewehren; Gensdarmen des Mikado in Panzerröcken, und zahlreiches anderes Militär aller Arten, – denn in Japan ist der Soldatenberuf ebensosehr geachtet, wie in China mißachtet. Sodann Bettelbrüder, Pilger in langen Gewändern, einfache Bürgersleute, mit dünnem, rabenschwarzem Haar auf dickem Kopf, langem Oberkörper, schmächtigen Beinen, kurzer Taille, farbiger Haut von den dunkeln Nüancen des kupferbraun bis zu mattem Weiß, aber niemals gelb, wie bei den Chinesen, von welchen die Japanesen sich wesentlich unterscheiden.
    Endlich, zwischen den Wagen, Palankins, Pferden, Sänftenträgern, Karren mit Segeln, den »Norimons« mit lackirten Wänden, den weichen »Cangos«, echten Bambussänften, sah man kleinfüßige Frauen mit Schuhen von Leinwand, Sandalen von Stroh oder Socken von Holzarbeit einhertrippeln. Sie waren nicht hübsch, hatten enge Augen, flache Brust, Zähne nach dem Tagesgeschmack geschwärzt, trugen aber zierlich das Nationalgewand, »Kirimon«, eine Art Schlafrock mit seidener Schärpe, deren breiter Gürtel hinten zu einem übermäßigen Knoten geschürzt war, – wie die Pariserinnen, welche ihre neueste Mode aus Japan entliehen zu haben scheinen.
    Passepartout spazierte einige Stunden lang inmitten dieser bunten Masse, besah auch die merkwürdigen reichen Läden, die Bazars, wo der ganze Flitter japanischen Goldschmucks gehäuft ist, die mit Wimpeln und Fähnlein geschmückten »Restaurationen«, in welche er nicht hineingehen durfte, und jene Theehäuser, wo man tassenweise warmes, wohlriechendes Wasser mit »Saki« [148] bekommt, einem Liqueur aus gährendem Reis, und jene bequemen Tabaksstuben, wo man einen sehr seinen Tabak raucht, kein Opium, dessen Verwendung in Japan fast unbekannt ist.
    Hierauf kam Passepartout auf's freie Feld mitten unter unermeßliche Reisfluren. Hier schimmerten im letzten Farbenschmuck und Blüthenduft glänzende Camelien, nicht auf Sträuchern, sondern Bäumen, und in Bambusgehägen Kirsch-, Pflaumen- und Aepfelbäume, deren Früchte sie durch Fratzenmännchen, Scheuchklappern gegen den gefräßigen Schnabel der Sperlinge, Tauben, Raben und anderen Gevögels schützen. Da hausen auf den majestätischen Cedern gewaltige Adler; Reiher bergen sich unter den Zweigen der Trauerweiden; überall flattern Krähen, Enten, Sperber, wilde Gänse und Kraniche, die bei den Japanesen sehr in Ehren stehen.
    Nachdem Passepartout so den Tag über spazieren gelaufen, so fühlte er, trotz des reichlichen Frühstücks, welches er vorsorglich auf dem Carnatic noch zu sich genommen hatte, doch am Abend den Magen sehr hohl. Er hatte wohl schon bemerkt, daß Fleisch von Hämmeln, Ziegen oder Schweinen nirgends in den einheimischen Metzgerläden zu sehen war, und da er auch wußte, daß man die Ochsen, weil man sie lediglich für den Ackerbau braucht, nicht tödten

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