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Reise zu Lena

Reise zu Lena

Titel: Reise zu Lena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Neven DuMont
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und ihrem Gemeckere uns auszulachen schienen. Glorie meckerte laut zurück. Dann war es für mich höchste Zeit, ich musste zur Uni zurück, und wir reisten ab.
    >Ich möchte nie mehr zurück in diese Anstalt>, sagte sie mir auf dem Rückweg,     Zu Hause erwartete uns George. Für Glorie eine große Überraschung:
    >Ich habe es nicht mehr ohne Dich ausgehalten, Glorie>, sagte er,     Ich glaube, er war gekommen, um sie zu retten. Australien war zu weit. So flogen sie nach Marokko, südlich des Atlasgebirges. Mehrere Tage waren sie unterwegs mit einem wunderschönen, hochgewachsenen Tuareg in leuchtenden blauen, fallenden Gewändern. Glorie konnte nicht umhin, sich auch noch in Mohammed, so hieß er, zu verlieben.
    Ich sah Fotos von diesem Wüstensohn, der als Junge einmal im Jahr mit Kamelen, seinen Brüdern und Zelten die Sahara bis nach Timbuktu durchzogen haben soll. Sein Gesicht glänzte in der Sonne, lachend, mit blitzenden Zähnen. Ein freier Mann! Was auch immer dort geschah, George brachte Glorie wohlbehalten zurück. Er blieb nicht lange.
    Glorie war voller Unruhe. Die Angst trieb sie an. Kaum waren die Semesterferien angebrochen, flogen wir in Richtung Nordpol. Wir landeten auf Spitzbergen. Schon bei dem Abflug ahnte ich, dass es keine lange Reise werden würde. Die Kälte ertrug sie nicht. Immer wieder schlugen ihre Zähne aufeinander, und wieder kam dieser trostlose verlorene Ausdruck in ihr Gesicht. Ihre Schönheit war nun vollends erstarrt. Nach wenigen Tagen flogen wir zurück. Als ich ihr die vorgezogene Rückreise eröffnete, zuckte sie nur mit den Schultern. Zu Hause in unserer Wohnung nahm Glorie ihre ganze Kraft zusammen:
    >Ich weiß, was Du denkst, Christie. Ich weiß, was Du mir sagen willst. Wenn heute nicht, dann morgen oder übermorgen. Aber Du erinnerst Dich, was Du mir versprochen hast? Nie wieder, nie wieder!<
    Dann kam die Reise, vor der ich mich am meisten gefürchtet hatte.
    Ich war wie in Trance. Ich vermochte nur noch ihrem Willen zu folgen. Ich reagierte nicht mehr normal, ich weiß, selbst der Schmerz war verflogen. Am Abend vor der Abreise sagte sie leichthin:
    >Ich bin nur kurz fort. Ich möchte mich von meinen Eltern verabschieden. Nur ein kleines Hallo.<
    Am nächsten Morgen flogen wir nach London, wo uns das Flugzeug zu den Cayman-Inseln erwartete. Hoch oben in den Wolken unter den ruhig schlummernden Passagieren sagte sie:
    >Ich bin im Aufzug stecken geblieben. Und die Luft geht aus.<
    Dann lachte sie, legte ihren Kopf zurück und fiel in tiefen Schlaf.«
    Albert hatte sich erhoben und ging unruhig im Raum auf und ab:
    »Ich wusste von alledem so gut wie nichts. Niemand hat mich aufgeklärt, mir den Ernst der Lage mitgeteilt. Als Glorie an dem Abend vor ihrer Abreise zu uns kam, um sich zu verabschieden, war ich nicht da, ich war bei Erwin. Wir feierten seinen Geburtstag. Und Ann fühlte sich nicht wohl, wie so oft in letzter Zeit. Als ich später nach Hause kam, meinte sie: Störrisch sei sie gewesen, völlig verändert. Du, Christie, würdest dahinterstecken, so meinte es Ann. Du hättest Dich auf liebenswürdigste Art in unser Vertrauen geschlichen, würdest jetzt Dein wahres Gesicht zeigen. Dann meinte Ann noch, ihr beiden kämt sicher wieder schnell zurück, so wie beim letzten Mal.«
    Albert hatte mit leiser, zurückgenommener Stimme gesprochen.
    Seine Hände zitterten wieder stärker, seinen Kopf hatte er zur Seite geneigt. Christie wagte nicht, ihn anzuschauen:
    »Ich kam alleine zurück. Es dauerte nicht lang.«
    »Sie war ertrunken, Du hast uns mitten in der Nacht angerufen. Als Du zurück warst, kamst Du bei uns vorbei, kurz. Du hast uns den Totenschein übergeben. Aber Du wolltest nicht reden.«
    »Es stimmt, ich konnte nicht

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