Reisefieber (Beachrats: Teil 3) (German Edition)
wollte für Justin, Alex und Will irgendetwas Besonderes machen, also kaufte ich für sie Mardi-Gras -Basecaps in einem Laden in meiner Nachbarschaft bevor sie mich am Montag Morgen abholten. Natürlich hatten sie bereits Caps und vielleicht war es ein bisschen unverschämt, für sie etwas zu kaufen und für den Rest ihrer Gruppe nicht, aber diese drei waren für mich ganz besondere Menschen.
Der Montag war wirklich großartig, was allerdings nicht an dem lag, was wir machten. Es lag daran, dass ich es mit Menschen machte, die ich mochte und mit denen ich Zeit verbringen wollte. Es war das erste Mal seit einer langen Zeit, dass ich wirklich mit anderen Menschen zusammen sein wollte.
Das Allerbeste war obendrein, dass sie mich mochten. Sie hatten es mir zwar gesagt, aber durch ihr Verhalten zeigten sie es mir auch. Sie scherzten mit mir, zogen mich auf und behandelten mich, als wäre ich einer von ihnen. Es war nicht schwer, sich von ihrer Stimmung anstecken zu lassen und hin und wieder machte ich sogar ein paar Scherze, über die sie sogar lachten. Und ich hatte nicht den Eindruck, dass sie es nur taten, um nett zu sein.
Wir waren auf dem Weg zum Festival in Kenner. Ich saß auf dem Mittelsitz, zwischen Alex und Justin. Beide hatten ihre Freunde auf dem Schoß.
»Habt ihr jemandem gesagt, was ich euch gestern Abend erzählt habe?«, fragte ich Alex leise.
»Nein, warum sollten wir?«, antwortete Alex.
»Ich möchte, dass es jeder hier weiß.«
»Soll ich es ihnen sagen?«, fragte er.
»Nein, das mache ich selbst«, antwortete ich. »Ihr kennt mich zwar nicht wirklich, aber ich möchte euch allen etwas sagen«, sagte ich dann lauter.
Alle wurden ruhig und Rick, der hinter dem Steuer saß, drehte sogar das Radio leise.
»Ich möchte, dass ihr alle wisst, dass ich schwul bin. Ich habe lange dagegen angekämpft, aber nachdem ich gestern den ganzen Tag mit euch verbracht habe, schäme ich mich nicht mehr dafür. Und dafür danke ich euch.«
Ich weiß nicht, was für eine Reaktion ich erwartet hatte. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt eine Reaktion erwartet hatte. Aber die Reaktion, die ich bekam, war unerwartet. Alex war der Erste, der klatschte. Die anderen stimmten einen Augenblick später ein - sogar Rick nahm für einen Augenblick die Hände vom Lenkrad. Ich fühlte mich so gut wie schon sehr lange nicht mehr. Sie klatschten für mich. Für mich! Ich war so überwältigt, dass ich anfing, zu heulen.
»Wir haben hier ein paar Freudentränen«, sagte Justin. »Also wenn das kein Eiscreme-Moment ist, dann habe ich noch nie einen erlebt. Und wir sind hier mitten auf der verdammten Interstate .«
Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach, aber Kevin, Rick und die anderen Jungs lachten laut.
»Wie wäre es mit einer Erklärung?«, fragte Cherie, die offensichtlich auch keinen blassen Schimmer hatte, wovon sie sprachen.
Kevin lachte immer noch, aber er erklärte es uns.
»Cherie, wenn in unserer Familie irgendetwas Tolles passiert oder wenn wir eine Krise überwunden haben, machen wir uns immer große Schüsseln mit Eis. Und Justin hat absolut recht. Das ist definitiv ein Eiscreme-Moment.«
»Warum habt ihr dann den Blinker noch nicht an?«, sagte Justin.
Schon allein die trockene Art, in der er es sagte, brachte mich zum Lachen.
»Wollt ihr alle für ein Eis anhalten?«, fragte Kevin.
»Ja, verdammt. Natürlich wollen wir für ein Eis anhalten«, sagte Alex.
Rick setzte den Blinker und wir fuhren von der Interstate . Es dauerte nicht lange, bis wir einen Laden fanden und uns alle Eis bestellten. Ich weiß nicht, woran es lag, aber dieses Eis gehörte zu den besten, die ich jemals gegessen hatte.
»Bei wem hast du dich alles geoutet?«, fragte Jeff, nachdem wir aufgegessen hatten und wieder auf der Straße waren.
»Nur bei den Leuten in diesem Auto«, gab ich zu. »Ich würde es gerne meinen Eltern erzählen, aber ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist oder nicht.«
»Seth, ich kenne deinen Dad«, sagte Cherie. »Mit ihm wird es keine Probleme geben, Schätzchen. Und mit deiner Mom auch nicht.«
»Er ist derjenige, wegen dem ich mir Sorgen gemacht habe«, sagte ich.
»Das brauchst du nicht.«
Dass sie das sagte, war für mich wie eine Art Meilenstein. Ein fehlendes Puzzleteil, nach dem ich lange gesucht hatte. Ich weiß nicht, wann ich mich zum letzten Mal so frei, entspannt und glücklich gefühlt hatte.
»Nicht alle Eltern reagieren so gut auf solche Neuigkeiten«,
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