Reiseführer Barcelona
alles im Modernisme-Stil gestaltet. Allerdings ist der Modernisme im Grunde zu vielseitig, um ihn als einheitlichen „Stil“ zu definieren.
Die Mosaiktechnik trencadís wurde vor sehr langer Zeit von den Arabern erfunden, aber Gaudí war der erste Architekt, der sie wiederbelebte. Dabei werden aus Keramikfliesen oder Fragmenten zerbrochener Töpfer- oder Glaswaren auf Dächern, Decken, Schornsteinen, Bänken, Skulpturen und allen möglichen anderen Oberflächen mosaikartige Deckschichten geschaffen.
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MATERIAL & DEKO
Die Architekten des Modernisme vertrauten auf die Fähigkeiten von Handwerkern, deren Namen heute vergessen sind. Damals gab es zum Beispiel noch keinen Betonguss. Man verwendete stattdessen Ziegelsteine, Stahl- und Eisenrahmen, Buntglas und Keramikfliesen. In der Tat war es weitgehend das Dekor, bei dem sich der Modernisme am überschwänglichsten präsentierte.
Die für diese Arbeiten erforderlichen Handwerker waren die Nachkommen der Gildemeister vergangener Jahrhunderte und hatten ein enormes Wissen darüber angesammelt, was mit den vorhandenen Materialien möglich war und was nicht. Geschmiedetes Eisen undgeschmiedeter Stahl waren neu, aber das Erlernen der Fertigkeiten im Umgang damit ähnelte der Art und Weise, wie man mit traditionelleren Materialien umging. Besonders Gaudí baute auf diese alten Fertigkeiten und veranstaltete selbst Workshops, um sie vor dem Vergessen zu bewahren.
Eisen wurde in dieser Zeit zu einem bevorzugten Baumaterial. Nirgendwo sonst ist das besser zu sehen als bei den neu erbauten Markthallen, wie zum Beispiel dem Mercat de la Boqueria, Mercat de Sant Antoni und Mercat de la Llibertat. Ihre großartigen Hallendächer sorgten nicht nur für genügend Schatten auf den darunter ausliegenden Waren, sondern waren auch eine Art Symbol für die Dynamik Barcelonas und den Erfolg der neuen Baustoffe.
Einer der bekanntesten Handwerker, die auf den Baustellen der Architekten des Modernisme arbeiteten, war der in Rom ausgebildete BildhauerEusebi Arnau (1864–1934). Er war u. a. am Hospital de la Santa Creu i de Sant Pau, am Palau de la Música Catalana und an der Casa Amatller beteiligt.
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Zeitgenössische Architektur
Barcelonas jüngste architektonische Revolution begann in den 1980er-Jahren. Die damalige Ernennung Oriol Bohigas’ (geb. 1925) zum Leiter des Stadtplanungsbüros durch die regierende Sozialistische Partei läutete einen Neuanfang ein. Die Stadt begann ihre größte Phase der Erneuerung seit der aufregenden Erschließung des Eixample.
Zeitgenössische Architektur
Torre Agbar (Barceloneta)
Teatre Nacional de Catalunya (Eixample)
Mercat de Santa Caterina (La Ribera)
W Barcelona (Barceloneta)
Santos Porta Fira Hotel (Llobregat)
Edificio Fòrum (Plaça de Llevant)
Les Arenes (Plaça d’Espanya)
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BARCELONA SEIT DEN OLYMPISCHEN SPIELEN
Die größten städtebaulichen Neuerungen der letzten hundert Jahre geschahen im Vorfeld der Olympischen Spiele von 1992, als über 150 Architekten an fast 300 Gebäuden und Designprojekten arbeiteten. Dabei wurde die Stadt teilweise komplett umgekrempelt, etwa durch den Bau großer Stadtautobahnen oder die Sanierung ganzer heruntergekommener Stadtviertel. Die Stadtverwaltung nutzte für diese Projekte auf clevere Weise staatliche Gelder, die sonst niemals bewilligt worden wären. Mehrere Kilometer Ödland am Meer, darunter auch derPort Vell, wurden in blitzsaubere neue Strände umgewandelt – plötzlich verfügte Barcelona über erstklassige Grundstücke und Immobilien am Wasser. Die Aufgabe, Montjuïc aufzuwerten, begann mit der Umgestaltung des Olympiastadions und der Schaffung von Wahrzeichen wie Santiago Calatravas berühmtem Torre Calatrava.
Nach 1992 entstanden weitere herausragende Gebäude an strategischen Stellen, meist mit dem Hintergedanken, dadurch die jeweilige Umgebung mit mehr Leben zu füllen. Eines der markantesten dieser Vorhaben war das strahlend weiße Museu d’Art Contemporani de Barcelona (Macba), das 1995 eröffnete. Es wurde vonRichard Meier entworfen und umfasst die für den amerikanischen Architekten typischen Elemente – den geometrischen Minimalismus, die durchgehende Nutzung von Weiß zusammen mit Glas und Stahl – und wird in Architekturkreisen nach wie vor heiß diskutiert. „Meiers Gebäude war schlecht für die Kunst, schlecht beleuchtet und hatte räumlich kaum einen Zusammenhalt“, schrieb
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