Reiseführer Ostfriesische Inseln: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog, Wangerooge
anbieten. Niemals wolle er auf so einem elenden Sandhaufen leben und erst recht nicht begraben sein, soll der Holländer daraufhin geflucht haben. Doch es kam anders. Weil der harte Ostwind blieb, musste Hendrik Dirk de Boer im Watt ausharren und verschied an Bord â einfach so, im Alter von 54 Jahren. Als die Besatzung der J ALTINA den Toten auf dem Inselfriedhof begraben wollte, liefen die Insulaner Sturm. Ein christliches Begräbnis für einen, der Baltrum verflucht hatte? Niemals! Der Mann aus Veendam bekam schlieÃlich einen Platz in den Dünen. Bis heute erinnert dort ein schlichter Gedenkstein mit niederländischer Inschrift an den unglückseligen Seefahrer. Die hölzerne Originalgrabstele befindet sich im Heimatmuseum.
GEZEITENHAUS UND GEZEITENPFAD
Das Nationalparkhaus Baltrums nennt sich
Gezeitenhaus
, denn ein Themenschwerpunkt der Einrichtung ist das Phänomen Ebbe und Flut im Weltnaturerbe Nationalpark Wattenmeer. Neben einer Ausstellung zur Flora und Fauna des Eilandes werden in der Saison regelmäÃig naturkundliche Inselführungen angeboten. Das
Gezeitenhaus
, das sich in unmittelbarer Hafennähe befindet, öffnet mit Beginn der Osterferien und schlieÃt mit Ende der Herbstferien; mehr unter www.gezeitenhaus-baltrum.de
Sieben Kilometer lang ist der sogenannte Baltrumer Gezeitenpfad; ein Lehrpfad, der 2006 anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Nationalparks
Niedersächsisches Wattenmeer
eröffnet wurde. Er beginnt bei den Wattflächen am Hafen, führt über die Küstenschutzanlagen am Westkopf der Insel, quert den Strand und die Insel, verläuft entlang von Dünen und Dünentälern, kommt an den Hellerwiesen zurück nach Westen und endet im
Gezeitenhaus
von Baltrum, das 1987 als Nationalparkhaus eröffnet worden ist. Es gibt 18 Stationen entlang des Pfades (vier davon sind interaktiv) mit Informationstafeln, die Einblicke in die Gezeiten, die Inselhistorie, den Küsten- und Naturschutz sowie in die touristische Entwicklung des Eilandes geben.
Der Sanddorn findet sich auf allen Ostfriesischen Inseln. Er wird auch Fasanenbeere genannt, denn die »Inselhühner« picken die leuchtenden Früchte gerne.
HISTORISCHES PFAHLSCHUTZWERK
Heute ist es ein Küstenschutzdenkmal, gebaut wurde es einst als Wellenbrecher: Das Historische Pfahlschutzwerk zwischen Westkopf und Hafen. Die etwa 300 Meter lange Holzkonstruktion ist das letzte Teilstück einer Schutzanlage, die zwischen 1883 und 1889 den gesamten Westkopf der Insel umspannte und so sichern sollte. In den Jahren 1930/1931 wurde sie von Grund auf erneuert, später unter Denkmalschutz gestellt und im Jahre 2008 wiederum instand gesetzt.
KIRCHEN
Kaum vorstellbar, aber wahr: Aufgrund der Verlagerung der Insel würden heute zwei der einstigen Baltrumer Kirchbauten auf Norderney stehen. Da die Alte Inselkirche mit dem aufkommenden Tourismus zu klein wurde, lieà die evangelisch-lutherische Gemeinde in den Jahren 1929/1930 eine neue Kirche errichten. 1959 erhielt das Gotteshaus zwei Seitenschiffe, 1964/1965 wurde zudem der Kirchturm erhöht und die bisherige Einzelglocke um zwei weitere kleinere Glocken ergänzt. Heute haben 300 Gläubige in dieser Kirche Platz. Dem heiligen Nikolaus ist die katholische Kirche Baltrums gewidmet. Das Gotteshaus hat eine Architektur, die gewissermaÃen der Saison angepasst worden ist. Es besteht aus einem geschlossenen Bereich, in dem winters etwa 50 Besucher Platz finden, und bietet sommers einen reetgedeckten Vorhof für rund 300 Kirchgänger. Schöne Hingucker sind die bunten Glasfenster, die Szenen aus dem Leben des heiligen Nikolaus darstellen.
KLUNTJE
Aus Ostfriesland ist Tee nicht wegzudenken und auch der dazugehörige Kandis
(Kluntje)
ist Pflicht. Wer während seines Baltrumaufenthaltes diese Teetradition pflegen möchte, sollte das alte Inselhaus mit der Nummer 29 im Westdorf aufsuchen. Im
Kluntje
gibt es den Tee vom Stövchen samt Selbstgebackenem in einem ostfriesischen Ambiente, das zu Recht denkmalgeschützt ist. Wenn das Wetter angemessen ist, kann man auch drauÃen das genieÃen, was die Karte an Leckereien offenbart; mehr unter www.kluntje.com
LACHMÃWENKOLONIE
Als kleinste ostfriesische Insel kann Baltrum die gröÃte Lachmöwenkolonie Niedersachsens vorweisen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten brüten alljährlich bis zu zehntausend Brutpaare im Westheller südlich des Ostdorfes
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