Reisen im Skriptorium
essen, wenn Sie diese Pillen geschluckt haben.
Scheiß auf das Essen, sagt Mr. Blank voller Verbitterung.
Sophie stöhnt entrüstet auf. Hören Sie, Alter, sagt sie, ich will Ihnen nur helfen. Ich bin eine der wenigen hier, die auf Ihrer Seite sind, aber wenn Sie nicht mitziehen, fallen mir mindestens ein Dutzend Männer ein, die mit Vergnügen hierherkommen und Ihnen diese Pillen in den Hals stopfen werden.
Na schön, sagt Mr. Blank, schon zum Einlenken bereit. Aber nur unter einer Bedingung.
Bedingung? Was soll das nun wieder?
Ich nehme die Pillen. Aber erst müssen Sie sich ausziehen und mir erlauben, Sie zu streicheln.
Sophie findet dieses Ansinnen so grotesk, dass sie laut auflacht – ohne zu merken, dass sie damit exakt so reagiert wie die andere Sophie in einer ähnlichen Situation vor vielen Jahren am zugefrorenen Teich von Mr. Blanks Kindheit. Und um der Kränkung die Krone aufzusetzen, spricht sie auch noch die fatalen Worte:
Seien Sie nicht albern
.
Ah, sagt Mr. Blank und kippt nach hinten, als habe ihm jemand eine schallende Ohrfeige verpasst. Ah,stöhnt er. Sagen Sie alles, was Sie wollen, Frau. Aber nicht das. Bitte. Nicht das. Alles andere, nur das nicht. Binnen Sekunden schwimmen seine Augen in Tränen, und ehe der alte Mann weiß, wie ihm geschieht, laufen ihm die Tränen über die Wangen. Mr. Blank weint.
Entschuldigen Sie, sagt Sophie. Ich wollte Sie nicht verletzen.
Was ist verkehrt daran, dass ich Sie anschauen will?, fragt Mr. Blank unter ersticktem Schluchzen. Sie haben so schöne Brüste. Ich möchte sie nur sehen und anfassen. Ich möchte meine Hände auf Ihre Haut legen, mit meinen Fingern durch Ihr Schamhaar streichen. Was ist so schrecklich daran? Ich werde Ihnen nicht wehtun. Ich möchte nur ein wenig Zärtlichkeit, sonst nichts. Ist das zu viel verlangt – nach allem, was man mir hier angetan hat?
Nun, sagt Sophie nachdenklich und zweifellos nicht ohne Mitgefühl mit Mr. Blanks Not, vielleicht können wir einen Kompromiss finden.
Zum Beispiel?, fragt Mr. Blank und wischt sich mit dem Handrücken die Tränen ab.
Zum Beispiel … Zum Beispiel: Sie nehmen die Pillen, und für jede, die sie schlucken, dürfen Sie einmal meine Brüste anfassen.
Ihre nackten Brüste?
Nein. Die Bluse möchte ich lieber anbehalten.
Das reicht mir nicht.
Na schön. Ich ziehe die Bluse aus. Aber der BH bleibt, wo er ist. Verstanden?
Nicht gerade das Paradies, aber das werde ich wohl akzeptieren müssen.
Und so wird das Problem gelöst. Sophie legt die Bluse ab, und Mr. Blank bemerkt zu seiner Freude, dass sie einen hauchzarten, mit Spitzen besetzten BH trägt und nicht etwa eins dieser tristen Dinger, wie sie von älteren Damen und anderen getragen werden, die in puncto körperliche Liebe das Handtuch geworfen haben. Die obere Hälfte von Sophies Brüsten ist unbedeckt, und auch weiter unten ist der Stoff des BHs so dünn, dass die Brustwarzen deutlich unter dem Gewebe zu erkennen sind. Nicht gerade das Paradies, sagt sich Mr. Blank, als er die erste Pille mit einem Schluck Wasser herunterspült, aber trotzdem recht zufriedenstellend. Und dann legt er die Hände drauf – die linke Hand auf die rechte Brust, die rechte Hand auf die linke Brust –, und während er die weichen Wölbungen von Sophies ein wenig hängenden, aber stattlichen Milchdrüsen genießt, stellt er zu seiner weiteren Freude fest, dass sie lächelt. Nicht vor Wonne, mag sein, aber zumindest vor Vergnügen, und das beweist ihm, dass sie keinen Groll gegen ihn hegt und das Abenteuer gelassen nimmt.
Sie schamloser alter Mann, Mr. Blank, sagt sie.
Ich weiß, antwortet er. Aber ich war auch schon ein schamloser junger Mann.
Sie absolvieren das Ganze noch zweimal – eine Pilleschlucken, eine weitere köstliche Begegnung mit den Brüsten –, dann zieht Sophie die Bluse wieder an, und nun ist es Zeit fürs Mittagessen.
Leider hat das wiederholte Streicheln des Leibes einer begehrenswerten Frau im Leib des Streichlers selbst eine vorhersehbare Veränderung herbeigeführt. Mr. Blanks alter Freund spielt sich mal wieder auf, und da unser Held ja nicht mehr Unterwäsche und Baumwollhose trägt, sondern ganz nackt ist unter seinem Pyjama, hindert nichts das große Tier daran, aus dem Schlitz zu springen und seinen Kopf ins Tageslicht zu recken. Dies geschieht genau in dem Moment, da Sophie sich nach vorne beugt, um die Metalldeckel von den Tellern zu heben, und als sie sich bückt, um
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