Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
ergeben.
     

    Das war der Punkt, wo das amerikanische Schiff sich finden sollte; die Entscheidung zwischen Leben oder Tod mußte also noch diesen Tag fallen.
    Endlich, es war gegen Nachmittags zwei Uhr, brachte Altamont durch einen wiederhallenden Aufschrei die kleine Gesellschaft zum Stillstande. Er hatte sich ganz aufgerichtet, und mit den Fingern nach einer weißen Masse zeigend, die jeder Andere freilich noch mit den benachbarten kleinen Eisbergen verwechselt hätte, rief er laut hinaus:
    »Der Porpoise !«

Sechstes Capitel.
Der Porpoise.
    Der 24. März war der Tag jenes hohen Festes, des Palmsonntags, an dem die Straßen der Dörfer und Städte des südlicheren Europas mit Blumen und Blättern überstreut sind; dann klingen die Glocken durch die Lüfte und die Atmosphäre füllt sich mit köstlichem Wohlgeruch.
    Welch’ trostloses Schweigen herrschte dagegen hier, in diesem verlassenen Lande! Ein scharfer, fast schmerzender Wind fegte darüber hin, aber kein abgefallenes Blatt, kein Grashälmchen wehte er daher.
    Und dennoch war dieser Sonntag ein Freudentag für unsere Reisenden, denn endlich hatten sie Ersatz für die ihnen entzogenen Hilfsmittel gefunden, deren Mangel so nahe daran gewesen war, ihnen ein trauriges Ende zu bereiten.
    Sie verdoppelten ihre Schritte; die Hunde zogen kräftiger, freudig bellte Duk und bald erreichten sie das amerikanische Schiff.
    Der Porpoise war total in Schnee begraben. Man sah an ihm weder Masten, noch Raaen oder Tauwerk. Sein ganzes Takelwerk hatte der Schiffbruch zerstört; zwischen nicht sichtbaren Felsen lag der Rumpf desselben eingezwängt. Durch die Gewalt des Stoßes war das Fahrzeug auf die Seite gelegt und der geöffnete Schiffsraum versprach als Wohnung wenig Behaglichkeit.
    Hiervon überzeugten sich der Kapitän, der Doctor und Johnson bald, als sie nicht ohne Mühe in das Innere desselben gedrungen waren; über fünfzehn Fuß Eis waren wegzuschaffen, bevor sie zu den Vorrathsräumen gelangten; zur Freude Aller sah man aber, daß die wilden Thiere, von denen sich zahlreiche Spuren fanden, nicht zu dem ihnen besonders wichtigen Proviant gelangt waren.
    »Wenn wir hier nur, sagte Johnson, Feuerung und Lebensmittel genug haben, als Wohnung scheint mir dieser Rumpf nicht besonders tauglich.
    – Nun wohl, dann werden wir ein Eishaus bauen, meinte Hatteras, und uns auf diesem Lande so gut als möglich einrichten.
    – Gewiß, erwiderte der Doctor, aber nur keine Ueberstürzung. Zur Noth können wir vorläufig immerhin in dem Schiffe wohnen; unterdessen errichten wir ein solides Haus, das uns gegen den Frost und den Angriff wilder Thiere schützt. Ich werde den Architekten abgeben und Sie sollen mich bald bei der Arbeit sehen.
    – Ich bezweifle gar nicht Ihr Geschick dazu, Herr Clawbonny, sagte Johnson; doch für jetzt richten wir uns hier nach besten Kräften ein, und könnten eine Umschau halten über das, was noch in dem Schiffe da ist; leider sehe ich weder ein kleineres noch ein größeres Boot, und diese Reste sind in zu schlechtem Zustande, um daraus ein kleines Fahrzeug zu bauen.
     

    Beim Thee im Raume des Porpoise. (S. 306.)
     
    – Wer weiß! entgegnete der Doctor, kommt Zeit, kommt Rath! Jetzt handelt es sich aber nicht darum, zu Schiffe zu gehen, sondern eine dauernde Wohnung zu beschaffen. Ich schlage also vor, vorläufig alle anderen Projecte fallen zu lassen, und jedes Ding zu seiner Zeit zu thun.
    – Weise gesprochen! bestätigte Hatteras; laßt uns mit dem Nöthigsten anfangen?«
    Die drei Gefährten verließen also das Schiff, gingen zum Schlitten und theilten Bell und dem Amerikaner ihre Absichten mit; Bell war gleich bereit, an’s Werk zu gehen; der Amerikaner schüttelte den Kopf, als er hörte, daß mit seinem Schiffe nichts anzufangen sei; da aber weitere Auseinandersetzungen darüber jetzt doch fruchtlos gewesen wären, hielt man sich daran, vorläufig ein Obdach im Porpoise zu suchen und an der Küste eine geräumige Wohnung zu errichten.
    Um vier Uhr Nachmittags waren die fünf Reisenden wohl oder übel im Zwischendeck untergebracht. Mittelst Sparren und Bruchstücken von Masten hatte Bell einen nahezu wagerechten Fußboden hergestellt. Die durch den Frost erhärteten Lagertheile wurden hineingeschafft; die Wärme eines Ofens versetzte sie bald wieder in brauchbaren Zustand; Altamont konnte sich, gestützt auf den Doctor, ohne zu große Mühe nach der ihm reservirten Ecke begeben. Als er den Fuß wieder in das eigene Schiff setzte,

Weitere Kostenlose Bücher