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Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Mindestens war es, nach den breiten Spuren und frischen Eisbrüchen zu schließen, unzweifelhaft, daß mehrere Thiere der Art an’s Land gegangen waren.
    Die Robben sonnen sich nämlich sehr gern und strecken sich behaglich an den Ufern aus, um die wohlthuende Wärme zu genießen.
    Der Doctor machte seine Gefährten auf diese Einzelheiten aufmerksam.
    »Wir wollen uns diese Stelle genau merken, sprach er; möglicher Weise treffen wir im Sommer die Robben hier in ganzen Schaaren an, in solchen von Menschen wenig besuchten Gegenden kann man sich ihnen leicht nähern und sie fangen. Wohl muß man sich hüten, sie zu erschrecken, denn dann verschwinden sie wie nach Verabredung auf Nimmerwiederkehr. So geschieht es nicht selten, daß ungeschickte Jäger, statt sie einzeln zu tödten, beim lärmenden Massenangriff auf dieselben ihre Beute einbüßen oder schmälern.
    – Jagt man sie nur um ihres Felles und Thranes willen? fragte Bell.
    – Die Europäer, ja; aber die Eskimos verzehren sie gar; sie leben davon, doch haben die Fleischstücke, welche sie mit Blut und Fett zurichten, wahrlich nichts Appetitliches. Indessen kann man doch einigen Gebrauch davon machen, und ich verpflichte mich, so schöne Cotelettes herzustellen, daß sie bis auf ihre schwärzliche Farbe gewiß nicht zu verachten sein dürften.
    – Nun, Sie werden das ausführen können, antwortete Bell; ich habe solches Vertrauen, daß ich mich verpflichte, davon soviel zu essen, als Ihnen beliebt. Sie verstehen mich, Herr Clawbonny?
    – Mein braver Bell, Sie wollen sagen, soviel es Ihnen selbst Vergnügen macht. Das können Sie getrost; den Verbrauch eines Grönländers werden Sie doch nicht erreichen, denn er ißt an einem Tage wohl fünfzehn Pfund davon.
    – Fünfzehn Pfund! rief Bell, das nenne ich einen Magen!
    – Ja, das sind Polarmagen, erwiderte der Doctor, die sich nach Belieben erstaunlich ausdehnen, aber, wohl zu merken, auch wieder zusammenschrumpfen, die Mangel und Ueberfluß gleichmäßig gut vertragen. Zu Anfang seiner Mahlzeit ist der Eskimo mager, wenn er aufsteht, aber dick und kaum wiederzuerkennen! Es steht fest, daß er manchmal einen ganzen Tag lang Mahlzeit hält.
    – Offenbar, sagte Altamont, ist diese Gefräßigkeit den Bewohnern kalter Länder eigenthümlich?
    – Ich glaube es, entgegnete der Doctor; in den arktischen Gegenden muß man viel essen, nicht nur um die Körperkräfte zu erhalten, sondern um überhaupt seine Existenz zu sichern. So liefert auch die Hudsons-Bai-Compagnie jedem Mann acht Pfund Fleisch oder zwölf Pfund Fisch oder auch zwei Pfund Pemmican täglich.
    – Das ist aber eine kräftigende Lebensweise, bemerkte der Zimmermann.
    – Es ist nicht so schlimm, als Sie denken, mein Freund, und ein so gefütterter Indianer leistet an Arbeit nicht mehr als ein Engländer, der sich von seinem einen Pfunde Rindfleisch und einer Pinte Bier ernährt.
    – Also ist Alles gut eingerichtet, Herr Clawbonny.
    – Gewiß, und doch kann uns eine echte Grönländer Mahlzeit manchmal in Erstaunen setzen. So war auch Sir Roß, als er auf Boothia überwinterte, verwundert über die Gefräßigkeit seiner Führer; er berichtet, daß zwei Mann, verstehen Sie wohl, ich sage zwei, an einem Morgen ein ganzes Viertel eines Bisonochsen vertilgten; sie zerlegten das Fleisch in lange Streifen, die sie nur so in die Speiseröhre gleiten ließen, dann schnitten sie unter der Nase davon ab, was ihr Mund nicht fassen konnte, und gaben es Einer dem Anderen; oder die Vielfraße ließen auch lange Bänder von Fleisch bis auf die Erde herabhängen und verschlangen sie nach und nach, so etwa wie eine Boa einen Ochsen, und lagen dabei ebenso lang auf der Erde wie jene.
    – Pfui, sagte Bell, das ist ja widerliches Vieh!
    – Jeder speist nach seiner Weise, erwiderte philosophisch der Amerikaner.
    – Ja, glücklicher Weise, sagte der Doctor.
     

    (S. 334.)
     
    – Nun, bemerkte Altamont, wenn der Ernährungstrieb unter diesen Breiten so mächtig ist, wundere ich mich auch nicht mehr, daß man in den Reiseberichten der Eismeerfahrer auch immer der Mahlzeiten Erwähnung gethan findet.
    – Sie haben Recht, meinte der Doctor, dieselbe Bemerkung habe ich auch gemacht; und das kommt wohl nicht nur daher, daß man hier eine sehr reichliche Nahrung braucht, sondern auch daher, daß man sich dieselbe oft nur sehr schwer beschaffen kann. Daher rührt es, daß man immer daran denkt und folglich auch häufig davon spricht.
    – Wenn mich mein Gedächtniß

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