Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras

Titel: Reisen und Abenteuer des Kapitän Hatteras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:

    – Um Sie zu retten!
    – Um mich zu verderben! Mir scheint es, als hänsele er mich, als rede er hier als Herr und Meister, als bilde er sich ein, mein Geschick in der Hand und meine Pläne errathen zu haben. Bekannte er nicht schon Farbe, als es sich darum handelte, diese neuen Länder zu taufen? Hat er je eingestanden, was er in diesen Breiten überhaupt vorhabe? Sie werden mir nicht einen Gedanken, der mich martert, nehmen können, nämlich den, daß er der Chef einer von der Unionsregierung auf Entdeckungsreisen ausgesendeten Expedition ist.
     

    Bell zerlegt Altamont’s Schiff. (S. 395.)
     
    – Und wenn das wäre, wer beweist, daß diese Expedition auch den Nordpol zum Ziele hatte? Kann Amerika nicht eben so gut wie England die nordwestliche Durchfahrt suchen? Jedenfalls kennt Altamont Ihre Absichten nicht im Mindesten, denn weder Johnson, noch Bell, noch Sie, noch ich haben vor ihm je ein Wort davon gesprochen!
    – Nun gut, so möge er sie auch nie kennen lernen.
    – Das wird nicht angehen, denn wir können ihn doch nicht allein hier zurücklassen?
    – Warum das nicht? fragte Hatteras mit einer gewissen Heftigkeit; kann er nicht im Fort Providence wohnen bleiben?
    – Da würde er schwerlich zustimmen, Hatteras; übrigens, diesen Mann zu verlassen, den wiederzufinden wir bei der Rückkehr nicht einmal sicher sind, wäre mehr als unklug, es wäre unmenschlich; Altamont wird mitkommen und muß es auch! Da es aber unnütz wäre, ihm jetzt Gedanken beizubringen, die er noch nicht hat, so sagen wir ihm auch nichts, sondern bauen eine Schaluppe, die scheinbar zur Erforschung dieser neuen Ufer bestimmt ist.«
    Noch vermochte Hatteras nicht auf die Ideen seines Freundes einzugehen; dieser erwartete vergeblich eine Antwort.
    »Und wenn dieser Mann die Zerstückelung seines Schiffes nicht zugäbe? sagte endlich der Kapitän.
    – In diesem Falle wäre das volle Recht auf Ihrer Seite; Sie würden trotz seines Widerspruchs eine Schaluppe bauen lassen und er hätte keinen weiteren Anspruch.
    – Gebe der Himmel, daß er es abschlägt! rief Hatteras.
    – Vorher aber, erwiderte der Doctor, ist eine Anfrage nöthig; ich erbiete mich, diese zu stellen.«
    Wirklich brachte noch denselben Abend, beim Essen, Clawbonny das Gespräch auf gewisse Projecte zu Ausflügen während der Sommermonate, wobei die Küste hydrographisch aufgenommen werden sollte.
    »Ich denke, Sie werden sich uns anschließen, Altamont, sagte er.
    – Gewiß, antwortete der Amerikaner, wir müssen doch wissen, wie weit sich Neu-Amerika erstreckt.«
    Hatteras sah seinen Nebenbuhler, als dieser so sprach, scharf an.
    »Und dazu, fuhr Altamont fort, müssen wir aus den Resten des Porpoise den besten Nutzen zu ziehen suchen. Wir wollen eine feste Schaluppe bauen, die uns weit tragen kann.
    – Sie hören es, Bell, sagte lebhaft der Doctor, von morgen an gehen wir an’s Werk.«
Fußnoten
    1 Wahrscheinlich Trümmer eines großen Planeten.
Fünfzehntes Capitel.
Die nordwestsiche Durchfahrt.
    Am anderen Tage begaben sich Bell, Altamont und der Doctor nach dem Porpoise; Holz bot das Wrack in Ueberfluß; die alte Schaluppe des Dreimasters war zwar leck durch die Stöße der Eisschollen, konnte aber doch die Haupttheile zu der neuen liefern. Der Zimmermann begann ohne Zögern seine Arbeit; man brauchte ein seetüchtiges Fahrzeug, das gleichzeitig so leicht war, um auf dem Schlitten fortgeschafft werden zu können.
     

    Die letzten Tage des Mai hob sich die Temperatur; das Thermometer stieg wieder bis zum Gefrierpunkte; dieses Mal kam nun der Frühling alles Ernstes, und die Reisenden konnten die Winterkleider ablegen. Häufig trat Regen ein; der Schnee schmolz zusammen und rann über die geringsten Terrainneigungen in Stromschnellen und kleinen Wasserfällen.
    Hatteras konnte seine Befriedigung nicht verhehlen, als die Eisfelder die ersten Spuren des Thauwetters zeigten. Freies Meer war auch für ihn die Freiheit.
    Ob seine Vorgänger sich mit der Annahme eines offenen Polarmeeres getäuscht hatten oder nicht, das hoffte er nun bald zu wissen, davon hing ja der ganze Erfolg seiner Unternehmung ab.
    Eines Abends, als nach einem warmen Tage sich die Spuren der Auflösung des Eises noch deutlicher zeigten, brachte er das Gespräch auf dieses hochinteressante Thema.
    Er brachte dafür alle ihm geläufigen Wahrscheinlichkeitsgründe vor, und fand in dem Doctor immer einen warmen Vertheidiger seiner Lehrsätze. Uebrigens hatten seine Schlußfolgerungen

Weitere Kostenlose Bücher