Reisestipendien
eine Anzahl Schiffe oder hatten wenigstens Tote zu beklagen.
2 1890 zerstörte wieder eine Feuersbrunst den größten Teil von Fort-de-France.
Fünftes Kapitel
Sankta-Lucia.
Die Überfahrt zwischen Martinique und Sankta-Lucia verlief ebenso ungestört wie ziemlich schnell. Der Wind wehte als frische Brise von Nordosten, und mit allen Segeln legte der »Alert«, ohne die Halsen je wechseln zu müssen, im Laufe des Tages die neunzig Seemeilen zurück, die Saint-Pierre von Castries, dem Hauptorte der englischen Insel, trennen.
Immerhin traf Harry Markel in Sicht von Sankta-Lucia erst mit Eintritt des Abends ein und hielt es deshalb für angezeigt, zunächst aufzubrassen, um erst mit Tagesanbruch in den zum Hafen führenden Kanal einzulaufen.
In den ersten Morgenstunden waren die höchsten Gipfel von Martinique noch sichtbar gewesen. Der Mont Pelé, dem Tony Renault bei der Ankunft zuerst zugejauchzt hatte, erhielt von diesem auch den letzten Scheidegruß.
Der Hafen von Castries bietet mit seinen mächtigen Uferhöhen einen herrlichen Anblick. Er bildet einen weiten Kreis, in den das Meer hineinbricht. Selbst Schiffe mit großem Tonnengehalte finden darin sicheren Ankerplatz. Die Häuser der amphitheatralisch angelegten Stadt ragen übereinander bis zu den Kammhöhen der Umgebung hervor. Die Stadt liegt, wie die meisten in Antilien, mit der Hauptfront nach Westen und ist dadurch gegen die Seewinde und die oft so starken atmosphärischen Störungen recht gut geschützt.
Es wird niemand wundernehmen, daß Roger Hinsdale »seiner« Insel den Vorrang vor allen anderen der Gruppe zusprach. Weder Martinique noch Guadeloupe konnte in seinen Augen einen Vergleich mit dieser aushalten. Der junge, von britischem Hochmut erfüllte Engländer mit seiner stets überlegenen Miene pochte bei jeder Gelegenheit auf seine Nationalität, entlockte seinen Kameraden damit jedoch nur ein halb spöttisches Lächeln. An Bord fand er freilich in John Howard und Hubert Perkins einigen Rückhalt, obwohl diese beiden weniger »verengländert« waren als er. Wo jedoch angelsächsisches Blut in den Adern fließt, weiß man ja längst, daß dieses seine eigenen Wirkungen äußert, es ist darüber also kein weiteres Wort zu verlieren.
Nach dem Beispiele Louis Clodions und Tony Renaults, und wohl auch infolge einer natürlichen Anregung, gedachte er auf Sankta-Lucia »die Honneurs zu machen«, hier, wo seine Eltern unter der vornehmen Gesellschaft der Insel eine so hervorragende Stellung eingenommen hatten.
Die Familie Hinsdale hatte hier übrigens noch ausgedehnte Besitztümer: Plantagen, Zuckermühlen und blühende Landgüter, die von einem Agenten, einem Herrn Edward Falkes, für ihre Rechnung verwaltet wurden. Falkes, der von der bevorstehenden Ankunft des jungen Erben der Hinsdales Nachricht erhalten hatte, sollte sich diesem auch für die ganze Zeit des Aufenthaltes zur Verfügung stellen.
Wir erwähnten schon, daß Harry Markel in der Dunkelheit nicht in den Hafen einlaufen wollte, und als eben das Wasser still stand und bevor die Ebbe sich bemerkbar machte, ging er in einer kleinen Bucht vor Anker, um nicht wieder weiter aufs Meer hinausgetragen zu werden.
Bei Tagesanbruch sah Harry Markel, daß er immer noch einige Stunden an derselben Stelle liegen bleiben müßte. Seit Mitternacht war die Luft nämlich ganz still geworden, und erst wenn die Sonne einige Grade über dem Horizonte stand, sprang voraussichtlich der Wind, dann aber aus Westen, wieder auf.
Sobald es einigermaßen heller war, erschienen aber alle, als erster Roger Hinsdale, als letzter Herr Patterson, auf dem Verdeck, um etwas frischere Luft als die in den Kabinen zu atmen. Es drängte sie auch, die Küstenlandschaft zu betrachten, die sie gestern im Abenddunkel nur unklar gesehen hatten.
War ihnen die Geschichte Sankta-Lucias noch nicht ordentlich bekannt, so lag das daran, daß sie nicht mit der gleichen Aufmerksamkeit wie ihr Mentor auf Roger Hinsdale gehört hatten.
Übrigens unterschied sich die Geschichte von Sankta-Lucia nicht wesentlich von der der anderen Inseln Westindiens.
Schon früher von Karaïben bevölkert, die auf Sankta-Lucia sogar einigen Landbau trieben, wurde es von Christoph Columbus an einem Datum entdeckt, das ebensowenig genau bekannt ist wie das, an dem die ersten Kolonisten dort ankamen. Jedenfalls weiß man aber, daß die Spanier daselbst vor dem Jahre 1639 noch keine Niederlassung begründet hatten. Die Engländer waren nur
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