Reisestipendien
Wasserfläche des Ozeans gehoben. Seine Ausdehnung beträgt sechzehn Lieues in der Länge und fünf in der Breite. Auf unerschütterlicher Grundlage ruhend, wird es auf zwei Dritteilen seines Umfanges auch noch von einem mächtigen Klippengürtel beschützt.
Zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurde der Besitz von Barbados, wohl seiner einsamen Lage wegen, weniger umstritten als der der übrigen westindischen Inseln. Nur ein ganz zufälliger Umstand lenkte ihm später die Aufmerksamkeit der europäischen Mächte zu.
Ein englisches, von Brasilien kommendes, auf dem Meere in der Nähe von Barbados vom Sturme gefährdetes Schiff mußte an der Mündung eines Flusses der westlichen Inselküste Zuflucht suchen. Hier mehrere Tage zurückgehalten, hatten der Befehlshaber und die Besatzung des Fahrzeuges Muße, die bis dahin so gut wie unbekannte Insel zu besuchen, ihre Fruchtbarkeit zu erkennen, die Wälder, die sie fast überall bedeckten, zu durchstreifen und sich zu überzeugen, daß der abgeholzte Boden sich zum Anbau von Baumwolle und Zuckerrohr vortrefflich eignen müsse.
Nach der Ankunft des erwähnten Schiffes in London wurde dem Grafen von Marlborough eine Konzession über Barbados erteilt, und nachdem dieser sich mit einem reichen Großhändler der Hauptstadt ins Einvernehmen gesetzt hatte, ließen sich schon 1624 mehrere Ansiedler auf der Insel nieder. Diese waren es, die hier die erste Stadt erbauten, welche sie zu Ehren ihres Königs James-Town nannten.
Vor jenem Zeitpunkte hatte freilich schon der Graf Carlisle eine Konzession über alle karaïbischen Inseln erhalten, und er hielt sich deshalb für berechtigt, Barbados für sich zu beanspruchen.
Das veranlaßte einen Streit zwischen den beiden Lords, der sich – zuweilen mit großer Lebhaftigkeit – lange hinzog und damit endete, daß die Rechte des Grafen Carlisle von Karl I. von England 1629 anerkannt wurden.
In der Zeit der englischen Religionswirren sahen sich sehr viele veranlaßt, aus dem Lande zu flüchten. Diese Auswanderung kam zu großem Teile Barbados zugute, und die Bedeutung und das Gedeihen der Kolonie wurde dadurch wesentlich gehoben.
Als durch die Restauration nach der Diktatur Cromwells dem Könige Karl II. der Thron seiner Väter wiedergegeben wurde, ersuchten die Kolonisten den König, die Souveränität über die Insel zu übernehmen, und versprachen gleichzeitig, von allen Erzeugnissen der Insel eine Steuer von vierundeinhalb Prozent zu entrichten. Dieses Angebot war zu vorteilhaft, um abgelehnt zu werden. Am 12. Dezember 1667 wurde dann auch der Vertrag über die Einverleibung von Barbados in das britische Kolonialreich unterzeichnet.
Von dieser Zeit an entwickelte sich die Insel ununterbrochen weiter. Im Jahre 1674 erreichte ihre Bevölkerung bereits hundertzwanzigtausend Seelen, nahm nachher aber ein wenig ab. Die Weißen bildeten nur den fünften Teil gegenüber den Freigelassenen und Sklaven, was man der Habgier des Gouverneurs zuschrieb. Infolge seiner Lage blieb Barbados von den langwierigen Kämpfen zwischen England und Frankreich verschont, was es wohl auch der natürlichen Schutzwehr durch seinen Klippengürtel zu verdanken hatte.
Während die anderen Antillen nach und nach unter wechselnde Oberhoheit kamen, ist deshalb Barbados, das vom Tage seiner Entdeckung an englisch gewesen war, der Sprache und der Lebensgewohnheit nach auch immer englisch geblieben.
Wenn es übrigens unmittelbar unter der Krone steht, darf man doch nicht glauben, daß es sich nicht einer gewissen Unabhängigkeit erfreue. Seine Landesversammlung zählt vierundzwanzig Abgeordnete, die von fünftausend steuerzahlenden Einwohnern gewählt werden. Unterliegt es der Autorität eines Gouverneurs und eines gesetzgebenden Rates, dessen neun Mitglieder vom Könige gewählt werden, so wird es anderseits von einer Exekutivbehörde verwaltet, der außer den höchsten Beamten ein Mitglied seiner ersten und vier Mitglieder seiner zweiten Kammer angehören. In elf Kirchspiele geteilt, hat die Insel ein Budget von nicht weniger als sechzehntausend Pfund Sterling (etwa 32 2 / 3 Millionen Mark).
Alle Seestreitkräfte der englischen Kleinen Antillen stehen unter dem Befehl der Regierung von Barbados. Obgleich die Insel mit ihren vierhundertdreißig Quadratkilometern Oberfläche unter diesen Kolonien nur den fünften Rang einnimmt, behauptet sie nach ihrer Volksmenge doch den zweiten und nach dem Werte ihres Handelsverkehrs darunter wenigstens den dritten Rang. Sie
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