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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zählt gegenwärtig hundertdreiundachtzigtausend Einwohner, wovon ein Drittel auf Bridgetown und dessen Vororte kommt.
    Die Fahrt zwischen dem Hafen von Castries auf Sankta-Lucia und Bridgetown auf Barbados erforderte fast achtundvierzig Stunden. Bei stetigem Winde und nicht zu unruhigem Meere hätte der »Alert« diese Strecke in weniger als der Hälfte der Zeit zurücklegen können; jetzt legte sich der Wind aber zeitweilig gänzlich oder wechselte seine Richtung, so daß der richtige, gerade Kurs nicht eingehalten werden konnte; er drohte sogar wiederholt nach Nordwest umzuschlagen, was Harry Markel nötigte, sich von den Gewässern Antiliens etwas mehr fern zu halten.
    Am ersten Tage lag außerdem die Befürchtung nahe, daß man auf den westlichen Gegenpassat treffen könnte. In diesem Falle wäre der »Alert« weit aufs offene Meer hinausgetrieben worden. Hätte Harry Markel dann lange Tage hindurch immer aufkreuzen müssen, um nach der Küste von Barbados zu gelangen, so würde er vielleicht, trotz der verlockenden Aussicht, die ihm und seinen Gefährten hier winkte, darauf verzichtet haben, diese letzte Station des Reiseprogramms anzulaufen. Wahrscheinlich wäre er dann lieber aus dieser gefährlichen Gegend entflohen und hätte vor allem, ohne die Passagiere, sein Schiff auf dem Großen Ozean vorläufig in Sicherheit zu bringen gesucht.
    Doch nein, bei dem bekannten tollkühnen Wagemut Harry Markels hätte dieser gewiß, unter Hervorhebung des Umstandes, daß Barbados ja der letzte Aufenthaltsort sei, allem Drängen seiner Spießgesellen widerstanden, hätte ihnen vor Augen gehalten, daß diese Reise nun nach wenigen Tagen abgeschlossen und daß auf dieser Insel für sie auch nicht mehr Gefahr sei, als auf Sankta-Lucia oder auf Dominique, die ja ebenfalls beide englisch waren.
    »Auf der Rückfahrt – hätte er zweifellos hinzugefügt – wird der ›Alert‹ siebentausend Pfund mehr wert sein, denn ich denke diese siebentausend Pfund doch nicht ebenso über Bord zu werfen wie die, die sie auf Barbados erst noch zu erheben haben!«
    Zu dem anfänglich drohenden Umschlag des Windes kam es jedoch nicht. Am Nachmittage entlud sich nur ein heftiges Gewitter mit furchtbarem Donnerrollen und schweren Regengüssen, wie solche in der Gegend der Antillen nicht selten sind und gar zu häufig arge Verwüstungen anrichten. Für ein paar Stunden mußte der »Alert« etwas weiter aufs offene Meer flüchten. Das Meteor tobte sich aber vor Sonnenuntergang aus und die Nacht versprach ruhig zu werden.
    An diesem ersten Tage hatte der »Alert« nur ein Viertel der Entfernung zurückgelegt, die die beiden Inseln trennt. Das Gewitter hatte Harry Markel gezwungen, vor dem Winde zu laufen und damit aus dem Kurse zu weichen, er hoffte jedoch, in der Nacht wieder einzubringen, was er am Tage verloren hatte.
    Das sollte freilich nur teilweise eintreffen. Nachdem der Wind sich zunächst gelegt hatte, erhob sich, freilich schwach und aussetzend, wieder der Ostpassat.
    Der Seegang blieb recht stark, und das Schiff konnte bis Tagesanbruch nicht viel vorwärts kommen, so daß am nächsten Morgen erst der halbe Weg zwischen beiden Inseln zurückgelegt war.
    Dann aber ging die Fahrt unter günstigen Verhältnissen etwas schneller vor sich. und am Abend lag der »Alert« mit Barbados in gleicher Breite.
    Diese Insel ist nicht wie Martinique schon von weit her zu sehen. Sie bildet eine niedrige Landmasse ohne größere Einzelhöhen, und ist, wie erwähnt, nur sehr langsam über die Meeresfläche emporgestiegen. Ihr bedeutendster Hügel, der Hillaby, erhebt sich nicht über dreihundertfünfzig Meter. Rings um das Land dehnt sich, wie um Sankta-Lucia, ein Gürtel von Korallenlagern aus, der am Außenrande mehrere Kilometer Länge aufweist.
    Harry Markel ließ also nach Westen steuern, und da die Insel jetzt nur noch fünfzehn Seemeilen entfernt war, mußte sie nach einigen Stunden erreicht werden. Da er sich aber nicht zu nahe an die hier sehr heftige Brandung heranwagen wollte, ließ er die meisten Segel bergen, um erst bei hellem Tageslicht in den Hafen von Bridgetown einzulaufen.
    Am folgenden Morgen, am 7. September, lag nun der »Alert« ruhig vor Anker.
    Der Eindruck, den die jungen Passagiere empfingen, als sie sich mitten in diesem Hafen sahen, deckt sich voll mit dem, den Elisée Reclus in seiner Geographie wiedergegeben hat. Die Preisträger glaubten einen der Häfen Englands, Belfast oder Liverpool, erreicht zu haben. Hier zeigte

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