Reisestipendien
hatte.
Harry Markel ließ also ein Boot klar machen, das den Koch nebst einem Matrosen namens Morden an den Kai bringen sollte.
Das Boot stieß ab, und wenige Minuten darauf legte es wieder am Hinterteil des »Alert« an.
Um vier Uhr, als der Bootsmann es wieder an den Kai geschickt hatte, waren schon vierzig Minuten vergangen.
Das beunruhigte John Carpenter und Corty nicht weniger als Harry Markel selbst. Was mochte geschehen sein?… Warum diese Verzögerung?… Sollten Mitteilungen aus Europa eingetroffen sein, die vielleicht einen Verdacht gegen den Kapitän und die Mannschaft des »Alert« erweckten?
Endlich, kurz vor fünf Uhr, sah man das Boot wieder auf das Schiff zusteuern. Doch bevor es noch angelegt hatte, rief Corty:
»Ranyah kommt allein zurück!… Morden ist nicht bei ihm!
– Wo könnte der stecken? fragte John Carpenter.
– Nun, doch in einer Schenke, wo er schwer betrunken liegen wird, meinte Corty.
– Ranyah hätte ihn aber auf jeden Fall mitbringen müssen, sagte Harry Markel. Dieser verwünschte Morden ist imstande, in seinem Brandy-oder Ginrausche mehr auszuplaudern, als für uns gut ist!«
Das mochte wohl der Grund des Ausbleibens sein, und der wurde auch durch Ranyahs Aussage vollkommen bestätigt. Während dieser mit seinen Einkäufen auf dem Markte der Stadt beschäftigt war, hatte sich Morden ohne ein Wort zu sagen entfernt. Dabei war er, seiner Trunksucht, die er an Bord nicht befriedigen konnte, folgend, natürlich in der ersten besten Schenke gestrandet. Der Koch hatte sich dann bemüht, seinen Begleiter zu finden, doch vergeblich die Schankstätten des Hafenviertels abgesucht. Es war ihm eben unmöglich gewesen, des verwünschten Morden habhaft zu werden, den er andernfalls am Boden des Canots festgebunden hätte.
»Wir müssen ihn aber um jeden Preis wiederfinden, rief John Carpenter. – In Sankta-Lucia darf er unbedingt nicht zurückbleiben! Er würde schwätzen! In der Trunkenheit weiß er nicht mehr, was er sagt, und dann hätten wir gewiß bald einen Aviso hinter uns her!«
Diese Befürchtungen waren nur allzu gut begründet, und noch niemals war Harry Markel von so großer Gefahr bedroht gewesen.
Das erklärte also die Notwendigkeit, Morden wieder herbeizuschaffen. Der Kapitän hatte nicht nur das Recht, sondern sogar auch die Pflicht, ihn wieder aufs Schiff zu bringen. Er konnte doch keinen Mann von seinen Leuten an der Küste lassen, und auch die Polizei mußte ihn nach Feststellung seiner Persönlichkeit ausliefern… wenigstens wenn er nicht allzu verdächtiges Zeug geschwatzt hatte.
Harry Markel wollte sich schon ans Land begeben, um bei der Hafenpolizei nach dem entwichenen Matrosen zu forschen, als ein Boot auf den »Alert« zukam.
Im Carénage gab es zur Zeit ein Stationsschiff, dem die Handhabung der Hafenpolizei oblag.
Eines von dessen Booten war es, das sich, besetzt mit einem halben Dutzend Ruderern und einem Offizier, jetzt rasch näherte. Als es nur noch eine halbe Kabellänge entfernt war, rief Corty schon:
»Morden ist mit darin!«
Der Mann hatte recht gesehen. Nachdem er vom Koch fortgelaufen war, hatte er sich in einer Schenke letzter Klasse festgesetzt. Dort schwer betrunken aufgefunden, hatte man ihn mitgenommen, und ein Boot des Stationsschiffes brachte ihn nun nach dem »Alert«, auf dessen Deck man ihn mit einer Talje hissen mußte.
»O, ich fürchte mich vor keiner mehr.« (S. 284.)
Der Offizier begab sich sofort auf das Schiff.
»Herr Kapitän Paxton? fragte er.
– Der bin ich, mein Herr, antwortete Harry Markel.
– Ist dieser Betrunkene einer von Ihren Matrosen?
– Ja freilich; ich wollte ihn schon reklamieren, da wir morgen weitersegeln.
– Nun, Sie sehen, ich habe ihn Ihnen zurückgebracht… doch in welchem Zustande…
Port Castries auf der Insel Sankta-Lucia.
– Er wird seine Strafe erhalten, versicherte Harry Markel.
– Ja ja, schon gut. Doch eine Frage, Kapitän Paxton, fuhr der Offizier fort. In seiner Trunkenheit sind dem Manne verschiedene unzusammenhängende Worte entschlüpft. Er sprach von Fahrten auf dem Großen Ozean, von dem ›Halifax‹, dem Räuberschiffe, von dem in den letzten Monaten so viel die Rede war, ebenso wie von jenem Harry Markel, der es befehligte und von dessen Flucht aus dem Gefängnisse in Queenstown wir gehört haben.«
Man kann sich wohl vorstellen, welche Anstrengung es bei diesen Worten Harry Markel kostete, sich dem Offizier gegenüber auch nicht durch das
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