Reisestipendien
darüber schmückte. Er erzählte breit, wie glücklich die Überfahrt vom Vereinigten Königreich nach Westindien verlaufen und wie gut es ihm gelungen sei, die Seekrankheit mit Hilfe der Kirschkerne zu überwinden, die sie ihm vorsorglich in so großer Menge mitgegeben habe. Er sprach davon, wie ehrenvoll und freundlich die Reisegesellschaft in Sankt-Thomas, Sainte-Croix, Sankt-Martin, in Antigoa, Guadeloupe, Dominica, Martinique und Sankta-Lucia aufgenommen worden sei, und daß sie ohne Zweifel von der freigebigen, großherzigen Mistreß Kathlen Seymour auf Barbados dasselbe zu erwarten hätten. Er vermute auch mit Zuversicht, daß die Heimreise unter denselben günstigen Umständen verlaufen werde. Kollisionen… ein Schiffbruch… nein, dergleichen wäre nicht zu befürchten. Der Atlantische Ozean werde gegen die Passagiere des »Alert« freundlich sein, und aus den Schläuchen des Äolus würden keine Stürme hervorbrechen, sie zu überfallen. Frau Patterson brauche also das Testament nicht zu öffnen, das ihr Gatte vor der Abreise habe geglaubt aufsetzen zu sollen, noch von den übrigen vorsorglichen Bestimmungen Gebrauch zu machen, die für den Fall einer ewigen Trennung zwischen ihnen vereinbart worden wären. Welche das waren, wußte freilich nur das originelle Ehepaar allein.
Weiter erzählte Patterson von dem großen Ausfluge nach der Landenge von Martinique, von dem Auftauchen der Trigonocephale zwischen den Zweigen eines Baumes, von dem kräftigen Schlage, den er gegen das Ungeheuer geführt habe, gegen das
monstrum horrendum, informe, ingens, cui
er zwar nicht das Lebenslicht, aber das Leben ausgeblasen habe. Jetzt sei es ausgestopft, trotz seiner glühenden Augen, dem offenen Maule und der herausragenden zweispitzigen Schlangenzunge freilich nicht mehr gefährlich. Wie großartig würde sich das prächtige Reptil erst ausnehmen, wenn es in der Bibliothek der Antilian School an einem geeigneten Platze untergebracht wäre!
Hierzu sei in Parenthese bemerkt, daß das Geheimnis dieser Schlangengeschichte niemals gelüstet werden sollte. Selbst Tony Renault hatte sich dazu verpflichtet, obwohl ihn das Verlangen, alles auszuplaudern, mehr als einmal anwandelte. Doch nein: der Ruhm des furchtlosen Mentors, den er sich bei jenem denkwürdigen Vorfalle erworben hatte… dieser Ruhm sollte ungeschmälert bleiben. Patterson beschloß seinen langen Brief mit einem wohlberechtigten und tiefempfundenen Lobspruche auf den Kapitän und die Mannschaft des »Alert«. Des vortrefflichen Steward, der den Dienst in der Kajüte verrichte, könne er nur rühmend gedenken und er beabsichtige, den Mann für seine Aufmerksamkeit später noch reichlich zu belohnen. Den Kapitän Paxton betreffend, habe wohl noch kein Schiffsführer, weder in der Handels-noch in der Kriegsflotte, so wie er verdient,
Dominus secundum Déum –
der Zweite nach Gott – genannt zu werden. Schließlich unterzeichnete Patterson, nach der warmen Versicherung unentwegter Gattenliebe, den Brief mit seinem Namen und höchst kunstvollen Schnörkeln, die das hervorragende kalligraphische Talent des würdigen Mannes erkennen ließen.
Erst am folgenden Tage sollten die Touristen früh acht Uhr an Bord zurückkehren. Sie verbrachten also auch die letzte Nacht in der schönen Wohnung, wo Roger Hinsdale bis zum letzten Augenblick sich bemühte, ihnen den Aufenthalt möglichst angenehm zu machen.
Einige Freunde des Herrn Edward Falkes waren mit zum Abendessen geladen worden, wo jeder gewohnheitsmäßig, nach einem Toaste auf jeden Anwesenden, sein Glas noch auf das Wohlergehen der Mistreß Kathlen Seymour leerte. Nach wenigen Tagen sollten die Stipendiaten nun die Bekanntschaft dieser großen Dame gemacht haben. Barbados lag ja nicht mehr fern… Barbados, der letzte Ruhepunkt in den Antillen, dessen sich die Preisträger gewiß ihr Leben lang erinnern würden.
Am Nachmittage dieses letzten Tages ereignete sich aber ein so ernster Zwischenfall, daß die Mannschaft des Dreimasters befürchten mußte, ihr verbrecherisches Vorhaben kurz vor dessen Ausführung scheitern zu sehen.
Harry Markel ließ von seinen Leuten bekanntlich niemand ans Land gehen, außer wenn es sich um die Deckung der nötigsten Bedürfnisse handelte. Schon die einfachste Klugheit zwang ihn ja zu dieser Maßregel.
Gegen drei Uhr an diesem Tage mußte nun eine Lieferung frischen Fleisches und verschiedener Gemüse abgenommen werden, die Ranyah Cogh auf dem Markte in Castries gekauft
Weitere Kostenlose Bücher