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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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konnte ich die Sache gar nicht abschlagen.
    – Nein, Horatio, das war unmöglich; ich bedaure dabei nur eines…
    – Nun, was denn?
    – Daß es sich nicht um eine Land-, sondern um eine Seereise handelt, daß Du über das Meer fahren mußt…
    – Ja, das ist dabei nicht zu umgehen, Juliette. Die Aussicht auf eine zwei-bis dreiwöchige Fahrt erschreckt mich aber nicht. Wir haben ein gutes Schiff zur Verfügung. Zu dieser Jahreszeit, zwischen Juli und September, ist das Meer meist ruhig und die Schiffahrt bequem. Obendrein ist auch eine Prämie für den Leiter des Ausfluges ausgeworfen, für den Mentor, mit welchem Titel ich beehrt worden bin.
    – Eine klingende Prämie? fragte Frau Patterson, die für Vorteile dieser Art nicht unempfindlich war.
    – Jawohl, bestätigte Patterson, ein Betrag in gleicher Höhe wie der, den die Preisträger erhalten sollen.
    – Siebenhundert Pfund Sterling?
    – Siebenhundert Pfund.
    – Na, das ist ja schon der Mühe wert!«
    Horatio Patterson erklärte, derselben Ansicht zu sein.
    »Wann soll die Fahrt angetreten werden? fragte Frau Patterson, die nun gar keine Einwendung mehr zu machen hatte.
    – Schon am dreißigsten Juni, und binnen fünf Tagen müssen wir in Cork sein, wo der »Alert« uns erwartet. Es ist also keine Zeit zu verlieren und wir werden gleich von heute an die nötigen Vorbereitungen treffen müssen…
    – Das las’ getrost meine Aufgabe sein, Horatio, antwortete Frau Patterson.
    – Du wirst auch dabei nichts vergessen?…
    – Beruhige Dich darüber.
    – Leichte Kleidung, denn wir reisen nach sehr warmen Ländern, die unter den feurigen Strahlen der Tropensonne braten…
    – Deine leichteste Sommerkleidung wird bereit liegen…
    – Doch eine von schwarzer Farbe, denn es würde der mir zugewiesenen Stellung ebenso wie meinem Charakter widersprechen, etwa in der phantastischen Tracht eines Touristen aufzutreten.
    – Verlass’ Dich nur auf mich, Horatio. Ich werde auch nicht das Wergal-Rezept gegen die Seekrankheit vergessen und ebensowenig die Ingredienzien deren Gebrauch es empfiehlt.
    – Ach was… die Seekrankheit! rief Patterson etwas verächtlich.
    – O, es ist immer klug und weise, dagegen gewappnet zu sein, entgegnete seine Gattin. Aber es bleibt doch wohl dabei: es ist nur eine Reise von zwei bis höchstens dritthalb Monaten in Aussicht genommen?
    – Von zweiundeinhalb Monaten oder zehn bis elf Wochen, Juliette. Freilich, auch in diesem Zeitraume kann ja so mancherlei passieren. Hat nicht ein Weiser gesagt, man wisse zwar, wann man abreise, doch niemals, wann man wiederkomme?
    – O, wenn man nur überhaupt zurückkommt, antwortete Frau Patterson sehr richtig. Du solltest mir keine Angst machen, Horatio. Sieh, ich finde mich ja ohne drängenden Einspruch in Dein zweiundeinhalbmonatiges Fernsein und wende sogar nichts gegen eine Fahrt übers Meer ein, trotzdem daß mir dessen Gefahren nicht unbekannt sind. Ich glaube jedoch, Du wirst diese mit gewohnter Klugheit zu vermeiden wissen, nur lass’ mich nicht das eine fürchten, daß diese Reise sich noch weiter ausdehnen könnte.
    – Die Bemerkungen, die ich machen zu müssen glaubte, antwortete Patterson mit einer entschuldigenden Handbewegung, die Grenze zarter Rücksicht überschritten zu haben, diese Bemerkung sollte Dir keine Unruhe und Angst erregen, liebes Kind. Ich wünschte im Gegenteil, Dir alle unnötige Unruhe zu ersparen, im Falle unsere Rückkehr sich etwas verzögern sollte, was ja doch ganz harmlose Gründe haben kann.
    – Das mag ja sein, Horatio. Hier ist aber von einer zweiundeinhalbmonatigen Abwesenheit die Rede, und ich hoffe, daß sie nicht noch länger dauern werde.
    – Ich ja auch, versicherte Patterson. Worum handelt es sich denn übrigens?… Um einen Ausflug in eine herrliche Erdengegend, um eine Spazierfahrt von Insel zu Insel in dem gesegneten Westindien. Wenn wir da nun wirklich um vierzehn Tage später heimkehrten…
    – Nein, nein, Horatio, das darf nicht sein!« antwortete die vortreffliche Frau, die hierbei ihren Kopf mehr aufsetzte als gewöhnlich.
    Ganz unerklärlich erscheint es, daß Herr Patterson bei dieser Gelegenheit fast etwas hitzig wurde, was doch sonst gar nicht in seiner Natur lag. Er schien es ordentlich darauf abzusehen, der Frau Patterson noch etwas mehr Angst einzujagen.
    Jedenfalls bestand er hartnäckig darauf, die Gefahren, die jede Reise, und vorzüglich eine solche über das Meer böte, mit kräftigen Farben auszumalen. Frau Patterson

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