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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Landflecken und ist jetzt als die Hauptstadt von Munster die dritte unter allen Städten Irlands.
    Trotz seiner ziemlich bedeutenden Industrie überragt doch noch sein reicher Seeverkehr – dank dem Hafen von Queenstown – das alte, stromaufwärts am Lee gelegene Coves. In Queenstown sind Werfte, Lagerhäuser und Werkstätten errichtet. Ein Verproviantierungs-und Schutzhafen nimmt die Fahrzeuge auf, vorzüglich die Segelschiffe, denen der Lee keine hinreichende Wassertiefe bietet.
    Da die Ankunft in Cork erst spät erfolgte, hatten die Stipendiaten und ihr Führer keine Zeit, es zu besichtigen, oder die hübsche Insel zu besuchen, die durch zwei Brücken mit den beiden Ufern des Lee verbunden ist; ebensowenig konnten sie die reizenden Anlagen auf einigen Nachbarinseln durchstreifen oder kleinere Holme neben diesen betreten. Die gesamte Stadtgemeinde umfaßt jetzt nicht weniger als neunundachtzigtausend Seelen, wovon neunundsiebzigtausend auf Cork und zehntausend auf Queenstown kommen.
    Um derlei Spaziergänge, die einige Stunden höchst angenehm ausfüllen, kümmerten sich freilich kaum drei Personen, die am Abend des 29. Juni im Hintergrunde eines der Gastzimmer im »Blauen Fuchs« an einem Tische saßen. Die in ihrer dunkeln Ecke kaum sichtbaren Männer sprachen gedämpften Tones miteinander vor ihren Bechern, die oft geleert und oft wieder gefüllt wurden. Schon an ihrem wilden Gesichtsausdruck und ihrer unruhigen Haltung hätte man sie als Burschen von schlimmer Art erkannt, als Spitzbuben, denen die Polizei wahrscheinlich an den Fersen war. Sie warfen auch forschende und verdächtige Blicke auf jeden, der die schlecht besuchte Spelunke »Zum blauen Fuchs« betrat.
    Übrigens fehlte es hier im Hafenviertel nicht an Schenken, und Leute, die einen Schlupfwinkel suchten, hatten höchstens die Qual der Wahl.
    Ist Cork eine recht elegante Stadt, so trifft das für das verkehrsreiche Queenstown, einem der bedeutendsten Häfen Irlands, gar nicht zu. Bei einer jährlichen Schiffsbewegung von viertausendfünfhundert Fahrzeugen mit einer Million zweimalhunderttausend Tonnen kann man sich leicht vorstellen, welche flottierende Bevölkerung hier jeden Tag zusammenströmt. Deshalb gibt es hier auch so viele Gasthäuser und Schankstätten mit einer Kundschaft, die auf Ruhe, Sauberkeit und Bequemlichkeit weniger Anspruch macht. Fremde Matrosen und einheimische wimmeln vielfach durcheinander, und dabei kommt es häufig zu wüsten Schlägereien, so daß die Polizei sich einmischen muß.
    Wäre diese heute in die niedrige Gaststube im »Blauen Fuchs« gekommen, so hätte sie eine ganze Bande von Verbrechern festnehmen können, denen sie schon seit einigen Stunden nachspürte und die aus dem Hafengefängnis von Queenstown entwichen waren.
    Die Sache war folgende:
    Vor acht Tagen hatte ein englisches Kriegsschiff nach Queenstown die Besatzung des englischen Dreimasters »Halifax« eingeliefert, den man einige Zeit verfolgt und schließlich im Großen Ozean abgefangen hatte. Sechs volle Monate hatte dieses Schiff die Gewässer im Westen der Salomonsinseln, der Neuen Hebriden und des Archipels von Neubritannien durchkreuzt. Seine Aufbringung setzte einer Reihe von Seeräubereien und anderer Verbrechen, wovon vorzüglich die englische Nationalität zu leiden hatte, ein langersehntes Ziel.
    Im Hinblick auf die Verbrechen, deren sie von den Behörden beschuldigt wurden – Verbrechen, die durch Zeugenaussagen ebenso wie durch Tatsachen erwiesen waren – mußte gegen die Gefangenen die härteste Strafe ausgeworfen werden, und das konnte nur die Strafe des Todes am Galgen sein, wenigstens für die am meisten belasteten Anführer, den Kapitän und den Obersteuermann des »Halifax«.
    Die Bande bestand aus zehn Mitgliedern, die man an Bord des Schiffes dingfest gemacht hatte. Sieben andere, die auch noch zur Mannschaft gehörten, waren, nachdem sie sich in ein Boot gerettet hatten, nach irgend einer Insel entflohen, wo es gewiß schwierig sein mußte, sie aufzufinden. Die schlimmsten Kumpane befanden sich bei ihrem Eintreffen aber in den Händen der englischen Polizei, und in Erwartung ihrer baldigen Verurteilung hatte man sie in das Hafengefängnis von Queenstown eingesperrt.
    Sich die Kühnheit, schon mehr die Tollkühnheit des Kapitäns Harry Markel, und seiner rechten Hand, des Obersteuermannes John Carpenter vorzustellen, das dürfte fast unmöglich sein. Mit Ausnützung gewisser Umstände war es ihnen an demselben Tage gelungen zu

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