Reisestipendien
Cork und an der Südwestseite des Grünen Erin. Einen Tag erforderte die Fahrt zwischen Großbritannien und Irland, und Patterson glaubte, das werde ihn schon hinreichend »seefest« machen.
Von den Familien der jungen Stipendiaten, die wegen des Vorhabens befragt worden waren, trafen bald, auf telegraphischem Wege oder brieflich, die erbetenen Antworten ein. Was Roger Hinsdale anging, geschah das schon am ersten Tage, da dessen Eltern in London wohnten, und diesen teilte der preisgekrönte Sohn die Absichten der Mrs. Kathlen Seymour persönlich mit. Die übrigen Antworten trafen nacheinander von Manchester, Paris, Nantes, Kopenhagen, Rotterdam und Gothenburg ein, und von der Familie des jungen Hubert Perkins kam ein aus Antigoa abgesandtes Telegramm.
Der Vorschlag war allerseits mit Freuden und unter Bezeugung der wärmsten Dankbarkeit für Mrs. Kathlen Seymour auf Barbados angenommen worden.
Während sich Frau Patterson nun mit den Reisevorbereitungen für ihren Gatten beschäftigte, legte dieser die letzte Hand an die Buchführung der Antilian School, und sicherlich ließ er dabei keine Rechnung unerledigt, kein Schriftstück unvollendet liegen. Dann wollte er sich noch Entlastung bezüglich seiner, seit dem 28. Juni 1877 geführten Verwaltung erbitten.
Gleichzeitig vernachlässigte er aber auch seine persönlichen Angelegenheiten nicht im geringsten und ordnete vor allem die, die ihm am meisten am Herzen lag und über die er seiner Gattin noch mehr mitteilen wollte, als er es bei jenem ersten Gespräch getan hatte.
Als dann die neun Stipendiaten den Break besteigen wollten… (S. 44.)
Die beiden Beteiligten bewahrten darüber das strengste Stillschweigen. Sollte nur in Zukunft an den Tag kommen, um was es sich handelte?… Ja; unzweifelhaft wenigstens dann, wenn Patterson aus der Neuen Welt unglücklicherweise nicht zurückkehren sollte.
Gewiß ist nur, daß das Ehepaar wiederholte Besuche bei einem Manne des Gesetzes, einem Sollicitor (etwa: Staatsanwalt) machte und sich auch persönlich gewissen Magistratspersonen vorstellte. Das Personal der Antilian School bemerkte auch, daß Patterson eines Tages bei der Heimkehr ein noch ernsthafteres Gesicht zeigte und noch zugeknöpfter erschien als gewöhnlich, und auch daß Frau Patterson so gerötete Augen hatte, als ob sie eben einen ganzen Strom von Tränen vergossen hätte.
Man schrieb das aber nur dem Schmerze über die bevorstehende Trennung zu und fand den Ausdruck von Trauer unter den vorliegenden Umständen ganz am Platze.
Der 28. Juni kam heran. Am Abend sollte die Abfahrt stattfinden und um neun Uhr der Mentor mit seinen jungen Begleitern den Zug nach Bristol besteigen.
Am Morgen hatte Herr Julian Ardagh noch eine letzte Zusammenkunft mit Herrn Patterson. Während er ihm einerseits empfahl, die Buchführung auf der Reise streng in Ordnung zu halten – übrigens eine recht unnötige Ermahnung – setzte er ihm anderseits die Wichtigkeit der ihm anvertrauten Stellung auseinander und wie viel es auf ihn ankäme, ein gutes Einvernehmen zwischen den Zöglingen der Antilian School zu erhalten.
Um halb neun Uhr nahmen alle im großen Hofe der Anstalt Abschied. Roger Hinsdale. John Howard, Hubert Perkins, Louis Clodion, Tony Renault, Niels Harboe, Axel Wickborn, Albertus Leuwen und Magnus Anders drückten dem Direktor, den Lehrern und ihren Kameraden noch einmal die Hand, von denen die letztgenannten sie nicht ohne einen ziemlich natürlichen Neid von dannen ziehen sahen.
Horatio Patterson hatte sich von seiner Juliette verabschiedet, deren Photographie er mitnahm, und hatte dabei tiefbewegte Worte gesprochen mit dem Bewußtsein eines praktischen Mannes, der sich gegen alle Zufälle gesichert hat.
Als dann die neun Stipendiaten den Break besteigen wollten, der alle nach dem Bahnhofe bringen sollte, wendete er sich an die jungen Leute und sagte, jede Silbe dieses Verses des Horaz voll betonend:
Cras ingens iterabimus aequor.
Nun sind sie fort. In einigen Stunden wird sie der Schnellzug nach Bristol befördert haben. Morgen kommen sie über den Kanal von Saint-Georges, den Patterson als
ingens aequor
bezeichnet hat. Den Stipendiaten der Antilian School: Glückliche Reise!
Viertes Kapitel.
Das Gasthaus »Zum blauen Fuchs«.
Cork hieß in früherer Zeit Coves, ein Name, der einen sumpfigen Boden bezeichnet und sich in gaëlischer Mundart als Corroch wiederfindet. Anfänglich ein ärmliches Dorf, entwickelte sich Cork allmählich zum
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