Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
halten.
    »Wecken Sie Ihren Kameraden, sagte noch Will Mitz. Ich werde die anderen benachrichtigen.
    »Wie sollen wir aber entfliehen?
    – Mit dem Boote. Das liegt am Heck noch an seiner Leine; damit gelangen wir nach jenem Dreimaster, der nicht fern von uns liegen kann.«
    Louis Clodion verlangte keine weitere Erklärung, und während Will Mitz die Kabine verließ, weckte er Tony Renault, der sofort aufsprang, als er gehört hatte, um was es sich handelte.
    Binnen wenigen Minuten waren alle jungen Pensionäre auf den Füßen, nur Patterson fehlte noch, da dieser erst zuletzt von der Sachlage unterrichtet werden sollte. Ihn wollte man nötigenfalls mit Gewalt in das Boot hinunterbefördern, ehe er zu weiterer Überlegung Zeit fand.
    Zur Ehre der Antilian School sei hier auch hervorgehoben, daß sich keiner der Pensionäre gegenüber der Gefahr mutlos zeigte. Kein Klagelaut, kein Schreckensruf kam über ihre Lippen, der die unter so schwierigen Verhältnissen versuchte Flucht hätte gefährden können.
    Nur Niels Harboe, in dem ein gerechter Zorn aufwallte, sagte noch:
    »Ich gehe nicht davon, ohne diesen elenden Schurken umgebracht zu haben.«
    Damit wandte er sich schon der Kabine Harry Markels zu.
    Will Mitz hielt ihn jedoch zurück.
    »Sie werden das nicht tun, Herr Harboe, warnte er den jungen Hitzkopf. Harry Markel könnte erwachen, sobald Sie seine Kabine betreten; dann würde er um Unterstützung rufen, sich auch selbst wehren, und wir wären gewiß bald überwältigt!.. Gehen wir lieber schnell und geräuschlos ins Boot. Einmal an Bord jenes Schiffes, zweifle ich nicht, daß sein Kapitän bereit sein wird, sich des ›Alert‹ und der Banditen, die jetzt dessen Herrn sind, zu bemächtigen.«
    Das war wohl auch das klügste, was sich tun ließ.
    »Und unser Herr Patterson? fragte Roger Hinsdale besorgt.
    – Steigen Sie nur zuerst ins Boot hinunter, antwortete Will Mitz, und wenn Sie Platz genommen haben, werden wir ihn schon nachbringen!«
    Louis Clodion und seine Kameraden rafften noch einige warme Kleidungsstücke zusammen. Lebensmittel brauchten nicht mitgenommen zu werden, da es sich bis zu dem rettenden Schiffe ja nur um eine Fahrt von einer halben Seemeile handelte. Sollte das Boot auch das Aufsteigen des Nebels oder sogar den Anbruch des Tages abwarten müssen, so würde man jenes doch wenigstens dann sehen, und bemerkte sie dann auch die Mannschaft des »Alert«, so würden sie aufgenommen und in Sicherheit sein, ehe Harry Markel sie verfolgen lassen könnte.
    Am meisten war nur ein plötzliches Aufspringen des Windes zu fürchten. In diesem Falle wäre das Schiff nach Westen, der »Alert« dagegen nach Osten davongesegelt, und dann wäre das Boot auf dem weiten, verlassenen Meere ohne Wasser und ohne Lebensmittel freilich in großer Gefahr gewesen.
    Jedenfalls empfahl Hubert Perkins aber allen, ihren seidenen Sack mit den Guineen mitzunehmen. War der »Alert« beim Anbruch des Tages verschwunden, so könnte diese der Räuberbande entgangene Summe von siebentausend Pfund noch zur Heimreise der Flüchtlinge dienen.
    Jetzt war der Augenblick gekommen.
    Louis Clodion stellte sich an die Tür der Kapitänskabine und überzeugte sich, daß Harry Markel noch immer fest schlief. Durch die Treppenkappe behielt er gleichzeitig den wachthabenden Matrosen auf dem Vorderdeck im Auge.
    Will Mitz beugte sich zum Heckfenster hinaus, ergriff die dort herabhängende Leine und zog das Boot damit ganz nahe heran.
    Der Nebel schien sich eher noch verdichtet zu haben, denn das Boot war jetzt kaum wahrzunehmen. Man hörte nichts als ein schwaches Plätschern des Wassers gegen den Kupferbeschlag des »Alert«.
    Einer nach dem andern, John Howard und Axel Wickborn als die ersten, Hubert Perkins und Niels Harboe als die zweiten, Magnus Anders und Tony Renault als die dritten und Albertus Leuwen und Roger Hinsdale als die vierten, glitten an der von Will Mitz straff gehaltenen Leine hinunter. Jetzt befanden sich nur noch Will Mitz und Louis Clodion in der Kajüte.
    »Achtung, flüsterte dieser. Dort nähert sich der Wachposten!
    – Wir wollen warten, sagte Will Mitz.
    – Er hat eine Laterne in der Hand, fuhr Louis Clodion fort.
    – Schließen Sie vorsichtig die Tür, dann kann er nicht sehen, was in der Kajüte vorgeht.«
    Der Matrose befand sich schon zwischen dem Fock-und dem Großmaste. Bestieg er auch das Hinterkastell, so verbarg ihm doch der Nebel wahrscheinlich das schon besetzte Boot, das in der nächsten Minute

Weitere Kostenlose Bücher