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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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›Alert‹ nicht in See gegangen, ohne unser Eintreffen abzuwarten?
    – Weil er keinen Wind hatte, antwortete Louis Clodion. Du erinnerst dich wohl, Hubert, daß die Luft damals schon zwei Tage ebenso ruhig war wie heute. Während unserer Überfahrt von Bristol nach Cork haben wir ja nicht das geringste von einer Brise verspürt. Nach dem Gelingen seines Anschlags wäre Harry Markel gewiß gern abgefahren, doch er konnte es einfach nicht.
    – Und der Elende, bemerkte Roger Hinsdale, hatte sich dann schnell entschlossen, eine falsche Rolle zu spielen. Er verwandelte sich zum Kapitän Paxton und seine Mordgesellen zu Matrosen des ›Alert‹.
    – Und wenn man bedenkt, rief Tony Renault, daß wir uns über zwei Monate in der Gesellschaft dieser Schandbuben befunden haben… dieser Räuber… dieser Mörder… die doch schlau genug waren, sich als ehrenwerte Leute aufzuspielen!
    – O, entfuhr es Albertus Leuwen, sie haben uns doch niemals die geringste Sympathie eingeflößt.
    – Nicht einmal jener Corty, der sich um unser Wohlbefinden so besorgt zeigte! erklärte Axel Wickborn.
    – Und noch weniger Harry Markel, der in uns keine gute Vorstellung von dem Kapitän Paxton erweckte!« fügte Hubert Perkins hinzu.
    Will Mitz hörte dem Gespräche zu. Die jungen Leute wußten alles, waren sich über alles klar. Sie erinnerten sich nicht ohne Beschämung und Ingrimm der Lobsprüche, die sie über den Kapitän und seine Mannschaft geäußert hatten, der Dankesbezeugungen, mit denen die Verbrecher fast überhäuft worden waren, und auch der besonderen Belohnung, die Mistreß Kathlen Seymour der Mörderhorde zugewendet hatte.
    Und gerade Patterson hatte sich bei diesen Lobsprüchen, eine Folge seiner leicht auflodernden Begeisterung, in den überschwenglichsten Worten überboten!
    Augenblicklich mochte der Mentor freilich nicht auf das Vergangene zurückkommen, noch auf das, was er zur Ehre des Kapitäns etwa gesagt hatte. Hinten im Boote sitzend, hörte er kaum auf das Gespräch der anderen; seine Gedanken weilten – wenn er überhaupt an jemand dachte – unzweifelhaft bei seiner fernen Gattin.
    Tatsächlich dachte er aber an gar nichts.
    Endlich wurde noch eine letzte Frage aufgeworfen, die eine entschieden annehmbare – und zwar die wirklich richtige – Antwort fand.
    Warum mochte sich Harry Markel, nachdem er die Pensionäre der Antilian School an Bord genommen hatte, dieser nicht gleich zu Anfang der Reise entledigt haben, da er doch dann sofort hätte nach den südlichen Meeren segeln können?
    Louis Clodion gab darauf folgende Antwort:
    »Ich glaube bestimmt, daß Harry Markel anfangs die Absicht gehegt hat, sich von uns zu befreien, sobald der ›Alert‹ auf hohem Meere war. Da er aber wegen Mangels an Wind gezwungen wurde, nahe der Küste beizulegen, wird er gehört haben, daß jeder der Passagiere auf Barbados eine Prämie erhalten sollte, und mit unglaublicher Tollkühnheit hat er sich deshalb mit dem ›Alert‹ nach den Antillen gewagt.
    – Ja ja, sagte Will Mitz, ja, das wird der Grund gewesen sein, und das Verlangen, sich dieses Geldes zu bemächtigen, hat Ihnen das Leben gerettet… vorausgesetzt, daß es nun gerettet ist,« murmelte er noch für sich, denn er wollte niemand seine Unruhe merken lassen, obgleich die Lage sich mehr und mehr verschlimmerte.
    Seit vollen zwei Stunden irrte das Boot nun schon im Nebel umher, ohne das Schiff zu finden, von dem man doch gestern sah, wo es gelegen hatte.
    Will Mitz hatte aber keinen Kompaß zur Hand, konnte sich nicht einmal nach den Sternen richten, und jetzt war schon weit mehr Zeit als nötig verflossen, auf das andere Schiff zu stoßen.
    Wenn sie nun darüber hinausgefahren waren, was dann?… Sollten sie nach Osten oder nach Westen umkehren?… Liefen sie damit nicht Gefahr, etwa gar wieder auf den »Alert« zu treffen?… Da erschien es doch ratsamer, draußen auf dem Meere zu warten, bis der Nebel sich zerstreute, was ja schon mit Sonnenaufgang, das heißt, nach vier bis fünf Stunden eintreten konnte. Dann steuerte das Boot geraden Weges auf das Schiff zu, und selbst wenn die Flüchtlinge vom »Alert« aus bemerkt worden wären, würde es Harry Markel doch nicht wagen, sie zu verfolgen, denn das hätte für ihn und seine Leute voraussichtlich sehr schlecht ablaufen können.
    Ehe es dahin kam, hätte der »Alert« freilich, wenn sich nur ein wenig Wind erhob, nach Südwesten absegeln können.
    Will Mitz verstand jetzt gut genug, warum Harry Markel

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