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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zum Abstoßen fertig sein sollte.
    An dem unregelmäßigen Hin-und Herschwanken der Laterne erkannte Will Mitz jedoch, daß der Träger sich kaum auf den Füßen halten konnte. Jedenfalls hatte sich der Mann eine Flasche Brandy oder Gin zu verschaffen gewußt und hatte dieser dann übermäßig zugesprochen. Er mochte wohl ein Geräusch am Heck gehört haben und war dann ohne weitere Überlegung darauf zugeschwankt. Da jetzt aber alles still war, nahm er voraussichtlich seinen Platz am Bug des Schiffes bald wieder ein.
    Das geschah denn auch: und sobald der Betrunkene zurückgetaumelt war, gingen Louis Clodion und Will Mitz daran, Herrn Patterson zu holen.
    Der Mentor lag in tiefem Schlummer und schnarchte mächtig. Vielleicht war es auch das gewesen, was die Aufmerksamkeit des Wachtpostens erweckt hatte.
    Jetzt hieß es, sich beeilen. Die bereits eingeschifften Passagiere wurden von Unruhe und Ungeduld fast verzehrt. Jeden Augenblick glaubten sie einen Alarmruf zu hören und die Matrosen auf dem Hinterkastell auftauchen zu sehen. Abfahren konnten sie doch nicht, so lange Patterson, Louis Clodion und Will Mitz noch nicht bei ihnen waren. Erwachte aber Harry Markel, rief er nach seinen Leuten und folgten nur John Carpenter und Corty diesem Rufe, so waren die Flüchtlinge verloren. Die Nähe des anderen Schiffes hätte jetzt das geplante Gemetzel doch nicht mehr verhindert.
    Louis Clodion betrat die Kabine Pattersons und berührte leise dessen Schulter. Das Schnarchen hörte sofort auf und dem Munde des Schlafenden entschlüpften die Worte:
    »Madame Patterson… Trigonocephale…
angelum
… bald heiraten…«
    Wovon mochte der würdige Mann träumen? Von der Schlange… von dem lateinischen Citate… und auch von einer Heirat!… Doch von welcher Heirat?
    Da er nicht erwachte, schüttelte ihn Louis Clodion etwas kräftiger an der Schulter, nachdem er ihm die Hand auf den Mund gelegt hatte, um ihn am Schreien zu verhindern, wenn er sich im Halbschlaf etwa noch von dem schrecklichen Reptil in den Wäldern Martiniques bedroht sähe.
    Diesmal erhob sich Patterson jedoch und erkannte sofort die Stimme dessen, der zu ihm sprach.
    »Louis… Louis Clodion?« wiederholte er, verstand aber zuerst kaum die Mitteilung bezüglich des Kapitäns Paxton, der gar nicht der Kapitän Paxton wäre, ebensowenig, daß der »Alert« in Harry Markels Hände gefallen, und daß es unbedingt nötig sei, sich schleunigst den Passagieren anzuschließen, die ihn unten im Boote erwarteten.
    Eines begriff er aber doch: daß das Leben der jungen Leute und auch das seinige bedroht wäre, wenn sie an Bord des »Alert« blieben, daß alles zur sofortigen Flucht vorbereitet sei und daß man nur ihn noch erwarte, um sich dann auf dem anderen Schiffe in Sicherheit zu bringen.
    Patterson kleidete sich deshalb ebenso schnell wie kaltblütig an. Er fuhr eiligst in die Beinkleider, die er jedoch unten noch sorgsam ausstreifelte, legte die Weste an, in deren Tasche er die Uhr gleiten ließ, und zog seinen langen Rock darüber. Nachdem er sich dann noch mit dem Hute bedeckt hatte, sagte er zu dem ihn drängenden Will Mitz:
    »Jetzt bin ich für Sie fertig, lieber Freund.«
    Als Patterson aber das Reptil sah, das er zurücklassen mußte, wurde es ihm doch etwas schwer ums Herz; er hoffte indes, es an derselben Stelle noch wiederzufinden, wenn der Harry Markel wieder abgenommene »Alert« in den nächsten Hafen Antiliens gebracht würde.
    Nun blieb noch das Kunststück übrig, sich durch das schmale Fenster zu zwängen, die Leine zu ergreifen und daran in das Boot hinunter zu gleiten, ohne eine falsche Bewegung zu machen oder Geräusch zu erregen.
    Als er schon aus der Kabine heraustrat, fiel es ihm noch ein, das Säckchen mit den siebenhundert Pfund der Mistreß Kathlen Seymour mitzunehmen und auch das Taschenbuch, in dem er alle Reiseausgaben eingetragen hatte, zwei Gegenstände, die in den großen Taschen seines Rockes bequem Platz fanden.
    »Wer hätte sich so etwas von dem Kapitän Paxton träumen lassen!« murmelte er für sich hin.
    In seiner Vorstellung flossen der Kapitän Paxton und Harry Markel noch immer zusammen; es war ihm noch nicht gelungen, die beiden einander so unähnlichen Persönlichkeiten auseinander zu halten.
    Auf Geschwindigkeit und Geschicklichkeit war bei dem Mentor nicht viel zu rechnen. Die anderen mußten ihm helfen, als er an dem Seile hinabglitt. Am meisten fürchtete Will Mitz, daß er geräuschvoll ins Boot fallen könnte, denn

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