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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Sicht eines Landes zu kommen, und wenn es erst in drei Tagen statt nach zweien erfolgt, so müssen wir uns drein ergeben. Fünf bis sechs Seemeilen von den Antillen treffen wir sicherlich auf Lotsen, die dann an Bord kommen, und ein paar Stunden später liegt der ›Alert‹ ruhig vor Anker.«
    Wie Will Mitz vorausgesehen hatte, hielt der Ostwind leider nicht lange an. Am Nachmittage wurde der »Alert« schon gründlich durch Gegenwellen geschaukelt, die der im fernen Westen aufgekommene starke Wind vor sich hertrieb.
    Jetzt galt es also scharf am Winde zu segeln, um nicht aufs hohe Meer hinaus verschlagen zu werden. Das dazu erforderliche Manöver gelang recht leicht, ohne die Halsen zu wechseln. Tony Renault trat ans Steuer und hielt den Helmstock luvwärts. Will Mitz und die übrigen zogen die Trissen, die Schoten des Focksegels, der Mars-, der Klüversegel und des Briggsegels, an. Der »Alert« neigte sich etwas nach Steuerbord und trieb, zu dem ersten Schlage fertig, schnell nach Nordosten hin.
    Im Frachtraume, worin sie eingesperrt waren, mußten es Harry Markel und seine Leute sicherlich bemerken, daß das Schiff sich jetzt mit Gegenwind von den Antillen entfernte. Diese dadurch bedingte Verzögerung konnte ihnen nur von Vorteil sein.
    Gegen sechs Uhr abends meinte Will, der »Alert« sei nun nach Nordosten weit genug hinausgekommen, und zur besseren Ausnützung der Strömungen beschloß er, einen Schlag nach Südwesten machen zu lassen.
    Das war das Segelmanöver, dem er mit der größten Besorgnis entgegensah. Um zu halfen ist ein Verfahren erforderlich, das die größte Sicherheit bei der Lageveränderung der Raaen erfordert. Der »Alert« hätte zwar auch backstags segeln können, wäre dabei aber Gefahr gelaufen, schwere Sturzseen überzunehmen. Zum Glück war der Wogengang nicht gar so stark. So holte man denn, bei luvwärts gehaltenem Steuer, das Briggsegel an und fierte so weit wie nötig die Schoten, so daß das Fock-und das kleine Marssegel den Wind nun von Steuerbord erhielten. Die Wendung gelang bald, und mit seinen von neuem gerichteten Segeln steuerte das Schiff nach Südwesten hinunter.
    »Gut gemacht!… Bravo, meine jungen Herren! rief Will Mitz, als die Arbeit vollendet war. Sie haben hier manövriert wie echte, erfahrene Matrosen…
    – Unter der Leitung eines guten Kapitäns!« antwortete Louis Clodion im Namen aller seiner Kameraden.
    Wenn da Harry Markel, John Carpenter und die übrigen im Frachtraume oder im Volkslogis zu der Überzeugung kamen, daß es ohne ihre Hilfe gelungen sei, das Schiff zu wenden, so konnte man sich wohl leicht denken, in welch tolle Wut sie das versetzen mußte.
    Zum Mittagsessen, das kaum mehr Zeit in Anspruch nahm als das Frühstück, hatte Tony Renault noch einige Tassen Tee zurechtgemacht.
    Gleich nach dem Essen verschwand Patterson wieder in seine Kabine, da er ja doch nirgends von Nutzen sein konnte.
    Will Mitz verteilte nun die Nachtwachen zwischen Louis Clodion und dessen Kameraden.
    Fünf von den jungen Leuten sollten auf dem Verdeck bleiben, während die vier übrigen der Ruhe pflegten. Von vier zu vier Stunden hatten sie einander abzulösen, und wenn es vor Tagesanbruch nötig wurde, das Schiff abermals zu wenden, so sollten alle dabei mit Hand anlegen.
    Übrigens wurde ihnen empfohlen, die Treppenkappe und die Luken sorgsam zu überwachen, um vor jeder Überraschung gesichert zu sein.
    Nachdem das vereinbart war, begaben sich Roger Hinsdale, Niels Harboe, Albertus Leuwen und Louis Clodion nach der Kajüte und streckten sich völlig bekleidet auf ihren Lagerstätten aus. Am Steuer stehend, folgte Magnus Anders den Anweisungen, die Will Mitz ihm gab. Tony Renault und Hubert Perkins nahmen auf dem Vorderteile Platz, und Axel Wickborn hielt sich mit John Howard am Fuße des Großmastes auf.
    Will Mitz ging überall umher, hatte ein Auge auf alles, ließ die Schoten nachschießen oder holte sie an, je nachdem der Wind das erforderte, und ergriff auch die Ruderpinne, wenn diese einer festen und erfahrenen Hand bedurfte… kurz, er war Kapitän, Bootsmann, Marsgast, Steuermann und Matrose, alles in einer Person.
    Die Wachthabenden folgten einander, wie das bestimmt worden war. Die die geschlafen hatten, traten auf dem Vorder-und Hinterdeck an die Stelle ihrer Kameraden.
    Nur Will Mitz bestand darauf, bis zum Morgen auf den Füßen zu bleiben.
    Nach einer ungestört verlaufenen Nacht – auch das vorher aufgestiegene Gewitter hatte sich zerstreut – wehte

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