Reisestipendien
die ihn sein seemännischer Instinkt nicht täuschen konnte.
Die ganze Frage spitzte sich darauf zu, ob der Passatwind stetig wehte, denn das würde die Fahrt des »Alert« nach den Antillen im Westen besonders begünstigen.
Bevor aber an die Abfahrt zu denken war, mußte abgewartet werden, daß die Brise von der einen oder anderen Seite einigermaßen beständig wehte. Vorläufig, wo sie immer wieder aussetzte, war an eine Entfaltung der Segel nicht zu denken.
Das Meer nahm weder im Osten noch im Westen seine gewöhnliche grüne Färbung an. Die Dünung, das Auf-und Abwogen des Wassers an derselben Stelle, brachte das Fahrzeug recht fühlbar zum Rollen.
Und doch war es von Wichtigkeit, die Fahrt in möglichst kurzer Zeit zu vollenden. Da der Frachtraum und die Kambüse jedoch Proviant für mehrere Wochen enthielten, brauchten die Passagiere keinen Mangel an Süßwasser und Nahrungsmitteln zu befürchten.
Eine offene Frage blieb es nur, wie die Gefangenen mit Nahrung versorgt werden sollten, wenn Windstillen oder schlechtes Wetter den »Alert« aufhielten.
Schon an diesem ersten Tage mußten Harry Markel und seine Leute ja an Hunger und Durst zu leiden haben. Wollte man ihnen zu essen und zu trinken durch den Treppeneingang zukommen lassen, so hätten sie ja wieder auf das Verdeck heraufstürmen können.
Doch das wollte Will Mitz erst näher erwägen, wenn die Fahrt sich verlängerte. Es war ja recht gut möglich, daß der »Alert« die achtzig Seemeilen, die ihn etwa von Westindien trennten, binnen vierundzwanzig oder sechsunddreißig Stunden zurücklegte.
Da löste ein Zwischenfall die Frage der Ernährung der Gefangenen. Diese erschien danach gesichert, selbst wenn die Fahrt mehrere Wochen dauerte.
Es war gegen sieben Uhr, als Will Mitz, der mit Vorbereitungen zur Abfahrt beschäftigt war, durch einen Ruf Louis Clodions davon abgelenkt wurde.
»Hierher!… Hierher!« rief der junge Mann.
Will Mitz lief hinzu. Louis Clodion stemmte sich mit aller Gewalt gegen den Deckel der großen Luke, den man von unten her aufzuheben versuchte. Harry Markel und die anderen hatten die Wand des Volkslogis durchbrochen und waren in den Frachtraum gelangt, aus dem sie nun durch die Luke zu entkommen suchten, und das wäre ihnen ohne Zweifel geglückt, wenn es Louis Clodion nicht verhindert hätte.
Sofort kamen ihm Will Mitz, Roger Hinsdale und Axel Wickborn zu Hilfe. Der Lukendeckel wurde fest über seinen Scherstock gedrückt, und nachdem die dazugehörigen Eisenstangen darüber festgelegt waren, mußte es unmöglich sein, ihn abzuheben. Dasselbe geschah mit der Luke am Vorderdeck, durch die ja ebenfalls ein Entweichen möglich gewesen wäre.
Will Mitz trat darauf wieder an den Treppeneingang und rief laut:
»Hört auf mich da unten, und merkt, was ich sage!«
Aus dem Volkslogis kam keine Antwort.
»Harry Markel, meine Worte gelten dir!«
Als Harry Markel das hörte, sah er ein, daß seine Identität nachgewiesen war. Auf die eine oder andere Weise hatten die Passagiere alles erfahren und mußten wohl auch über seine letzten Absichten unterrichtet sein.
Entsetzliche Flüche bildeten die einzige Antwort, die Will Mitz erhielt.
»Harry Markel, fuhr er darauf fort, laß dir’s und auch deinen Leuten gesagt sein, daß wir bewaffnet sind. Dem ersten von euch, der versuchen möchte, das Volkslogis zu verlassen, zerschmettere ich den Schädel!«
Von Stund’ an wachten die jungen Leute, die sich von dem Waffengestell Revolver geholt hatten, an den bedrohten Stellen, stets bereit, Feuer zu geben, wenn einer der Eingeschlossenen im Treppeneingange sichtbar würde.
War es den Gefangenen also auch nicht möglich, zu entfliehen, so hatten sie doch, da sie sich einen Weg in den Frachtraum gebahnt hatten, Proviant in Form von konserviertem Fleisch und Schiffszwieback, sowie Bier, Brandy und Gin in Überfluß, und Harry Markel verlor gewiß alle Macht über sie, wenn sie sich hier nach Belieben berauschen konnten.
Die Elenden konnten sich über die Absicht des Will Mitz keiner Täuschung hingeben. Harry Markel wußte recht gut, daß sich der »Alert« nur siebzig bis achtzig Seemeilen von den Antillen befand. Bei dem vorherrschenden Winde war es leicht möglich, eine der Inseln in weniger als zwei Tagen anzulaufen. Auf dem hier viel befahrenen Meere begegnete der »Alert« auch voraussichtlich so manchem Schiffe, mit dem Will Mitz sich in Verbindung setzen konnte. Ob an Bord eines anderen Fahrzeuges oder in einem der Häfen
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