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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bis sechs Meilen vor dem Kanal wohl auf Seewinde zu hoffen wäre.
    Harry Markel widersetzte sich dem aber mit aller Entschiedenheit und so trockenen Tones, daß jede weitere Einrede verstummen mußte. Ein Kapitän weiß ja auch selbst, was er zu tun hat, und nimmt von keinem andern Ratschläge an.
    So viel Harry Markel auch daran gelegen war, sich von der für ihn und seine Genossen so gefährlichen Küste zu entfernen, hätte er sich doch auf keinen Fall entschlossen, ein Schleppboot zu Hilfe zu nehmen. Was wäre dann die Folge gewesen, wenn der Führer dieses Bootes den Kapitän Paxton oder einen von dessen Leuten zufällig gekannt und an Bord des »Alert« nicht wiedergefunden hätte?.. Nein, da war es jedenfalls ratsamer, ruhig noch länger zu warten.
    Gegen drei Uhr nachmittags zeigte sich im Südwesten eine dichte Rauchsäule von einem Dampfer, dessen Annäherung zu einer interessanten Beobachtung Gelegenheit gab.
    Das Fahrzeug glitt sehr schnell dahin und schon eine halbe Stunde später erkannte man deutlich, daß es ein Kriegsschiff war, das dem Kanal zusteuerte.
    Jetzt richteten sich alle kleinen Ferngläser nach ihm hin. Tony Renault und die anderen wetteiferten untereinander, wer die Nationalität dieses Dampfers zuerst entdecken würde.
    Louis Clodion gelang das, und nach genauerer Prüfung des vom Top des einen Gefechtsmastes wehenden Wimpels rief er erfreut:
    »Das ist ein Franzose… ein Schiff der Kriegsmarine!
    – Ein Franzose! Ein Franzose! jubelte Tony Renault. Den begrüßen wir, wenn er hier vorüberkommt.«
    Sofort bat er Harry Markel, Frankreich, das hier durch eines seiner Panzerschiffe vertreten wurde, den üblichen Salut zu erweisen.
    Harry Markel, der ja keine Urfache hatte, das zu verweigern, ging gleich darauf ein und fügte noch hinzu, daß der Franzose den »Alert« dann jedenfalls auch salutieren werde, wie das ja bei allen Flotten üblich ist.
    Das Fahrzeug war ein Panzerkreuzer zweiter Klasse von sieben-bis achthundert Tonnen und mit zwei Gefechtsmasten. Die Trikolore wehte von seinem Heck und schnell durchschnitt es mit dem Rammsporn am Bug das ruhige Meer und ließ – eine Folge seiner ausgezeichneten Wasserlinien – einen langen Streifen nur sehr flachen Kielwassers hinter sich.
    Mit den Fernrohren war beim Vorüberfahren des Panzers vor dem »Alert« auch dessen Name zu erkennen.
    Es war der »Jemmapes«, einer der schönsten Typen der französischen Flotte.
    Louis Clodion und Tony Renault standen auf dem Hinterdeck am Gaffelreep des Besanmastes. Als der »Jemmapes« nur noch eine Viertelmeile entfernt war, zogen sie das Reep an und ließen mit dem Rufe
Vive la France!
die britische Flagge dreimal auf-und niedergleiten. Engländer, Dänen, Holländer, kurz alle, stimmten in den Ruf ihrer Kameraden ein, während die Flagge des »Jemmapes« an ihrer Stange auf-und abstieg.
    Eine Stunde darauf wurden in gleicher Weise die englischen Farben begrüßt, als diese an der Gaffel eines transatlantischen Dampfers sichtbar wurden.
    Es war das die »City-of-London« von der zwischen Liverpool und New York verkehrenden Cunardlinie. Gewohnheitsmäßig lieferte das Schiff seine Postsäcke schon in Queenstown ab, wodurch diese ihr Ziel einen halben Tag früher erreichten, als das Paketboot selbst an seinem Ziele ankam.
    Die »City-of-London« salutierte den »Alert«, dessen Flagge von John Howard und Hubert Perkins unter dem Hurra der jungen Passagiere gehißt worden war.
    Gegen fünf Uhr hatten sich die Wolkenmassen im Nordosten wesentlich vermehrt und ragten jetzt auch über die Höhenzüge hinter der Bai von Cork auf. Überdies bot der Himmel heute gegenüber der gleichen Stunde an den letzten Tagen ein sehr verändertes Aussehen.
    Versank die Sonne heute auch noch hinter einem klaren Horizonte, so war doch anzunehmen, daß sie morgen früh inmitten jener schweren Dunstmassen aufgehen werde.
    Harry Markel und John Carpenter standen auf dem Vorderdeck beieinander. Aus Vorsicht zeigten sie sich nicht auf dem Hinterkastell, wo sie vom Steilufer oder von dem mit schwärzlichen Felsblöcken besäten Strande aus hätten gesehen und vielleicht erkannt werden können.
    »Da scheint endlich Wind zu kommen, sagte der Obersteuermann, indem er die Hand nach der Roche-Spitze zu ausstreckte.
    – Das glaub’ ich auch, antwortete Harry Markel.
    – Na, wenn das zutrifft, wollen wir uns keine Handvoll davon entgehen lassen, Kapitän Paxton… ja: Kapitän Paxton. Ich muß mich schon daran gewöhnen,

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