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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ergötzen der Zöglinge der Antilian School.
    »Dem Munde fällt die erste Arbeit zu. Er hat zum Zerkauen die Zähne, die dem Magen fehlen. Der Mund soll zerkleinern und einspeicheln, der Magen nur verdauen, dann hat der Körper den richtigen Nutzen vom Essen!«
    War das ohne Zweifel richtig, so bedauerte Patterson doch lebhaft, daß weder Horaz noch Virgil oder ein anderer Dichter des alten Rom diesen Lehrsatz in lateinische Verse gebracht hatte.
    So verlief die Mahlzeit am letzten Ankerplatze des »Alert«, ohne daß Wagah genötigt war, die Schutzkanten der Tafel wegen der Bewegungen des Schiffes aufzuklappen. Roger Hinsdale brachte deshalb auch, an seine Schulgenossen gewendet, ein Hoch auf den Kapitän Paxton aus, wobei er nur bedauerte, daß dieser nicht bei dem Essen in der Kajüte den Vorsitz führen könnte, Niels Harboe aber versicherte hoch und teuer, daß es ihnen allen während der ganzen Fahrt nicht an Appetit mangeln werde.
    »Ja, warum sollte es uns denn an Appetit fehlen? bemerkte dazu der Mentor, den ein Glas Portwein mehr als gewöhnlich belebt hatte. Wird er denn nicht fortwährend durch die frische, salzhaltige Seeluft angeregt werden?
    – Oho, wandte Tony Renault mit ironischem Augenzwinkern dagegen ein, wie steht’s denn da mit der Seekrankheit?
    – Pah… Seekrankheit! rief John Howard. Ein paarmal Übelwerden, das ist ja alles!
    – Übrigens, bemerkte Albertus Leuwen, ist es fraglich, ob man als bestes Mittel, ihr zu entgehen, auf einen vollen oder einen leeren Magen achten soll.
    – Auf einen leeren, behauptete Hubert Perkins.
    – Nein… auf einen vollen, versicherte Axel Wickborn.
    – Liebe junge Freunde, fiel da Horatio Patterson ein, glaubt meiner alten Erfahrung: das beste ist, sich an die abwechselnden Bewegungen des Schiffes zu gewöhnen. Wie wir es auf der Überfahrt von Bristol nach Queenstown gehalten haben, werden wir bei gleichem Verhalten auch fernerhin nichts von dieser – übrigens ungefährlichen – Krankheit zu fürchten haben. Hier heißt’s nur, sich gewöhnen; auf dieser Erde kommt ja alles auf Gewohnheit hinaus.«
    O, er sprach klug und weise, der vortreffliche Mann, und jetzt fügte er noch hinzu:
    »Ach, meine jungen Freunde, da fällt mir eben noch ein Beispiel ein, das meine Anschauung wesentlich unterstützt…
    – Erzählen… erzählen! rief die ganze Tafelrunde.
    – Ja… sofort, erklärte Patterson, den Kopf etwas zurücklehnend. Ein Gelehrter, ein Ichthyolog, dessen Name mir entfallen ist, hat bezüglich der Macht der Gewohnheit einen Versuch durchgeführt, der – wenigstens was die Fische betrifft – einen schlagenden Beweis lieferte. Er besaß ein Aquarium und darin einen Karpfen, der in dem Aquarium ein sorgloses Leben führte. Eines Tages kam da dem Gelehrten der Gedanke, dieses Schuppentier an das Leben außerhalb des Wassers gewöhnen zu wollen. Er nahm ihn aus dem Aquarium, anfänglich nur einige Sekunden, dann einige Minuten, später mehrere Stunden, zuletzt gleich für einige Tage, und siehe da, das intelligente Tier gewöhnte sich wirklich daran, in der freien Luft zu atmen.
    – Das ist nicht glaublich, wendete Magnus Anders ein.
    – Die Tatsache ist aber unumstößlich, entgegnete Patterson, und ihre wissenschaftliche Bedeutung läßt sich gar nicht bestreiten.
    – Dann, fiel Louis Clodion ungläubig ein, dann müßte wohl auch der Mensch bei einer ähnlichen Vorbereitung schließlich im Wasser leben können?
    – Die Wahrscheinlichkeit ist nicht anzuzweifeln, lieber Louis.
    – Kann man wohl, fragte Tony Renault, auch erfahren, was aus diesem interessanten Karpfen geworden ist?… Lebt er vielleicht noch heute?
    – Nein… er ist tot, ist eingegangen, nachdem er zu jenem herrlichen Versuche gedient hatte, schloß Patterson, umgekommen durch einen Unfall, der an sich wieder höchst interessant ist. Eines Tages fiel er nämlich zufällig wieder in das Aquarium, und darin ist er… ertrunken! Ohne dieses Mißgeschick hatte er, wie seinesgleichen, jedenfalls hundert Jahre lang gelebt!«
    In diesem Augenblicke ertönte der Ruf: »Alle Mann auf Deck!«
    Das Kommando Harry Markels unterbrach den Mentor, gerade als ihm laute Hurras für seine wahrhaftige Mitteilung danken sollten. Keiner der Passagiere hätte es aber versäumen mögen, sich an den Abfahrtmanövern zu beteiligen.
    Der Wind, eine leichte Brise aus Nordosten, war ziemlich stetig geworden.
    Schon standen vier Mann am Gangspill, es in Drehung zu setzen, und die Passagiere

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