Reisestipendien
den er dabei markierte, mußte Wagah ja einem so naiven Manne wie dem Verwalter der Antilian School gefallen. Harry Markel hatte eine glückliche Hand gehabt, als er ihn zum Steward wählte, denn keiner hätte seine Rolle besser als er gespielt. Auch wenn Wagah diese Stellung während der ganzen Reise beibehalten hätte, würde in Patterson kein Verdacht gegen den Mann aufgestiegen sein. Der Leser weiß jedoch, daß diese Rolle eigentlich schon nach wenigen Stunden ausgespielt sein sollte.
Der Mentor war also ganz bezaubert von seinem Steward. Er hatte diesem schon in seiner Kabine den Platz seiner Toilettengegenstände und Kleidungsstücke gezeigt, da er sich von Wagah der ersprießlichsten Dienste versah, wenn ihn die Seekrankheit packen sollte, obgleich er das nicht erwartete, da er sich nach der Überfahrt von Bristol nach Queenstown dagegen gefestigt glaubte. Gleichzeitig deutete er auf eine reichliche, klingende Anerkennung aus dem für die Reise ausgeworfenen Fonds hin, wenn jener seine Wünsche wie bis jetzt so willig befriedige.
Als er so mit dem Steward über das und jenes und auch über den »Alert« und dessen Personal plauderte, kam Patterson auch auf Harry Markel zu sprechen. Ihm erschien »der Kommandant« – wie er sagte – etwas kühl und zugeknöpft, überhaupt von wenig mitteilsamer Natur.
»Darin haben Sie recht, Herr Patterson, antwortete ihm Wagah. Ja, für einen alten Seemann ist er etwas gar zu ernst. Der Kapitän Paxton denkt eben immer nur an seine Pflichten; er ist sich seiner Verantwortlichkeit bewußt und bemüht sich, seine Obliegenheiten zu erfüllen. Sie werden ihn ja beobachten können, wenn der ›Alert‹ etwa in schlechtes Wetter käme. In unserer Handelsflotte gibt es keinen, der ein Schiff besser führen könnte als er, und er wäre ebensogut befähigt, ein Kriegsschiff zu kommandieren, wie Se. Hoheit der erste Lord der Admiralität…
– Ein Zeugnis, das er mit Recht verdient, Wagah, meinte Horatio Patterson, und in gleich lobender Weise ist er auch uns geschildert worden. Als die hochsinnige Mistreß Kathlen Seymour uns den ›Alert‹ zur Verfügung stellte, haben wir schon vernommen, was der Kapitän Paxton wert wäre, dieser
Deus –
ich sage nicht:
ex machina,
sondern – dieser
Deus machinae,
den Gott der wunderbaren Maschine, die ein Schiff darstellt, das jeder Wut des Meeres zu trotzen vermag!«
Auffallend erschien hierbei, es gewährte Horatio Patterson aber ein besonderes Vergnügen, daß der Steward ihn selbst dann zu verstehen schien, wenn ihm ein lateinisches Citat entschlüpfte. Er erschöpfte sich daher in Lobsprüchen über Wagah, und seine jungen Begleiter hatten keinerlei Ursache, an seinen Worten zu zweifeln.
Die Hauptmahlzeit verlief unter ebenso freudiger Stimmung wie das Frühstück und war – das verdiente alle Anerkennung – auch ebensogut zubereitet. Der Koch Ranyah Cogh erntete dafür seine redlich verdienten Lobsprüche, bei denen in den hochtönenden Phrasen Horatio Pattersons von
cibus
und
potus
nicht zu wenig die Rede war.
Trotz der Bemerkungen des würdigen Schulverwalters verließ Tony Renault, der seine Ungeduld nicht zügeln konnte, doch wiederholt die Kajüte, um zu sehen, was auf dem Deck, wo die Mannschaft beschäftigt war, vorginge. Zuerst wollte er sich da überzeugen, ob der Wind seine günstige Richtung beibehielte, dann wieder, ob er zunähme oder etwa abflaute, ein drittes Mal, ob endlich Vorbereitungen zur Abfahrt im Gange wären, und schließlich, um den Kapitän Paxton an sein Versprechen zu erinnern, es den jungen Leuten melden zu lassen, wenn sie am Gangspill mit anfassen könnten.
Natürlich überbrachte Tony Renault seinen Kameraden, die ebenso ungeduldig waren wie er, allemal die erwünschte Antwort. Der »Alert« sollte nun ohne weitere Verzögerung absegeln, doch nicht vor halb acht Uhr, d. h. mit der Umkehr der Gezeiten, wo ihn dann der Ebbestrom schnell aufs offene Meer hinaustragen würde.
Die Passagiere hatten also genügende Zeit zu essen und brauchten auch keine doppelten Bissen zum Munde zu führen, was für Horatio Patterson unbehaglich gewesen wäre. Ebenso besorgt um die gute Verwaltung seiner Angelegenheiten wie um die Gesundheit seines Magens, nahm er seine Mahlzeiten stets mit weiser Langsamkeit ein, verzehrte nur kleine Bissen, trank dazu nur kleine Schlucke und kaute alles tüchtig, ehe er es in den muskulo-membranösen Kanal des Pharynx hinabgleiten ließ.
Dabei predigte er wiederholt zum
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