Reisestipendien
eilten jetzt zu den Querbalken, die Leute zu unterstützen. John Carpenter und einige Matrosen waren beschäftigt, Klüver-, Top-und Bramsegel sowie die unteren Segel loszubinden, dann die Raaen zu hissen, sie fest zu sorren und anzuholen, sobald das Schiff sich gewendet hätte.
»Den Anker herauf!« befahl Harry Markel einen Augenblick später.
Mit noch einigen Drehungen des Gangspills wurde der Anker bis zu seinem Kranbalken emporgewunden und hier ausgepentert.
»Alles los, rief Harry Markel, und nach Südwesten gesteuert!«
Der »Alert« setzte sich in Bewegung und entfernte sich damit von Roberts-Cove, während die jungen Leute die britische Flagge hißten und mit lauten Hurras begrüßten.
Horatio Patterson stand eben bei Harry Markel vor dem Kompaßhäuschen, und nachdem er zuerst ausgesprochen hatte, daß die große Reise nun endlich begonnen habe, fügte er noch hinzu:
»Eine große und früchtereiche Reise, Kapitän Paxton! Dank der fürstlichen Freigebigkeit der Mistreß Kathlen Seymour wird jeder von uns bei der Abfahrt von Barbados noch einen Preis von siebenhundert Pfund erhalten.«
Harry Markel, der von dieser Bestimmung noch nichts wußte, sah Patterson scharf an und entfernte sich dann, ohne ein Wort zu äußern.
Es war jetzt halb neun Uhr. Die Passagiere konnten noch die Lichter im Kinsale-Harbour und das Leuchtfeuer der Corrakilty-Bai sehen.
Da trat John Carpenter an Harry Markel heran mit der Frage:
»Nun… diese Nacht wird’s doch?…
– Weder diese noch eine andere Nacht, erwiderte Harry Markel. Auf der Rückfahrt sind unsere Passagiere jeder siebenhundert Pfund mehr wert!«
Elftes Kapitel.
Auf dem hohen Meere.
Am nächsten Morgen stieg die Sonne, »das pünktliche Faktotum des Weltalls«, wie Charles Dickens gesagt hat, über den von einer hübschen Brise reingefegten Horizont empor. Der »Alert« hatte kein Land mehr in Sicht.
Harry Markel hatte also beschlossen, die Ausführung seiner verbrecherischen Pläne vorläufig zu verschieben.
Im Grunde war es ihm ja leicht genug gewesen, sich für den Kapitän Paxton auszugeben, da dieser seinen Passagieren nicht persönlich bekannt gewesen und von der früheren Mannschaft kein einziger an Bord geblieben war. Hatte er sich erst Pattersons und dessen junger Begleiter entledigt, so war für ihn nichts mehr zu befürchten und der »Alert« konnte ruhig dem Großen Ozean zusteuern.
Der Plan des tollkühnen Verbrechers hatte jedoch eine unerwartete Änderung erfahren. Jetzt wollte Harry Markel mit dem Dreimaster nach dessen Bestimmungsort segeln, das Antillenmeer befahren, die geplante Reise bis zum Schlusse durchführen, denn vor allem sollten die jungen Leute erst auf Barbados die Geldsumme eingesteckt haben, die die klingende Zugabe zu dem Reisestipendium bildete, und erst nach dem Verlassen der Antillen gedachte er sie über Bord zu werfen.
Immerhin war das aber noch mit großen Gefahren verknüpft, wenigstens nach der Ansicht einiger der Leute, unter andern auch Cortys, obwohl diesen die Erbeutung des Geldes nicht wenig reizte. Zunächst konnte ja der Kapitän Paxton oder der und jener der früheren Besatzung auf den Antillen bekannt sein, wenn auch bezüglich der Besatzung des »Alert« anzunehmen oder doch leicht vorzugeben war, daß diese vor der Abfahrt nach den Antillen gewechselt hätte.
»Ja ja… zugegeben, meinte Corty, vielleicht ein oder zwei Matrosen, doch der Kapitän Paxton, wie sollten wir dessen Abwesenheit erklären?
– Das wäre freilich fast unmöglich, antwortete Harry Markel. Glücklicherweise hab’ ich mich aber bei Durchsicht der Papiere Paxtons überzeugt, daß er weder mit dem ›Alert‹ noch mit einem anderen Schiffe jemals nach Westindien gekommen ist, danach dürfte er also dort wohl nirgends bekannt sein. Ich leugne ja nicht, daß wir ein etwas gefährliches Spiel wagen, doch ist die Summe, die Mrs. Kathlen Seymour den Stipendiaten der Antilian School zugesagt hat, wohl der Mühe des Versuches wert.
– Ich stimme Harry bei, erklärte darauf John Carpenter, wir wagen den Streich! Zum Kuckuck, da war’s doch schwieriger, von Queenstown wegzukommen, und jetzt schwimmen wir schon an die dreißig Meilen weit draußen. Und was die Prämie betrifft, die jeder der jungen Leute einstecken soll…
– Fällt sie im vollen Betrage jedem von uns zu, unterbrach ihn Harry Markel. Sie sind ihrer zehn und wir ja gerade auch.
– Ganz richtig, meinte der Obersteuermann, und rechnet man noch den Wert des
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