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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Antilien zu segeln und den Wendekreis des Krebses etwa beim vierzigsten Längengrad zu kreuzen. Unter allen Segeln, selbst mit den Oberbram-, Top-und Stagsegeln, glitt der »Alert« mit Steuerbordhalfen bei einer frischen Brise und mit der Geschwindigkeit von elf Seemeilen in der Stunde dahin.
    Natürlich litt hierbei keiner von der Seekrankheit. Vor dem Segeldruck, der ihn leicht nach Backbord neigte, empfand man auf den langen, glatten Wellen kaum ein Rollen des Schiffes, und der »Alert« glitt von einer Welle zur andern mit solcher Leichtigkeit, daß auch kein Stampfen bemerkbar wurde.
    Trotz dieser günstigen Verhältnisse fühlte sich Horatio Patterson am Nachmittage doch recht unbehaglich. Dank der Vorsorge der Frau Patterson und der berühmten Vorschriften Vergalls enthielt seine Reisetasche aber die verschiedenen Mittelchen, die, wenn man minder erfahrenen Leuten glauben dürfte, es ermöglichen, die Seekrankheit – von unserem gelehrten Herrn »Pelagalgie« genannt – mit bestem Erfolge zu bekämpfen.
    Übrigens hatte der vorsichtige Verwalter der Antilian School in der letzten Woche wiederholt und immer etwas steigend Purgantien genommen, um sich im besten Gesundheitszustande zu befinden und den neckischen Launen Neptuns möglichst Widerstand leisten zu können. Man hält das für eine von der Erfahrung bestätigte Vorsichtsmaßregel, und der zukünftige Passagier des »Alert« hatte ihr gewissenhaft Rechnung getragen.
    Endlich hatte Horatio Patterson – einer weit angenehmeren Vorschrift folgend – vor dem Weggange aus Queenstown und der Einschiffung auf dem »Alert« ein vortreffliches Frühstück in Gesellschaft seiner jungen Begleiter verzehrt, die ihm dabei das Beste versprechende Toaste ausbrachten.
    Außerdem wußte Patterson recht gut, daß in der Mitte die Stelle des Schiffes war, wo die Stöße am wenigsten bemerkbar wurden. Auf dem Vorderwie auf dem Hinterteile traten Schlingern und Stampfen weit stärker hervor. In den ersten Stunden der Seefahrt glaubte er es noch im Deckhause aushalten zu können. Dort sah man ihn mit gespreizten Beinen nach Seemannsart zur besseren Erhaltung des Gleichgewichtes gravitätisch hin-und herschreiten.
    Der würdige Mann empfahl auch den jungen Leuten, seinem Beispiele zu folgen, diese schienen aber seine Vorsicht, als ihrem Temperamente und Alter nicht angepaßt, leichten Herzens zu mißachten.
    Heute nahm Horatio Patterson sein Frühstück schon nicht mehr mit demselben Appetit ein wie am vergangenen Tage, obwohl der Koch seine Sache recht gut gemacht hatte. Nachher drängte es ihn auch gar nicht mehr, auf und ab zu gehen, er setzte sich vielmehr ruhig auf eine Bank und beobachtete Louis Clodion nebst den andern, die munter um ihn herliefen. Nach dem Mittagessen, das er kaum mit den Lippen berührte, geleitete ihn Wagah nach seiner Kabine und hieß ihn, sich auf dem Lager lang auszustrecken und auch, ohne zu schlafen, die Augen geschlossen zu halten.
    Am folgenden Morgen verließ Patterson sein Bett so unwohl wie vorher und nahm in der Kajüte auf einem Klappstuhle Platz.
    Da kam Harry Markel einmal vorüber.
    »Nichts neues, Kapitän Paxton? fragte er diesen mit schwacher Stimme.
    – Nein, gar nichts, Herr Patterson, antwortete Harry Markel.
    – Noch dasselbe Wetter?
    – Dasselbe und auch derselbe Wind.
    – Sie vermuten auch keine baldige Veränderung?
    – Nein, höchstens scheint der Wind auffrischen zu wollen.
    – Also geht alles gut?
    – Alles… ganz nach Wunsch.«
    Patterson meinte für sich freilich, es ginge nicht alles so gut wie am vorigen Tage. Vielleicht täte er besser, sich etwas Bewegung zu machen. Er erhob sich also, ging hinaus und begab sich, die rechte Hand auf die Regeling stützend, vom Deckhause nach dem Großmaste. Das hatte unter anderen Vorschriften Vergall auch empfohlen, vorzüglich sollte es jeder Passagier zu Anfang einer Seereise streng einhalten. In der Schiffsmitte angelangt, hoffte er das Stampfen des Schiffes vertragen zu können, das weit unangenehmer ist als das Schlingern, das hier übrigens kaum fühlbar war, da der »Alert« stetig nach Backbord überhing.
    Während da Patterson unsicheren Schrittes so hinschwankte, traf er mehrmals mit Corty zusammen.
    »Wollen Sie erlauben, Ihnen einen Rat zu geben? fragte dieser.
    – Reden Sie… reden Sie, bester Freund!
    – Nun, Sie dürfen niemals weit über das Schiff hinaussehen, dann werden Sie weniger belästigt.
    – Ich habe aber doch, erwiderte Patterson, der sich

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