Reisestipendien
Gebrauchsgegenstände, Lebensmittel, Stoffe und ähnliches vertrieben wurden.
Die Zeit lag noch nicht weit zurück, wo fast der ganze Handel von Sankt-Thomas in den Händen von Israeliten war. Er wurde, als damals in dieser Gegend kriegerische Verwicklungen an der Tagesordnung waren, sehr im großen betrieben, vorzüglich als ein Vertrag den Negerhandel verboten hatte. Der Hafen der Insel, Charlotte-Amalia, wurde dann sehr bald zum Freihafen erklärt, was sein Aufblühen noch mehr beförderte. Er bot auch den Schiffen von jeder Nationalität nicht zu unterschätzende Vorteile. Diese fanden hier Schutz gegen die Passate und gegen die Stürme des Meerbusens, dank den Anhöhen der Insel, einer Landzunge, woran sich die Wogen brachen, und einem Holme, der mit Kaianlagen eingefaßt ist und auf dem sich Kohlenlager befinden.
Als der durch die Semaphore signalisierte »Alert« die Cowell-und die Molhentersspitze gepeilt, die Landzunge und den Holm umschifft, sowie das Signal zur Linken gelassen hatte, fuhr er in ein nach Norden offenes, kreisförmiges Wasserbecken ein, in dessen Hintergrunde die ersten Häuser der Stadt aufragen. Nach Ablauf von sechs bis sieben Faden Ankerkette lag dann der Dreimaster bei fünf bis sechs Metern Wassertiefe fest.
Reclus hat ausgesprochen, daß die Lage von Sankt-Thomas eine besonders vorteilhafte sei, da die Insel eine sehr günstige Stelle an der Bogenlinie der Antillen einnimmt, eine Stelle, von der aus »die Warenverteilung nach allen Teilen des Archipels am bequemsten erfolgen kann«.
Aus dieser Lage des Hafens erklärte es sich auch, daß er von Anfang an die Aufmerksamkeit der Flibustier erregte. Diese benützten ihn als Hauptniederlage der Schmuggelwaren für den Handel mit den spanischen Kolonien, und bald entwickelte er sich zum Hauptmarkte für »Ebenholz«, d. h. für die an den Küsten Afrikas gekauften Neger, die nach Westindien eingeführt wurden. Deshalb kam er schnell unter dänische Herrschaft, unter der er auch dauernd blieb, und zwar nach seiner Abtretung durch eine Finanzgesellschaft, die ihn vom Kurfürsten von Brandenburg erworben hatte, dessen rechtmäßiger Erbe der König von Dänemark war.
Sobald der »Alert« festgemacht hatte, ließ sich Christian Harboe an Bord bringen, wo sich beide Brüder jubelnd in die Arme fielen. Darauf wechselte der Kaufmann noch einen herzhaften Händedruck mit Horatio Patterson nebst dessen Reisegenossen.
»Liebe Freunde, begann er dann, ich hoffe, daß Sie während Ihres Aufenthaltes auf Sankt-Thomas alle meine Gäste sein werden. Wie lange wird der › Alert‹ hier liegen bleiben?
– Drei Tage, antwortete Niels Harboe.
– Nur so kurze Zeit?
– Nicht länger, Christian. Ich bedaure es gewiß herzlich, da wir so lange nicht beisammen gewesen sind.
– Herr Harboe, nahm jetzt der Mentor das Wort, wir nehmen mit Vergnügen Ihre freundliche Einladung an und werden also Ihre Gäste sein, so lange wir auf Sankt-Thomas verweilen dürfen…
– So ist Ihnen also wohl eine Art Reiseprogramm vorgeschrieben, Herr Patterson?
– Ja, von der Mistreß Kathlen Seymour.
– Kennen Sie vielleicht diese Dame, Herr Harboe? fragte Louis Clodion.
– Nein, erwiderte der Kaufmann, doch hab’ ich öfters von ihr reden hören, und auf den Antillen rühmt man ihre unerschöpfliche Wohltätigkeit.«
Dann wandte er sich an Harry Markel.
»Sie, Herr Kapitän Paxton, werden mir erlauben, Ihnen im Namen aller Angehörigen Ihrer jungen Passagiere den aufrichtigsten Dank abzustatten für die Fürsorge und das Wohlwollen…
– Einen Dank, den der Kapitän Paxton redlich verdient hat, fiel Patterson ein. Obwohl das Meer uns arg mitgespielt hat, mir mehr als allen anderen –
horresco referens!
– muß man doch anerkennen, daß unser wackerer Kapitän alles, was in seinen Kräften stand, getan hat, uns die Überfahrt so bequem und angenehm wie möglich zu machen.«
Harry Markels Art war es einmal nicht, sich in Komplimenten und Höflichkeiten zu ergehen. Vielleicht genierte ihn ein wenig auch Christian Harboe, der den Blick auf ihn gerichtet hielt. So begnügte er sich denn mit einer leichten Neigung des Kopfes und sagte:
»Ich, mein Herr, finde nichts dagegen einzuwenden, daß die Passagiere des ›Alert‹ von der ihnen angebotenen Gastfreundschaft Gebrauch machen, freilich unter der Bedingung, daß diese unseren Aufenthalt hier deshalb nicht über den festgesetzten Zeitpunkt hinaus verlängert.
– Natürlich, Herr Kapitän, versicherte
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