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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Auskunft über die Aufhebung der Sklaverei in Antigoa. Im Jahre 1824 war es gewesen, wo England die Emanzipationsakte verkündete, und zwar, abweichend von dem Verfahren in anderen Kolonien, ohne Übergangsbestimmungen, ohne daß sich die Neger also langsam an die neue Lebensführung hätten gewöhnen können. Die Akte enthielt eigentlich gewisse einschränkende Bestimmungen, die einen Rückschlag verhindern sollten. Hier fanden diese auf die Neger aber keine Anwendung und diesen wurden unvermittelt alle Vorteile und alle Nachteile einer unbeschränkten Freiheit zu teil.
    Erleichtert wurde der schroffe Wechsel hier allerdings durch das gewohnte Verhältnis zwischen den Herren und den Sklaven, die förmliche Familien bildeten. Und obwohl die Abolitionsakte plötzlich vierunddreißigtausend Neger befreite, während die Kolonie nur zweitausend Weiße zählte, kam es doch zu keinem Exzeß und war keine rohe Gewalttat zu beklagen. Beide Parteien kamen bald zu einem vollständigen Einvernehmen, und die Befreiten verlangten nichts anderes, als auf den Pflanzungen als Diener oder als Lohnarbeiter zu bleiben.
    Die Kolonisten hatten übrigens von jeher für das Wohlergehen ihrer alten Sklaven gewissenhaft gesorgt. Sie sicherten deren Lebensunterhalt durch regelmäßige und lohnende Arbeit und bauten für sie bessere Wohnstätten als die früheren Hütten. Die auch besser gekleideten Schwarzen, die sich früher fast ausschließlich von Knollenfrüchten und eingesalzenen Fischen genährt hatten, gewöhnten sich allmählich an frisches Fleisch, und überhaupt erfuhr ihre Ernährung eine wesentliche Besserung.
    Waren das glückliche Folgen für die Farbigen, so waren sie auch nicht minder von Vorteil für die Kolonie, die dabei in erwünschtester Weise aufblühte. Die öffentlichen Einnahmen wuchsen dabei ununterbrochen und die Verwaltungskosten verminderten sich nach allen Seiten.
    Bei ihren Ausflügen durch die Insel sahen Patterson und seine jungen Begleiter mit Erstaunen die sorgsam angebauten Felder, die trotz des kalkhaltigen Untergrundes eine reiche Fruchtbarkeit zeigten. Überall traf man auf gut unterhaltene Farmen, und überall hatte man sich die neuesten Fortschritte der Landwirtschaft zu eigen gemacht.
     

    Zuckerrohrernte.
     
    Wie schon erwähnt, war die natürliche Bewässerung Antigoas unzureichend gewesen, und man hatte große Bassins zur Ansammlung des Regenwassers herstellen müssen. Hierbei bemerkte Herr Perkins, daß der Name Yacama, d. h. die Sprudelnde oder etwa Bachreiche, den die Eingebornen der Insel gegeben hatten, natürlich nur ironisch zu nehmen sei. Die sehr zweckmäßig durchgeführte Verteilung des Wassers genügte jetzt allen Ansprüchen. Abgesehen von der Erhöhung des Gesundheitszustandes Antigoas sichert die Bewässerungsanlage die Insel auch gegen Wassernotjahre, wie solche zweimal, 1779 und 1784, hier recht schweres Unglück angerichtet hatten. Die Kolonisten waren damals in der Lage von Passagieren, die alle Qualen des Durstes erlitten, und damals gingen Tausende von Tieren und auch nicht wenige Menschen aus Mangel an Wasser elend zu Grunde.
     

    An dem Schiffe legte ein Boot an. (S. 218.)
     
    Das berichtete Herr Perkins, während er seinen Gästen, nicht ohne gerechtfertigte Befriedigung, die zweiundeinhalb Millionen Kubikmeter fassenden Zisternen zeigte, die Sankt-John eine durchschnittlich größere Wassermenge zuführen, als sie die größeren europäischen Städte erhalten.
    Die unter Führung des Herrn Perkins unternommenen Ausflüge beschränkten sich nicht auf die nächste Umgebung der Hauptstadt, sie wurden aber immer so eingerichtet, daß die Passagiere sich jeden Abend auf den »Alert« begeben konnten.
    Dabei besuchten die Touristen unter anderem den andern Hafen Antigoas, Englisch-Harbour, der an der Südküste der Insel liegt. Dieser besser als der von Sankt-John geschützte Hafen war schon früher mit Militäretablissements, mit Kasernen und Arsenalen zur Verteidigung Antigoas ausgerüstet worden. Eigentlich besteht er aus einer Gruppe von Kratern, die sich allmählich soweit gesenkt haben, daß das Wasser des Meeres in sie eingedrungen ist.
    Mit den Ausflügen, wie bei den Mahlzeiten und Ruhestunden in der Villa Perkins, gingen die für den hiesigen Aufenthalt bestimmten vier Tage schnell dahin. Am folgenden Morgen sollte die Reise weiter gehen, und obgleich die Hitze in der jetzigen Jahreszeit recht stark war, hatten die jungen Leute doch nicht zu arg davon zu leiden.

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