Reisestipendien
englischen Antillen, die man unter dem Namen Leeward-Islands, d. h. die Inseln Unter dem Winde – die von den Jungferninseln bis Dominique – zusammenfaßt.
Antigoa. – Sankt-John, King’s Street.
Auf Antigoa haben ihren Sitz der Gouverneur und die Präsidenten der Exekutivbehörden und der gesetzgebenden Versammlung, deren Mitglieder zur Hälfte von der Krone ernannt und zur Hälfte von den Steuerpflichtigen erwählt werden. Hierzu verdient wohl bemerkt zu werden, daß es auf der Insel mehr Beamte als freie Wahlberechtigte gibt, ein Verhältnis, das also nicht bloß eine Eigentümlichkeit der französischen Kolonien ist.
Herr Perkins, ein Mitglied der Exekutivbehörde, stammte von den alten Kolonisten ab, die einst mit dem Colonel Codington hierher gekommen waren, und seine Familie hatte die Insel niemals verlassen. Nachdem er seinen Sohn nach Europa begleitet hatte, war er nach seinem Besitztum auf Antigoa zurückgekehrt.
Als Hubert Perkins seinen Vater, seine Mutter und seine kleinen Schwestern umarmt hatte, folgten die üblichen Vorstellungen. Zuerst von allen empfing Horatio Patterson einen warmen Händedruck von Herrn Perkins, und dann kamen auch die jungen Reisegenossen an die Reihe. Das größte Lob erntete der Mentor aber von Frau Perkins wegen des blühenden Gesundheitszustandes aller Passagiere des »Alert«… ein Lob, von dem Patterson einen großen Teil dem Kapitän Paxton zusprechen zu müssen glaubte.
Harry Markel nahm dieses übrigens mit der gewohnten Kälte entgegen, und nach einem flüchtigen Gruße begab er sich nach dem Vorderteil, um die Festlegung des Schiffes zu überwachen.
Perkins fragte zunächst Patterson, wie lange der Aufenthalt in Antigoa dauern werde.
»Vier Tage, Herr Perkins, lautete die Antwort. Unsere Tage sind gezählt, wie man’s vom menschlichen Leben zu sagen pflegt, und wir sind an ein Programm gebunden, von dem wir nicht abweichen dürfen.
– Das ist freilich eine recht kurze Zeit, bemerkte Frau Perkins.
– Ja… leider, meine Liebe, antwortete ihr Gatte, doch die Reisedauer ist von vornherein festgestellt, und in dieser sollen noch mehrere Antillen besucht werden.
–
Ars longa, vita brevis,
citierte Patterson, der hier ein lateinisches Sprichwort für angebracht hielt.
– Wie dem auch sei, sagte Herr Perkins, Herr Patterson und die Kameraden meines Sohnes werden, solange sie hier weilen, unsere Gäste sein.
– Herr Perkins, ließ sich da Roger Hinsdale vernehmen, wir sind unser zehn an Bord…
– Ja, ja, antwortete Perkins, meine Wohnung wäre freilich nicht geräumig genug, euch, liebe junge Freunde, alle zu beherbergen. Wir werden schon noch einige Hotelzimmer in Anspruch nehmen müssen, zu Tische aber sollen alle bei uns sein.
– In diesem Falle, geehrter Herr Perkins, meinte Louis Clodion, wäre es doch vielleicht richtiger, wir blieben – natürlich außer Hubert – alle auf dem ›Alert‹ Tagsüber gehörten wir dagegen Ihnen vom Aufgang bis zum Untergang der Sonne.«
Dieser entschieden richtige Vorschlag fand auch die Zustimmung des Herrn Perkins, während Harry Markel es lieber gesehen hätte, wenn seine Passagiere sich auf dem Lande einquartiert hätten. Das Schiff blieb in diesem Falle gewiß mehr von Besuchern verschont, deren Anwesenheit er nun einmal fürchtete.
Der Kapitän wurde noch obendrein ebenfalls zur Familientafel im Perkinsschen Hause eingeladen, er schlug das jedoch wie immer ab, und Hubert verständigte seinen Vater dahin, daß er auf seinem Wunsche nicht weiter bestehen sollte.
Nach der Abfahrt des Bootes mit Hubert beschäftigten sich dessen Kameraden mit der Ordnung ihrer Angelegenheiten und damit, einige Briefe zu schreiben, die noch denselben Abend mit dem Postdampfer nach Europa abgehen sollten. Besondere Erwähnung verdient darunter die enthusiastische Schilderung Horatio Pattersons, die der Frau Patterson voraussichtlich nach zwanzig Tagen in die Hände kam. Ein ganz ähnlicher Bericht war an den Direktor der Antilian School, 314. Oxfordstreet. London (Großbritannien), gerichtet, ein Bericht, aus dem Herr Julian Ardagh ebenso zuverlässige wie lehrreiche Mitteilungen über die Preisträger der Mistreß Kathlen Seymour entnehmen konnte.
Inzwischen beendigte Harry Markel seine Manöver, wie immer mit der Vorsorge, das Schiff möglichst in der Mitte des Hafens zu verankern. Die Mannschaften, die die Passagiere ans Land zu setzen hatten, durften dieses auf keinen Fall selbst betreten. Auch der Kapitän
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