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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Glas erhebend.
    – Mich verwundert es, fuhr der Mentor fort, daß dabei jenes Basse-Terre von Erschütterungen durch Erdbeben verschont geblieben ist, während Grande-Terre, das einst doch mehr aus den freundlichen Händen des Gottes Neptun hervorging, solchen Naturerscheinungen besonders ausgesetzt ist.
    – Eine richtige Bemerkung, Herr Verwalter, erklärte Herr Barrand. Basse-Terre müßte eigentlich von solchen Zuckungen der Mutter Erde weit mehr heimgesucht werden als Grande-Terre, denn das erste sitzt wie ein Kochtopf über dem Feuerherde. Dennoch hat von den beiden Inseln die unsrige stets am meisten zu leiden gehabt. Ja… was meinen Sie?… die Natur begeht auch zuweilen Fehlgriffe, und da der Mensch dagegen ohnmächtig ist, muß man sich mit diesen wohl oder übel abfinden. Ich wiederhole also… und bitte Sie, in einen letzten Toast einzustimmen: Auf das Wohlergehen von Grande-Terre, auf das fröhliche Gedeihen unserer Stadt Pointe-à-Pitre!
    – Und ein Hoch zu Ehren unseres gastfreien Wirtes!« fügte Patterson hinzu.
    Die guten Wünsche waren übrigens schon erfüllt. Pointe-à-Pitre ist seit seiner Gründung stets ein blühender Ort gewesen, trotz der Angriffe und Überfälle, wodurch die Insel wiederholt arg verwüstet wurde, trotz der Feuersbrünste, die sie mehrfach heimsuchten, und trotz des schrecklichen Erdbebens von 1843, das binnen siebzig Sekunden fünftausend Opfer forderte. Damals blieb von der Stadt nichts übrig als einige Mauerreste und die Vorderwand einer Kirche, deren Uhr bei zehn Uhr fünfunddreißig Minuten Vormittag stehen geblieben war. Die Katastrophe erstreckte sich noch bis zur Stadt Moule und nach den Ortschaften Saint-François, Sainte-Anne, Port-Louis, Sainte-Rose, sowie über die Bertrandbucht und nach Joinville, sie erschütterte sogar noch Basse-Terre, wo sie jedoch nicht mehr so heftig auftrat wie in Pointe-à-Pitre. Sehr bald nachher waren die Häuser, doch alle nur niedrig und voneinander getrennt, wieder aufgebaut. Jetzt verlaufen von der Hauptstadt aus mehrere Schienenstränge, die die Zuckermühlen und andere industrielle Anlagen in der Umgebung verbinden. An allen Seiten sind außerdem Eukalyptuswälder aufgewachsen, die durch das Aufsaugen der Bodenfeuchtigkeit den Gesundheitszustand sehr günstig beeinflussen. Durch den Besuch seiner vortrefflich gepflegten Besitzungen machten die Gäste ihrem Wirte eine besondere Freude. Dank einer höchst zweckmäßigen Bewässerungsanlage versprachen die ausgedehnten Zuckerrohrfelder eine überreiche Ernte. Die Kaffeeplantagen, die auf den zwischen zweiund sechshundert Meter hohen Hügeln der Insel ausgezeichnet gediehen, lieferten – nach Herrn Barrands Versicherung – einen weit besseren Kaffee als Martinique. Weiter durchstreifte die Gesellschaft die Felder in der nächsten Umgebung der Wohnstätte, die Weideplätze, die infolge guter Bewässerung im frischesten Grün prangten; man bewunderte die üppigen Karata-Aloes, die Baumwollpflanzungen, die zwar noch wenig ausgedehnt waren, doch einen guten Ertrag versprachen, ferner die Kulturen von Tabak, der nur für den eigenen Verbrauch angebaut wurde, aber nach dem Urteil des tätigen Pflanzers sich mit jedem anderen von den Antillen messen konnte, und endlich die Felder mit Maniok, Ignamen, Bataten und die Baumgärten mit hochedlen Obstsorten.
    Selbstverständlich beschäftigte Herr Barrand ein zahlreiches, freies, ihm treu ergebenes Personal, das eher alle Vergünstigungen der Emanzipation geopfert, als es die Besitzung Rose-Croix verlassen hätte.
    So selbstwillig der Onkel Louis Clodions aber auch war, wollte er die Passagiere des »Alert« doch nicht des Vergnügens berauben, einige besonders interessante Punkte des westlich gelegenen, eigentlichen Guadeloupe kennen zu lernen. Am zweiten Tage nach deren Ankunft, am 20. August, brachte sie ein eigens gemietetes kleines Dampfboot, das ihrer im Hafen von Pointe-à-Pitre wartete, nach der Südküste von Basse-Terre.
    Die Stadt Basse-Terre, obwohl politisch der Hauptort der Gruppe, nimmt unter den Städten der Kolonie doch nur die dritte Stelle ein. Trotzdem kann sich, wenn Barrand das auch nicht zugeben wollte, keine andere mit ihr vergleichen. Erbaut an der Mündung des Aux-Herbesflusses, liegen ihre zwischen prächtigen Bäumen hervorschimmernden Häuser amphitheatralisch über einen Hügel zerstreut, und außen herum noch zahlreiche hübsche Villen, die sich unausgesetzt der heilsamen, erquickenden Seewinde erfreuen.

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