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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Hatte ihr Wirt die jungen Leute bei diesem Ausfluge nicht begleitet, so trat für ihn doch Louis Clodion, der Basse-Terre gründlich kannte, als trefflicher Cicerone ein. So wurde denn auch weder der auf allen Antillen berühmte Botanische Garten, noch das, ebenso wie das von des Saintes, besonders heilsame Sanatorium Jacob übergangen.
    In dieser Weise verliefen die vier Aufenthaltstage mit Spaziergängen und belehrenden Ausflügen, bei denen keine Stunde unausgefüllt blieb. Die mehr als reichlichen Mahlzeiten eröffneten Horatio Patterson freilich die Aussicht auf viele Magenkatarrhe oder Magenerweiterungen, wenn der Aufenthalt hier noch einige Tage länger gedauert hätte!… Die Zeit der Abfahrt war jedoch herangekommen.
    Die so umfassende, so herzliche, kurz echt französische Gastfreundlichkeit sollten die Passagiere des »Alert« zwar in Martinique jedenfalls wiederfinden, das war aber kein Grund, nicht eine überaus angenehme Erinnerung an Guadeloupe und eine aufrichtige Dankbarkeit für die Aufnahme seitens des Herrn Barrand zu bewahren.
    Nur dessen starke Eifersucht durfte man nicht dadurch reizen, daß man vor ihm von Martinique sprach, und noch am Abend vor der Abreise sagte er zu Patterson:
    »Es bringt mich ordentlich in die Wolle, zu sehen, daß die französische Regierung für unsere Rivalin immer eine gewisse Vorliebe zeigt.
    – Und worin äußert sich denn diese Bevorzugung? fragte Patterson.
     

    Basse-Terre.
     
    – Nun, erklärte Barrand, ohne seinen Mißmut zu bemänteln, hat sie nicht Fort-de-France zum Anlaufhafen ihrer transatlantischen Paketboote gewählt? Erscheint denn Pointe-à-Pitre dazu nicht weit geeigneter?
    – Gewiß, gab Patterson zu; ich meine, die Bewohner von Guadeloupe sollten gegen jene Anordnung doch Einspruch erheben können.
    – Einspruch erheben… rief der Pflanzer, wer sollte denn das in die Hand nehmen und wer sich dessen annehmen?
    – Haben Sie denn keine Vertreter im französischen Parlamente?
    – O doch, einen Senator und zwei Abgeordnete, antwortete Barrand, sie tun auch, was in ihren Kräften steht, die Interessen der Kolonie zu wahren.
    – Das ist ja ihre Pflicht,« meinte der Mentor.
    Am Abend des 21. August begleitete Herr Barrand seine Gäste an Bord des »Alert«, und nachdem er seinen Neffen zum letztenmal umarmt hatte, drückte er allen seinen Kameraden die Hand.
    »Würdet ihr, statt nach Martinique zu gehen, sagte er, nicht wirklich besser tun, noch acht Tage länger auf Guadeloupe zu bleiben?
    – So?… Und was würde es dann mit meiner Insel? rief Tony Renault.
    – Deine Insel, mein Sohn, o, die schwömme auch nicht davon; du würdest sie bei einer spätern Reise schon noch wiederfinden.
    – Ihr Anerbieten, Herr Barrand, warf da Patterson ein, berührt uns aufs angenehmste und wir sind Ihnen dafür herzlich dankbar. Wir müssen uns aber an das Reiseprogramm der Mistreß Kathlen Seymour halten…
    – Ja freilich; so geht denn nach Martinique, meine jungen Freunde, lenkte Herr Barrand ein, doch nehmt euch dort vor den Schlangen in acht, die die Engländer vor der Überlassung der Insel an Frankreich heimlich dahingebracht haben sollen.
    – Wäre das möglich? antwortete der Mentor. Nein, ich werde meinen Landsleuten eine solche heimtückische Bosheit niemals zutrauen.
    – Es ist aber geschichtlich, Herr Patterson, erwiderte der Pflanzer, geschichtlich nachgewiesen. Und wenn Sie sich da unten beißen lassen, wird das wenigstens von einer britischen Schlange gewesen sein.
    – Britisch oder nicht, lieber Onkel, fiel Louis Clodion ein, wir werden uns schon davor zu hüten wissen.
    – Was ich noch fragen wollte, sagte Barrand, schon im Begriff, das Schiff zu verlassen, habt ihr denn einen guten Kapitän?
    – So gut es einen solchen geben kann, versicherte Patterson, wir haben alle Ursache, mit ihm vollkommen zufrieden zu sein. Mistreß Kathlen Seymour hätte keine bessere Wahl treffen können.
    – Desto schlimmer, antwortete Barrand ernsthaft und mit den Achseln zuckend.
    – Desto schlimmer?… Ich bitte Sie, inwiefern denn?
    – Weil der ›Alert‹, wenn ihn ein schlechterer Kapitän befehligte, beim Verlassen des Hafens vielleicht an der Küste aufgelaufen wäre, und ich hätte damit die schönste Aussicht gehabt, euch alle noch ein paar Wochen in Rose-Croix zu behalten!«
Drittes Kapitel.
Dominica.
    Als der Dreimaster über die Bai von Pointe-à-Pitre hinausgekommen war, erhob sich eine östliche Brise, die seiner Fahrt nach der hundert

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