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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Onkel, denn zu der Zeit werde ich die Schule absolviert haben und jedenfalls auch in Nantes sein.
    – Wenn du nicht hier bist, lieber Neffe. Ich habe darüber so meine eigenen Gedanken… doch das wird sich später finden.«
    Eben näherte sich Patterson mit einer gemessenen Verbeugung vor Herrn Barrand und sagte:
    »Sie erlauben mir wohl, geehrter Herr, Ihnen meine lieben Pensionäre vorzustellen.
    – Ah, rief der Pflanzer, das ist doch… das muß ja Herr Patterson sein. Na, wie gehts Ihnen denn, Herr Patterson?
    – O, so gut, wie es nach einer Seereise mit tüchtigem Stampfen und Schlingern möglich ist…
    – Ja ja, ich kenne Sie schon, unterbrach ihn Barrand, ebenso wie alle Zöglinge der Antilian School, deren Großalmosenier und Geistlicher Sie sind…
    – Entschuldigen Sie, Herr Barrand… Verwalter…
    – Verwalter oder Almosenier, das kommt zuletzt auf eins hinaus, erwiderte der Pflanzer herzhaft auflachend, der eine hat es mit den irdischen, der andere mehr mit den himmlischen Rechnungen zu tun. Wenn zuletzt nur der Abschluß stimmt, dann ist es ja gut.«
     

    Lustig ritt er durch seine weiten Pflanzungen. (S. 223.)
     
    Während er so sprach, ging Herr Barrand schon von dem einen Preisträger zum andern, und zuletzt drückte er Horatio Patterson die Hände so kräftig, daß dieser, wenn er Almosenier gewesen wäre, den Pensionären der Antilian School unmöglich hätte seinen Segen erteilen können.
    »Machen Sie sich bereit, ans Land zu gehen, meine Freunde, fuhr der aufgeräumte Pflanzer fort. Sie wohnen natürlich alle bei mir! Mein Haus ist groß genug, und wenn sie hundertmal so viele wären, Sie äßen doch nicht auf, was meine Felder liefern! Sie, Herr Patterson, begleiten selbstverständlich die jungen Leute, und Sie, Kapitän Paxton, wenn es Ihnen genehm ist, ebenfalls.«
    Diese Einladung wurde natürlich wie immer abgelehnt, und Herr Barrand, der keine langen Worte zu machen liebte, bestand auch darauf nicht weiter.
    »Aber, verehrter Herr Barrand, bemerkte da der Mentor, wenn ich Ihnen herzlich danke für die Gastfreundschaft, die Sie uns anbieten… anbieten mit soviel… wie soll ich sagen…
    – Sagen Sie lieber nichts, Herr Patterson, das ist jedenfalls besser.
    – Doch wenn wir Sie irgendwie belästigen… nur im geringsten genieren…
    – Mich genieren… mich?… Seh’ ich denn aus wie Einer, den man genieren kann oder der sich selbst geniert?… Nichts da, ich will es nun einmal!«
    Einem so bestimmten Verlangen gegenüber mußte man wohl oder übel gehorchen.
    Als Patterson dann seine Passagiere noch förmlich vorstellen wollte, rief der Pflanzer freundlich abwehrend:
    »Ach was, ich kenne ja die jungen Leuten, alle ihre Namen haben in den Zeitungen gestanden, und ich wette, daß ich weiß, wer die einzelnen sind. Hier zum Beispiele die Engländer: Roger Hinsdale, John Howard und Hubert Perkins… ich bin ja schon mit deren Familien in Sankta-Lucia, auf Dominique und auf Antigoa zusammengetroffen.«
    Die drei Engländer fühlten sich durch diese Erklärung nicht wenig geschmeichelt.
    »Dann, der große Blondin hier… das ist natürlich Albertus Leuwen aus Sankt-Martin.
    – Wie Sie sagen, Herr Barrand, erwiderte der junge Holländer grüßend.
    – Und die beiden hübschen Leutchen, die sich so bescheiden im Hintergrunde halten, das sind der eine Niels Harboe aus Sankt-Thomas, und der andre Axel Wickborn aus Sainte-Croix. Sie sehen, ich täusche mich bei keinem einzigen. Und du da drüben, der Kleine mit den lebhaften Augen, der nicht einen Moment stille stehen kann, der Kuckuck soll mich holen, wenn du nicht französisches Blut in den Adern hast.
    – Bis zum letzten Tropfen, bestätigte Tony Renault, doch ich bin auf Martinique geboren.
    – Na, das ist aber unrecht!
    – Wieso… unrecht?
    – Jawohl; wenn man als Franzose auf den Antillen geboren wird, so darf das nur auf Guadeloupe, doch nirgends anderswo sein, denn Guadeloupe… nun ja, das ist und bleibt einmal Guadeloupe.
    – Man kommt eben zur Welt, wo einem das möglich ist, rief Tony Renault laut auflachend.
    – Hast recht, mein Sohn, erwiderte Herr Barrand, ich werde dir wegen jenes Fehltritts auch nicht weiter böse sein.
    – Unserm Tony kann überhaupt niemand böse sein, mischte sich Louis Clodion ein, das ist einfach unmöglich.
    – O, es soll niemand argwöhnen, setzte der Pflanzer hinzu, daß ich etwa Martinique, Désirade oder andere französische Inseln geringer schätzte! Doch ich stamme nun einmal

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