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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ganze Insel. Fast außer Atem, als er die mäßige Höhe erstiegen hatte, glaubte der Mentor aus Virgils Lehrgedicht
Georgica
ein Citat anbringen zu müssen.
    »Velut stabuli custos
(deklamierte er)
in montibus olim considit scopulo…«
    Nun ja, meinte der Schalk Tony Renault, wenn man davon absähe, daß sich Herr Patterson auf keinem wirklichen Berge befände, und daß er kein Schäfersmann, kein
custos stabuli
sei, dann passe ja das Citat vortrefflich.
    Von der Höhe des Diablotin aus schweifte der Blick über gut angebautes Land, das viel Obst für die Ausfuhr erzeugte, zu der noch der Schwefel kommt, wovon die Insel große Mengen liefert. Daneben bildet die Kultur des Kaffeebaumes, die gegenwärtig in erfreulicher Zunahme ist, den Hauptreichtum Domimeas.
    Am nächsten Tage besuchten die jungen Reisenden die fünftausend Einwohner zählende Ville-des-Roseaux, die einen reizenden Anblick bietet, doch wenig Handelsverkehr zeigt, da die englische Regierung sie, wie man dort zu sagen pflegt, »mit einer Halblähmung geschlagen hat«.
    Die Abfahrt des »Alert« war, wie wir wissen, auf den Morgen des 26. August festgesetzt. Während die jungen Touristen dann am 25. gegen fünf Uhr nachmittags noch einen letzten Spaziergang am Ufer im Norden der Stadt machten, begab sich John Howard noch einmal über diese hinaus, um sich von der alten Kate zu verabschieden.
    Als er da in eine der auf den Kai mündenden Straßen einbog, trat an ihn ein etwa fünfzigjähriger Mann heran, dem Ansehen nach ein Seemann, der sich zur Ruhe gesetzt hatte, der auf den in der Mitte des Hafens liegenden »Alert« hinwies.
    »Ein schönes Schiff, junger Herr, begann er, und für einen Matrosen ein besonderes Vergnügen, es zu betrachten.
    – Gewiß, antwortete John Howard, ein ebenso gutes wie schönes Schiff, das eben eine Fahrt von Europa nach den Antillen gemacht hat.
    – Ja ja, ich weiß… ich weiß es, erwiderte der Seemann, ebenso wie mir bekannt ist, daß Sie der Sohn des Herrn Howard sind, bei dem die alte Kate und ihr Mann im Dienste standen.
    – Sie kennen die wackeren Leute?…
    – Wir sind Nachbarn, Herr John.
    – Und ich wollte jenen eben Lebewohl sagen, da wir morgen abreisen.
    – Schon morgen?
    – Ja. Wir haben noch Martinique, Sancta-Lucia und Barbados zu besuchen.
    – Ja ja, das weiß ich. Doch sagen Sie mir, Herr John, wer befehligt den ›Alert‹?
    – Der Kapitän Paxton.
    – Der Kapitän Paxton? wiederholte der Matrose. O, den kenne ich… kenne ich sehr gut.
    – Sie kennen ihn persönlich?
    – Und ob Ned Butlar ihn kennt! Das wollt’ ich meinen! Wir sind auf dem ›Northumberland‹ in den südlichen Meeren zusammen gefahren. Das mag so seine fünfzehn Jahre her sein, wo er erst Obersteuermann war. Er ist etwa ein Mann von einigen vierzig Jahren, nicht wahr?
    – Ja, ungefähr so alt mag er sein.
    – Etwas untersetzt von Gestalt…
    – O nein, er ist ziemlich groß und stark.
    – Hat rötliche Haare?
    – Nein, ganz schwarze.
    – Das ist merkwürdig! meinte der Matrose. Ich erinnere mich seiner doch so genau, als wenn er hier vor mir stände…
    – Da Sie den Kapitän Paxton kennen, sagte John Howard, so sachen Sie ihn doch einmal auf. Er wird sich freuen, mit einem alten Reisegenossen einen Händedruck wechseln zu können.
    – Ja ja, das soll geschehen,
    – Doch noch heute, am besten sofort. Der ›Alert‹ geht morgen schon ganz früh in See.
    – Ich danke Ihnen, Herr John; und ich werde den ›Alert‹ nicht auslaufen lassen, ohne dem Kapitän Paxton meinen Besuch gemacht zu haben.«
    Damit trennten sich beide und John Howard ging nach der höher gelegenen Vorstadt weiter.
    Jetzt drohte nun Harry Markel und seiner Mannschaft eine ernste Gefahr. Dieser Ned Butlar kannte den Kapitän Paxton, da beide zwei Jahre lang miteinander gefahren waren, und was mußte der Mann sagen, was darüber denken, wenn er erst vor Harry Markel stand, der ja mit dem frühern Obersteuermann des »Northumberland« nicht die geringste Ähnlichkeit hatte.
     

    Da entfuhr Kate ein lauter Freudenschrei. (S. 244.)
     
    Als der Matrose an der Steuerbordstiege des »Alert« angekommen war, rief ihn der auf dem Deck umherspazierende Corty an.
    »He, Kamerad, fragte er, was wünscht ihr denn hier?
    – Ich möchte den Kapitän Paxton sprechen.
    – Kennt ihr ihn denn? erkundigte sich Corty mit gewohnter Vorsicht.
    – Ob ich ihn kenne! Wir sind ja zusammen auf den südlichen Meeren gefahren.
    – Ah… wirklich?… Und was wollt

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